Medebach. . Bauer Florian Hellweg in Medebach-Deifeld setzt auf einen Wohlfühlstall, damit seine Tiere mehr leisten können. Zum Start der Grünen Woche in Berlin zeigt sich der Landwirt zuversichtlich.

Das Glück ist ein Rindvieh und sucht seinesgleichen? Nur so ein Spruch. Wie die Werbung mit den glücklichen Kühen. Florian Hellweg spricht deshalb nicht vom Glück. Der Milchbauer aus dem Hochsauerland formuliert seine Überzeugung so: „Nur Kühe, die sich wohlfühlen, erbringen auch eine gute Milchleistung.“ Deshalb zeigt er seine Tiere gerne vor. Gerade vor dem Start der Grünen Woche in Berlin und vor dem beginnenden Bundestagswahlkampf, in dem, wenn es nach den Grünen geht, auch der Tierschutz wieder eine große Rolle spielen wird. Für diese Debatte fühlen sich die Bauern in der Region gut gerüstet, meint Josef Schreiber, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland.

20.000 Kühe produzieren im HSK auf 500 Bauernhöfen 150 Millionen Liter Milch im Jahr. Das sind 440.000 Liter täglich, mit denen 1,75 Millionen Menschen versorgt werden. Und einen dieser Höfe führt der 29-jährige Florian Hellwig zusammen mit seiner Ehefrau Nicole und seinen Eltern als Familienbetrieb.

In 580 Metern Höhe in Medebach-Deifeld hat er vor knapp fünf Jahren einen Wohlfühlstall für seine 130 Milchkühe gebaut. Hoch und luftig ist er und zur Südseite offen. Von Kuschelwärme keine Spur; bei ordentlichen Minustemperaturen fröstelt der Mensch. Aber der Kuh macht das nichts aus. „Kühe empfinden die Temperatur 15 Grad wärmer“, sagt Hellwig. Deshalb kommen seine Tiere, wenn sie im Sommer selbstständig ins Freie dürfen, meist wieder zurück in den Stall, sobald die Mittagssonne brennt.

Schwungraum zum Aufstehen

Das liegt auch daran, dass sie genügend Platz haben. Die Liegeplätze sind 3 mal 1,20 Meter groß. Das gibt ihnen „Schwungraum“ zum Aufstehen. Und bequem ist es auf dem Stroh offenbar auch. Florian Hellwig lässt sich jedenfalls genüsslich hineinplumpsen. Und mit der Kuhbürste, die an eine Autowaschanlage erinnert und die von den Tieren selbst betätigt wird, kratzt auch er sich den Rücken. Zu Demonstrationszwecken. Als Beweis für den Kuhkomfort dienen ihm aber vor allem die Zahlen: Seit er den neuen Stall hat, ist die Milchleistung pro Kuh um 2000 Liter und Jahr gestiegen: von früher 7500 auf heute 9500 Liter. Seine Top-Kuh ist die achteinhalbjährige Fabine, die im Laufe ihres Lebens bereits 85 Tonnen Milch abgeliefert hat.

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Und wirtschaftlich läuft es auch gut für ihn? Der Milchpreis stimmt. „33 Cent pro Liter im Moment sind in Ordnung“, sagt Hellwig. „Das Problem sind die Kosten: Getreide, Kraftfutter und Strom sind erheblich teurer geworden.“ Bei einem Verbrauch von 50.000 Kilowattstunden im Jahr macht sich vor allem der Strompreis stark bemerkbar. Aber der 29-jährige setzt weiter auf Milch: „Wir haben kein zweites Standbein. Nur Rinder und Grünland.“ Und er blickt optimistisch in die Zukunft. Sonst hätte er kaum eine Million Euro in den Stall und die Melkanlage investiert. Und über eine Erweiterung denkt er auch schon nach, über einen eigenen Bereich für tragende Tiere. Aber vergrößern will er die Zahl der Tiere nicht: „Mehr ist für eine Familie nicht zu schaffen.“

„Auf einem guten Weg“

Für Josef Schreiber ist es wichtig, dass eine flächendeckende Landwirtschaft auch in Höhenlagen weiter möglich bleibt. Deshalb setzen die Landwirte auf Offenheit. Sind bereit, auch Schwachstellen zu diskutieren. Zum Beispiel das Problem mit der Enthornung. „Wir sedieren die Kälber dabei“, sagt Hellwig. „Verzichten können wir darauf nicht; das wäre zu gefährlich für Mensch und Tier.“ Für die Zukunft hofft man auf die Zucht von hornlosen Rindern, aber das wird noch dauern. „Wir sind auf einem guten Weg“, betont Schreiber. Und während das Rind weiter die frische Luft genießt, darf der Mensch zurück ins Warme. Zum Glück.