Westheim.
Die Hoffnung auf Arbeit war trügerisch. Am Montag hatte es in der KMB-Betriebsversammlung so ausgesehen, dass die 14 Beschäftigten, die im Oktober ihren Streik aussetzten und seitdem vergeblich darauf warteten, an ihren Arbeitsplatz zurückzudürfen, ihre Arbeit wieder aufnehmen könnten (WP berichtete). Das sieht jetzt anders aus.
12 von ihnen kehrten Dienstagmorgen wieder an ihren Arbeitsplatz zurück, so Bodo Matthey, stv. Regionalleiter der IG Bau, Agrar, Umwelt (BAU) zur WP. Zwei wurden nach Hause geschickt. Für sie habe es wohl nichts zu tun gegeben.
Am Mittwochmorgen war für weitere 10 Streikaussetzer ebenfalls keine Arbeit mehr da. Für Matthey ein Zeichen, dass „sich die Fortführung der KMB schwieriger gestaltet als angenommen“ und dass es sich nicht einschätzen lasse, ob sie überhaupt weitergeführt werden könne. Die Situation bereite ihm „Gesamtbauchschmerzen“.
Am Dienstag vor einer Woche hatte die Geschäftsführung der KMB am Amtsgericht Arnsberg das Insolvenzeröffnungsverfahren beantragt. Grund: Zahlungsunfähigkeit. „Wenn es wieder mehr Arbeit gibt, sollen auch die Streikenden wieder eingebunden werden“, so der Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters der KMB.
Die Firmengebäude gehören nicht zur Insolvenzmasse. Deren Eigentümerin ist die Siewert & Jakobs GmbH & Co KG mit Hermann Jakobs, dem Inhaber der KMB, als persönlich haftendem Gesellschafter. Im Halle 2 soll laut Matthey jetzt die Fa. Kombiton mit 15 Mitarbeitern agieren. Jakobs hatte im Januar die Kombi-Massiv Schlüsselfertiges Bauen GmbH in Kombiton umbenennen lassen. Bei der Kombiton seien sogar 30 Leute beschäftigt, sagte Jakobs gestern der WP. Und auch die Kombiton gehöre der Siewert & Jakobs GmbH.
Drei Betriebsräte der KMB hätten sich am Mittwoch bei einem Rundgang durch die Halle 2 darüber informieren wollen, wer dort beschäftigt sei. Dabei seien sie, so Gewerkschafter Matthey, von Hermann Jakobs achtkantig rausgeschmissen worden mit den Worten, die Kombiton gehe sie gar nichts an. Das sehen IG BAU und Betriebsrat aber ganz anders. Matthey: „Wir sagen, das ist ein Betrieb. Wir sehen doch immer, wie die Mitarbeiter zwischen Halle 1 und 2 wechseln.“
Insolvenz und Neugründung
Eine Einigungsstelle zur Betriebsspaltung soll in Kürze einberufen werden. Die KMB habe mit Kombiton rein gar nichts zu tun, so Jakobs zur WP. Auch er persönlich habe nichts mit der KMB zu tun. Er sei nicht in der Geschäftsführung und habe auch nicht den Insolvenzantrag gestellt. Er sei lediglich Eigentümer der Immobilie. Der Mietvertrag sei schon vor einem Jahr aufgehoben worden, weil die KMB die Miete (monatlich 48.000 Euro) nicht mehr hätte zahlen können.
Dass heute keine Arbeit für die KMB da sei, schiebt er auf das Streikmanagement der Gewerkschaft und des Betriebsrates. Eine Firma könne es sich nicht leisten, Löhne für nicht getane Arbeit zu zahlen. Mit dem Insolvenzantrag sei die Reißleine gezogen worden.
Matthey wirft Jakobs vor, mit der ganzen Belegschaft zu spielen. Er habe schon viele Insolvenzverfahren begleitet, aber so etwas habe er noch nicht erlebt. Wenn sich Jakobs nicht langsam kooperativ zeige, werde er weitere arbeitsrechtliche Schritte einleiten. Seiner Meinung nach sei es „ein sehr sorgfältig vorbereitetes Insolvenzverfahren“. Die Drohung des Firmenchefs vor einem Jahr, die Firma zu schließen, wenn der Betriebsrat nicht zurücktrete, mache er jetzt wahr.
10 KMB-Mitarbeiter hätte Jakobs im Januar und Februar vor dem Insolvenzantrag witterungsbedingt entlassen. Für Matthey ist das unzulässig, weil es keine Anhörung des Betriebsrates gegeben habe und die KMB nicht witterungsbedingt entlassen dürfe, rein betriebsrechtlich. Nebenbei kam heraus: Firmenchef Jakobs hatte den Streikenden für die Zeit der Streikaussetzung zwar keinen Lohn gezahlt, wohl aber, um strafrechtliche Konsequenzen zu vermeiden, auch für diesen Zeitraum die Sozialabgaben abgeführt.