Altkreis. .

Das gemeinsame Lernen von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung soll in NRW weiter ausgebaut bzw. zum Regelfall werden. Ziel ist der Aufbau eines „inklusiven“ Schulsystems. Damit verbunden kommt eine „Welle von Veränderungen“ auf die heimische Schullandschaft zu, so die Einschätzung von Martin Stolte, Leiter des Fachbereichs Schule beim Hochsauerlandkreis. In eine ungewisse Zukunft blicken aufgrund ihrer Größe momentan besonders die Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen.

Das NRW-Schulministerium hat einen Verordnungs-Entwurf mit Mindestschülerzahlen vorgelegt, die die drei Förderschulen mit Schwerpunkt Lernen im Altkreis Brilon (Kerschensteiner Schule Marsberg, Christophorus-Schule Brilon, Jakobusschule Niedersfeld) bei weitem nicht vorweisen können. Und dementsprechend stellt Martin Stolte fest: „Wenn es bei den 144 Schülern als Mindestzahl bleibt und es keine Ausnahmeregelungen gibt, wird es für einige Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen im HSK eng werden.“

Eigentlich sollte der Gesetzesentwurf bereits im Dezember im Landtag vorgelegt werden. Doch das Gesetzgebungsverfahren hat sich verzögert. Das NRW-Bildungsministerium hat mitgeteilt, dass der Gesetzesentwurf dem Landtag zugeleitet werden soll, wenn die zahlreichen Stellungnahmen der Verbände ausgewertet worden seien, „um notwendige Änderungen und Klarstellungen an dem Gesetzesentwurf vorzunehmen“.

Schwierig gestalten sich offenbar die Verhandlungen mit den Kommunen in Bezug auf das Tempo, in dem die Inklusionspläne umgesetzt werden sollten und Fragen der Folgekosten.

Start des Gesetzes im November

Geplant ist, dass das Gesetz rechtzeitig vor Beginn der nächsten Anmeldephase für die Grundschulen im November dieses Jahres in Kraft treten soll.

Die Christophorusschule Brilon ist eine städtische Förderschule, die zurzeit 56 Schüler besuchen. Die Kerschensteiner-Schule ist eine Einrichtung der Stadt Marsberg, an der momentan 39 Schüler unterrichtet werden. Träger der Jakobusschule in Niedersfeld mit aktuell 37 Schülern ist die Stadt Winterberg. Bei den Förderschulen mit anderen Förderschwerpunkten sei die Situation momentan noch nicht so akut, erklärt Martin Stolte. Klar ist aber auch: Mit Umsetzung der Inklusionspläne kommen nicht nur auf die Förderschulen, sondern auch auf die Regelschulen viele Veränderungen zu.

Rolf-Peter Wiegelmann, Leiter der Christophorus-Schule Brilon, geht davon aus, dass es im gesamten Förderschulbereich und damit einhergehend auch bei den Regelschulen gravierende Veränderungen geben wird. Er erklärt: „Wir sind für Veränderungen offen, aber es ist wichtig, dass das Gute, nämlich eine optimale Förderung der Schüler wie wir sie hier an unserer Förderschule leisten können, auch künftig gewährleistet wird.“ Er gibt zu bedenken, dass es Kinder gibt, für die es schwierig werde, sie in einer Regelschulklasse zu unterrichten. Ein solcher Übergang müsse gut vorbereitet sein und nach sinnvollen gemeinsamen Lösungen gesucht werden.

Mit Blick auf diese Entwicklungen soll das Thema im Hochsauerlandkreis interkommunal angegangen werden. Deshalb hatte der Kreis bereits die Schulleitungen der Förderschulen eingeladen, um mit ihnen gemeinsam die zukünftige Entwicklung zu erörtern und möglichst ein gemeinsames Konzept auf den Weg zu bringen. Die Entscheidung, was aus den einzelnen Schulen wird, liegt dann letztlich bei den jeweiligen Trägern vor Ort.