Brilon/Pristina. Das Roma-Center Göttingen machte am Mittwoch auf das Schicksal eines 23-jährigen Familienvaters aus Brilon aufmerksam, der am vergangenen Donnerstag in den Kosovo abgeschoben worden ist. Seine Ehefrau blieb mit der 16 Monate alten Tochter zurück.
Adil R. (Name geändert) war 1992 als kleines Kind mit seiner Familie, die der im Kosovo verfolgten Minderheit der Roma angehört, nach Deutschland gekommen. Kenan Emini von der Initiative „Alle bleiben!“: „Hier war er aufgewachsen und zur Schule gegangen, hatte gearbeitet und eine Familie gegründet.“ Am Donnerstag holten Mitarbeiter der Ausländerbehörde Meschede und Beamte der Bundespolizei den 23-Jährigen aus seiner Wohnung ab und brachten ihn zum Flughafen Stuttgart, wo eine Sammelabschiebung nach Pristina vorbereitet worden war.
„Vollständig integriert“
Wie das Roma-Center weiter mitteilte, habe die Ausländerbehörde in Meschede auch Adils Ehefrau und dem Kind die Abschiebung angedroht. Kenan Emini: „Sowohl Adil als auch seine Ehefrau waren in Deutschland vollständig integriert, hatten Arbeit und sprechen fließend Deutsch.“ Es sei ein Skandal, dass „ein vollständig integrierter Familienvater nach 20 Jahren Aufenthalt in ein Land abgeschoben wird, das er nicht kennt und dessen Sprache er nicht spricht.“
Wie der Hochsauerlandkreis auf Anfrage der WP sagte, sei die Abschiebung aufgrund diverser Vorstrafen des 23-Jährigen erfolgt. Dabei habe sich eine Gesamtgeldstrafe von rund 200 Tagessätzen angesammelt. Die Härtefallgrenze für abgelehnte Asylbewerber liege bei 50 Tagessätzen.
Bei den Gesetzesverstößen soll es sich im Wesentlichen um Schwarzfahren und damit verbundene Delikte handeln aus der Zeit, als er seine heutige Ehefrau kennenlernte und - mit kaum etwas auf der Naht - regelmäßig zu ihr nach Münster gefahren war. So soll er u.a. auch die Fahrkarte seiner heutigen Frau für die Tour benutzt haben.
Die baldige Rückkehr erkämpfen
Gleichwohl hält Kenan Emini die Abschiebung für inhuman: „Ganz unabhängig von seinen Geldbußen sehen wir es als absolut menschenrechtsverletzende und abscheuliche Handlung an, wenn durch eine Abschiebung eine Familie getrennt wird. Für uns steht die Situation und die Zukunft der jungen Familie im Vordergrund und weniger die Umstände, die zu den Vorstrafen führten.“ Nun stehe nämlich auch die Aufenthaltsgenehmigung für Adil R.s Frau auf dem Spiel, da der Familienernährer ausfalle. Zum Zeitpunkt der Abschiebung habe der 23-Jährige zwei Jobs als Leiharbeiter gehabt.
Auch seine Gattin habe bis zur Schwangerschaft viel gearbeitet. Kenan Emini: „Nun mit dem Baby als quasi Alleinerziehende wird es für sie allerdings schwierig werden, sich selber finanziell versorgen zu können und so die Bedingungen für die Aufenthaltsgenehmigung zu erfüllen.“
Gemeinsam mit Adil R.s Freunden und Angehörigen will die Initiative für dessen sofortige Rückkehr kämpfen.