Referinghausen. .
„Kälber kraulen im Dorf der Zukunft“ oder „Kuh-Dorf wird zum Q-Dorf“ – das waren im September 2011 die überregionalen Schlagzeilen in der WP. Damals hatte die Stiftung Deutscher Architekten ihr Sommerseminar im 253-Seelen-Ort Referinghausen veranstaltet. 18 Absolventen verschiedener Architekturstudiengänge hatten Zukunftsideen für das Dorf entwickelt.
Visionen, wie man mit einer viel zu breiten Ortsdurchfahrt, einer ländlichen Struktur und einem großen Gebäudeleerstand umgehen kann. Aber was ist daraus geworden?
Lotte und die Milch
Diese Frage stellten sich auch einige Architekten, die an dem Seminar teilgenommen hatten. Von sich aus boten Denise Handler, Veronika Howe, Maria Gerdt und Stephan auf der Brücken an, noch einmal zu einem Workshop nach Referinghausen zu kommen. „Einige der Anregungen haben wir schon aufgegriffen oder sogar umgesetzt“, sagt Ortsvorsteher Reinhard Figgen, der sich mit einem 17-köpfigen Planungsteam an die Arbeit gemacht hat. Unter dem Motto „Milch macht Ku(h)lturlandschaft“ werden ab Mai mehrere Stationen im Dorf erlebbar sein, an denen auch spielerisch z.B. über Naturschutz oder Milchwirtschaft informiert wird.
Figgen: „Wir arbeiten bei diesem Projekt mit dem Naturpark Rothaargebirge, dem NRW-Umwelt- und Landwirtschaftsministerium, der Landesvereinigung der Milchwirtschaft, der Südwestfalen Agentur/Regionale 2013 und der Touristik Medebach zusammen.“ Beim Dorffest am Himmelfahrtstag fällt dann auch der Startschuss für das Projekt, das mit der „Kuh Lotte“ als Maskottchen wirbt.
Auch bei der breiten Ortsdurchfahrt ist das Dorf aktiv geworden. Änderungen bei der Markierung, Entfernung von Leitplanken und in einem zweiten Schritt die Umgestaltung des kleinen Dorfparks – hier stehen das Thema Wasser und die Kleinbahn Steinhelle Pate – sollen insgesamt zu einer Beruhigung des Durchgangsverkehrs führen.
Schandfleck
Als dicker Brocken bleibt aber der Gebäude-Leerstand an der Düdinghauser Straße, der mitten im Dorf direkt an der Bushaltestelle liegt. Ein lange Jahre als Gasthof genutztes Gebäude, das später an viele Einzelbesitzer veräußert wurde und inzwischen seit Jahren leer steht, ist nicht nur zu einem Schandfleck verkommen. Sogar Ratten sollen sich dort inzwischen tummeln. Noch vor zwei Jahren hatten die Architekten vorgeschlagen, zumindest das Fachwerkmittelstück des Hauses zu erhalten und mit der dahinterliegenden, markanten Felsformation zu einem geologischen Info-Zentrum zu gestalten.
Spätestens seit der eingehenden Besichtigung des Leerstandes im Rahmen ihres zweiten Workshops in Referinghausen sind die Architekten der einhelligen Meinung: „Das Gebäude kann eigentlich nur noch abgerissen werden. Da ist nichts mehr zu machen“, so Stephan auf der Brücken. Daher ging es in dem Wochenendseminar auch nur noch um die Gestaltung der neuen Fläche nach einem Abriss. Alle vier Architekten entwickelten im Laufe des Workshops verschiedene Modelle für eine Folgenutzung.
Verkehrssicherheit
Die vier Fachleute vertreten die Ansicht, dass dem Gelände aufgrund seiner Lage eine besondere Bedeutung zukomme. Gerade in punkto einer dringenden Verbesserung der Verkehrssicherheit wären u.a. eine Busspur und öffentliche Parkplätze denkbar.
Aber auch ein mobiler Verkaufsstand (Hofladen), Ruhemöglichkeiten oder ein Info-/Rastpunkt für Wanderer sind denkbar. Von dort aus ließen sich auch das Wohngebiet „Am Steimel“ und weitere Stationen im Rahmen des Milch-Projektes über einen neuen Fußweg erschließen. Die Felsen sollten in jedem Fall erlebbar gemacht werden.
Bei der Bewältigung des Gebäude-Leerstandsproblems ist das Dorf aber auf die Hilfe der Stadt angewiesen. Bürgermeister Thomas Grosche: „Das Dorf muss konkret wissen, welche Folgenutzung es sich für die Fläche vorstellen kann. Mit diesen Plänen sollten die Referinghäuser an Stadt und Rat herantreten. Es gibt durchaus positive Signale, dass sich auf partnerschaftlicher Ebene ein Konzept finden lässt.“