Westheim.

Wenn sich der Betriebsrat nicht auflöst, werde der ganze Betrieb an die Wand gefahren, soll die Geschäftsführung vor fast genau einem Jahr angekündigt haben. Ob das nun gestimmt haben mag oder nicht: Am Dienstag hat Hermann Jakobs, Inhaber der Fa. Kombi-Massiv-Bauelemente GmbH (KMB) diese kolportierte Prophezeiung wahr gemacht und am Amtsgericht Arnsberg die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt.

„Die KMB kann die ausstehenden Forderungen durch die zur Verfügung stehenden Liquiditätsmasse nicht mehr erfüllen“, so Jörg Nolte, Sprecher des mit dem Verfahren beauftragten Rechtsanwalts Horst Piepenburg von der Sozietät Piepenburg und Gerling in Werl, auf Anfrage der WP. So ständen zum Beispiel noch die Januar-Löhne aller Mitarbeiter aus.

Im April soll das Insolvenzverfahren eröffnet werden. Die Auftragslage lasse es momentan zu, dass das Unternehmen so weitergeführt werden könne wie bisher. Die Ursache der Zahlungsunfähigkeit werde überprüft, so der Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters weiter.

Für den stellvertretenden Regionalleiter der IG Bau, Agrar, Umwelt (BAU), Bodo Matthey, ist die Sachlage klar: Wenn sich die Geschäftsleitung so verhalte, wie es die KMB im vergangenen Jahr praktiziert habe, sei es nicht verwunderlich, dass die Aufträge ausbleiben, klagt der Gewerkschaftler gegenüber der WP.

Wie mehrmals berichtete, hat sich vor einem Jahr bei der KMB ein Betriebsrat gegründet. Seit Sommer ist ein Teil der Belegschaft (anfangs um die 30 von ca. 100 Mitarbeitern) im erst befristeten, dann unbefristeten Streik. Seit Anfang Oktober setzen die zuletzt 14 verbliebenen Streikenden den Streik aus und warten vergeblich darauf, dass sie wieder an ihren Arbeitsplatz dürfen.

Den Lohn für die Zeit der Streikunterbrechung muss die KMB allerdings zahlen. Das hatte, wie am Donnerstag berichtet, das Arbeitsgericht Arnsberg in der vergangenen Woche beschlossen.

Und jetzt der Insolvenzantrag. Aber es gibt ja noch das 100-prozentige Tochterunternehmen Kombi-Massiv-Bau Schlüsselfertiges Bauen GmbH. Vor wenigen Tagen hat die Geschäftsleitung sie in Kombiton GmbH umbenennen lassen. Der Name steht auf eine Wortmarke, die sich die Fa. KMB 1996 für Fertigbauteile hatte schützen lassen.

Die Forderungen der streikenden Arbeitnehmer kommen mit in die Insolvenzmasse, so der Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters.

Tatsächlich weist der Ende Januar veröffentlichte Jahresabschluss der Kombi-Massiv-Bauelemente GmbH zum 31. Dezember 2011 einen Jahresfehlbetrag von 140.530 Euro aus. In 2010 war es noch ein Überschuss von 199.503 Euro. „Einer deutlich gestiegenen Gesamtleistung stehen überproportional gestiegene Materialaufwendungen gegenüber, die zu einem nicht unwesentlichen Teil aus der Entwicklung neuer Produktsysteme anhand eines Erstauftrags resultieren, jedoch nicht als Entwicklungskosten aktiviert wurden“, heißt es in dem Geschäftsbericht. Und weiter heißt es dort: „Bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen konnten allerdings auch in einigen Teilbereichen weitere Kosteneinsparungen erreicht werden.“ Das gilt allerdings nicht für die Miete, die das Unternehmen für die Werkshalle zahlen muss. Lag diese noch im Jahr 2010 bei 36. 000 Euro im Monat zzgl. Umsatzsteuer, so musste das Unternehmen 2011 monatlich 46. 000 Euro plus Steuer abführen. Empfänger und Eigentümer der Immobilie: die Siewert & Jakobs GmbH & Co KG, Diemelstadt. Persönlich haftender Gesellschafter: Hermann Jakobs. Der Mietvertrag läuft noch bis Ende diesen Jahres.

Ob auch die Mietzahlung für den Januar noch offen ist, konnte der Sprecher des Insolvenzverwalters gestern nicht beantworten.

Ende 2000 hatte das Unternehmen 14 Millionen DM in die zweite 9.130 qm große Fertigungshalle. 30 neue Mitarbeiter wurden damals eingestellt.