Brilon. . Qualifizierte Altenpflegekräfte sind sehr gefragt - so gefragt, dass inzwischen darüber nachgedacht wird, sie sogar in Asien anzuwerben. Könnte demnächst auch im Hochsauerlandkreis Pflegepersonal aus China zum Einsatz kommen?

Der Bedarf an qualifizierten Altenpflegekräften ist hoch. So hoch, dass darüber nachgedacht wird, sie vermehrt im Ausland anzuwerben. Sogar in China.

Grundsätzlich könnten Heinz-Georg Eirund, Vorstand des Caritasverbandes Brilon, und Karen Mendelin, Fachbereichsleiterin Alten- und Krankenhilfe, sich das für die Zukunft schon vorstellen - allerdings nicht von heute auf morgen. Für ganz wichtig halten sie dabei allerdings, dass eine gute sprachliche Verständigung gewährleistet werde und eine intensive integrative Begleitung ausländischer Arbeitskräfte stattfindet. „Das geht aber sicher nicht einfach mit einem vierwöchigen Sprachkurs“, so die Einschätzung des Caritas-Vorstands. Die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte, die es ja auch jetzt im Pflegebereich bereits gibt, bietet seiner Ansicht nach aber auch die Chance voneinander zu lernen.

Rahmenbedingungen in Deutschland müssen verändert werden

„Gerade in der Alten- oder Krankenpflege ist es wichtig, dass sich die Pflegekräfte in die Menschen, die sie betreuen, einfühlen und mit ihnen sprechen können und sich in ihre Kultur hineindenken“, so Heinz-Georg Eirund. Er ist sich aber auch sicher: „Auf Dauer werden wir angesichts der demografischen Entwicklung ohne ausländische Arbeitskräfte nicht auskommen.“ Gleichzeitig hält Heinz-Georg Eirund es jedoch aber für dringend notwendig, die Rahmenbedingungen hier bei uns in Deutschland zu verändern. Denn momentan sei es ein Rahmen, der „zwingt, Pflege im Minutentakt abzurechnen, und der sich mitunter im Dokumentationswahn ergeht.“ Außerdem müssten die durchaus berechtigten, aber oft völlig überzogenen Kontrollen auf ein praxisrelevantes Maß zurückgeführt werden. Heute würden beispielsweise in einem Pflegedienst mit 60 Patienten 2,3 Vollzeitstellen allein für die Dokumentation gebracht. Eirund sieht die Gefahr, „dass das ganze System unter diesen Rahmenbedingungen kollabiert.“ Caritas-Fachbereichsleiterin Karen Mendelin kritisiert darüber hinaus die zunehmende Akademisierung in den Pflegeberufen: „Wir brauchen vor allem Kräfte, die vor Ort bei den Menschen sind.“ Die wichtige Arbeit, die hier geleistet werde, sei gesellschaftlich leider viel zu wenig anerkannt. Dabei sei die Pflege auch heute noch ein sehr attraktive Berufsfeld.

Ausbildungsoffensive im Hochsauerlandkreis

Um mehr als 20 Prozent wird die Zahl der Pflegebedürftigen in den nächsten fünfzehn Jahren bei uns im HSK ansteigen. Davon geht eine Modellrechnung der Strukturförderung des Hochsauerlandkreises aus. Demnach werden 2030 im HSK rund 9500 pflegebedürftige Menschen leben.

Auch für den Caritasverband Brilon wird es zunehmende schwieriger, Pflegepersonal zu bekommen. Deshalb wurde eine Ausbildungsoffensive gestartet. In Brilon wird sich der Fachkräftemangel wahrscheinlich weiter verschärfen, da derzeit mit der „Seniorenresidenz Brilon“ eine neue, zusätzliche Altenpflege-Einrichtung entsteht, die natürlich ebenfalls qualifizierte Mitarbeiter sucht. 60 neue Arbeitsplätze sollen dort entstehen.