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Schwung und Dynamik bei den mittelständischen Unternehmen des Hochsauerlandes haben im ersten Halbjahr nachgelassen. Die noch im vergangenen Jahr geäußerten Erwartungen der Firmenlenker nach einer weiteren Situationsverbesserung haben sich größtenteils nicht erfüllt und liegen etwas unter dem Vorjahresniveau. Das geht aus der jährlichen Sommerbefragung der heimischen Volksbanken hervor. Sie wurde gestern vor Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung aus dem ganzen Hochsauerlandkreis bei der Firma Ritzenhoff in Marsberg präsentiert und diskutiert.
„Die Stimmung bei den 155 befragten Unternehmen ist insgesamt im Vergleich zum Rekordwert des letzten Jahres leicht zurückgegangen, liegt aber immer noch auf einem hohen Niveau und sichtbar über dem langfristigen Durchschnitt“, begrüßte Bankensprecher Andreas Ermecke (Schmallenberg) die Runde aus Repräsentanten des öffentlichen Lebens im HSK. Sie nahmen auch zur Kenntnis, dass sich die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage weniger positiv als im Sommer 2011 darstellt. Ermecke jedoch erfreut: „Die Gesamtsituation im HSK ist dennoch besser, als in anderen Teilen der Republik.“
Wie und in welchen Bereichen sich die Stimmung verändert hat, führte Dirk Lüddecke (Marsberg) an Hand von Zahlen, Daten und Fakten aus, ehe Ferdinand Klink (Thülen) auf Problemfelder und Themen einging, bei denen die Unternehmen der Schuh drückt. Am wenigsten stark trübte sich die Stimmung bei den produzierenden Betrieben ein, deren Geschäftslage sich unter dem Strich sogar leicht verbesserte. Da sich das Stimmungsbarometer aber aus der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sowie der erwarteten künftigen Geschäftsentwicklung zusammensetzt, ist auch hier ein leichter Rückgang zu verzeichnen.
Stimmungsverluste gibt es auch im Bau- und Ausbaugewerbe zu vermelden, doch im Ergebnis bedeutet das immer noch den drittbesten Wert seit Beginn der Befragungen im Jahr 1994. Lüddecke: „Nach wie vor bewerten 70 % (im Vorjahr 74 %) der Befragten ihre Geschäftslage als gut bis sehr gut.“
Am meisten gesunken ist das Stimmungsbarometer im Handel und präsentiert sich auf dem niedrigsten Niveau seit 2005.
Halbiert hat sich die Zahl der Handelsbetriebe, die bessere Geschäfte als im Vorjahr machten ebenso wie die Zahl derer, die rückläufige Geschäfte meldeten. Nur noch 16 % (im Vorjahr 29 %) erwarten eine verbesserte Geschäftslage und jeder vierte befürchtet eine Verschlechterung der Geschäftsentwicklung. Im Vorjahr äußerte sich nicht ein Händler pessimistisch.
Am stabilsten hielt sich der Index im Dienstleistungsgewerbe. Er büßte lediglich 2,5 Zähler ein. Beim Handwerk fällt auf, dass der Anteil der mit der Geschäftssituation unzufriedenen Unternehmen von fünf auf drei Prozent zurückging und die im Sommer 2011 noch sehr positiv in die Zukunft schauenden Handwerksbetriebe ihre optimistische Sichtweise zugunsten einer neutralen Position aufgaben.
Ferdinand Klink berichtete u.a. von einer positiven, aber im Jahresvergleich zurückgehenden Beschäftigungsdynamik, weshalb der Personalbestand deutlich langsamer als im Vorjahr wachse. Der Anteil Personal entlassender Unternehmen nahm von fünf auf 14 % erheblich zu, während gleichzeitig nur noch jeder fünfte Betrieb (20 %, Vorjahr 28 %) seinen Personalstock erweiterte. Unterm Strich sei der Saldo von Einstellungen und Entlassungen planenden Unternehmen jedoch über alle betrachteten Branchen positiv. Bau- und Ausbaugewerbe (80 %) sowie das Handwerk (74 %) stehen zunehmend vor der Schwierigkeit, offene Stellen zu besetzen. Auch vor diesem Hintergrund sei bei der Beschäftigung kein großer Einbruch zu erwarten. ad