Brilon. .

„Zurzeit nehmen wir keine weiteren Katzen auf!“ Das Schild ist schon leicht verwittert, weil es eigentlich ständig am Eingangstor des Briloner Tierheims hängt. Für maximal 60 Stubentiger ist dort Platz. „Zurzeit haben wir 70 und das ist langsam grenzlastig“, sagt Heike Vieten. Sie ist Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins Brilon und kennt das Problem mit der Überpopulation bei Pussy und Co. aus der täglichen Arbeit. Daher startet der Verein vom 10. Februar bis zum 14. März eine kostenlose Kastration von herrenlosen Katzen aus den Stadtgebieten Brilon, Hallenberg, Marsberg, Medebach, Olsberg, Winterberg und Willingen. Das sind auch die Städte, die die Einrichtung finanziell unterstützen.

„Finder herrenloser Katzen können sich bei uns im Tierheim melden und gegen eine Pfandgebühr von 70 Euro eine unserer sieben Fallen ausleihen. Wir machen dann mit einer der beiden kooperierenden Tierarztpraxen in Wünnenberg oder in Lichtenau einen Termin aus. Und dann bringt der Finder das Tier für den Eingriff dorthin“, erklärt Heike Vieten.

Eigene Mittel

Die Kosten dafür will der Tierschutzverein aus eigenen Mitteln zur Verfügung stellen. Nur für den Transport muss der jeweilige Finder aufkommen. „Das ist für uns aktiver Tierschutz, denn wir wissen nicht mehr, wohin mit den Katzen. Und es ist einfach nicht in Ordnung, Katzen anzulocken und zu füttern und sich dann nicht weiter um sie zu kümmern.“ Was viele nicht wissen: Wer freilaufenden Tieren regelmäßig Futter hinstellt, ist im rechtlichen Sinne bereits Halter des Vierbeiners.

Wer im Tierheim anruft und einen „Mäusejäger“ abgeben möchte, wird zurzeit auf eine Warteliste gesetzt. Stellt aber jemand die Katzen einfach vor die Tierheimtür aus, dann muss improvisiert werden. „Zur Not muss ein Kaninchenstall herhalten, um die Tiere überhaupt noch unterzubringen“, sagt Azubi Lara Vieten.

Seit 1. Juni 2012 nimmt die Stadt Brilon die Katzenhalter in die Pflicht. „Wer sich einen Schmusetiger hält und ihm Zugang ins Freie gewährt, ist verpflichtet, ihn kastrieren und mit Tätowierung oder Chip kennzeichnen zu lassen“, sagt Marcus Bange vom Ordnungsamt. Wer sich daran nicht hält, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die im schlimmsten Fall mit einem Bußgeld belegt werden kann. Vereinzelte Beschwerden über freilaufende Katzen habe es gegeben, aber noch keine Verwarnung, so Bange. Und ob sich das Verbot bislang auf die Population ausgewirkt hat - wer will das beantworten?

„Die Reproduktionsrate bei Katzen ist enorm hoch. Das ist ein großes Problem, das auch aus falscher Tierliebe heraus entstanden ist. Ich finde die Aktion daher lobenswert“, sagt Amtstierarzt Dr. Martin Steiger. Bei der Kastration werden bei den männlichen Tieren die Hoden und bei den weiblichen Tieren die Eierstöcke entfernt. Kritiker meinen, eine Sterilisation würde auch ausreichen. Dabei würden Samen- bzw. Eileiter lediglich durchtrennt. Die Tiere sind dann zwar auch unfruchtbar; das Sexualverhalten bleibt aber unverändert. Daher wird in der Regel kastriert.

Etwas Angst hat der Tierschutzverein vor „schwarzen Schafen“, vor Katzenbesitzern, die ihren Stubentiger eigentlich schon längst kastrieren lassen wollten, aber die Kosten scheuten und jetzt hier auf einen fahrenden Zug aufspringen könnten. Heike Vieten: „Wir können daher nur um Fairness bitten. Es sollten keine privaten Hauskatzen angemeldet werden.“