Medebach. . Interview der WAZ-Mediengruppe mit Medebachs Bürgermeister Grosche.

Der von der Stadt Bestwig geplante Ferienpark in Andreasberg wird höchstwahrscheinlich nicht realisiert. Dies würde einen potenziellen Mitbewerber weniger für den Park Hochsauerland in Medebach bedeuten. Die Stadt Medebach hatte sich gegen den Park in Andreasberg ausgesprochen. Bürgermeister Thomas Grosche erläutert die Gründe.

Spüren Sie Erleichterung oder Mitgefühl für Ihren Amtskollegen Ralf Pèus?

Grosche: Seitens der Stadt Medebach wurde ja bereits im Regionalplanverfahren die Sorge vorgetragen, dass weitere Ferienparkgroßanlagen die bestehenden im Bestand massiv gefährden, so dass ich eine Ablehnung weiterer Parks aus Sacherwägungen heraus begrüße. Ich bin allerdings, falls es tatsächlich zur Ablehnung der Pläne in Bestwig kommt, weit von einem persönlichen Triumphgefühl entfernt. Denn ich schätze Ralf Pèus als guten Kollegen sehr und kann seine Verärgerung nachvollziehen.

Wie haben Sie ihre Bedenken begründet?

Grosche: Unsere Argumentation zielte auf die Konkurrenzsituation ab, da wir befürchten, dass das Sauerland eben nicht endlos viele Ferienparks vertragen kann. Hier wird das Ferienpark-Gutachten der Firma BTE meiner Ansicht nach zumeist fehlinterpretiert. Es sagt nämlich keinesfalls aus, dass das Sauerland weitere Ferienparks vertragen kann, sondern, dass dies z.B. nur dann funktioniert, wenn die Anlagen durch komplett andere Konzepte neue Zielgruppen für das Sauerland erschließen.

Gerade der in Bestwig geplante Park mit der Nähe zu Fort Fun wird, wie der Park in Medebach, insbesondere Familien mit Kindern und Aktivurlauber ansprechen. Bei allem Verständnis für die Nachbarn in Bestwig nützt es uns als Region nichts, wenn man an einer Stelle einen Ferienpark entstehen lässt und damit die Gefahr eingeht, an anderer Stelle einen Park zur Ruine werden zu lassen.

Auch vor dem Bau des Landal-Parks in Winterberg hat Medebach kräftig interveniert u.a. mit dem Argument, dass dem Center Parcs dadurch Gäste verloren gehen. Hat sich diese Befürchtung bestätigt?

Grosche: Auch beim Landal-Park ging es uns um die Sache und nicht um einen Streit zwischen den Städten. Zunächst ist heute festzustellen, dass der Landal-Park, anders als im damaligen Regionalplanverfahren dargestellt, um die gleichen Zielgruppen wirbt wie der Center Parc. Um dies festzustellen, muss man sich nur die Werbung im Internet oder auf Flyern ansehen. Dies zeigt die Schwächen des Gutachtens, auf das sich die Bezirksregierung nach wie vor stützt. Das Verfahren ist aber abgeschlossen und ich habe die Entscheidungen „Wohl oder Übel“ zu akzeptieren. In Zeiten vor der Wirtschaftskrise hatte der Center Parc über 850 000 Übernachtungen pro Jahr. Aktuell rechnen wir für 2011 mit rund 720 000 Übernachtungen. Ob die Übernachtungen ohne Landal wieder auf die Zahlen von vor der Wirtschaftskrise angestiegen wären, kann man zwar vermuten, aber nur schwer belegen.

Sehen Sie sowohl bei den nach außen als auch bei den nach innen orientierten Ferienparks überhaupt noch Potenzial für neue Anlagen? Wie gehen Sie mit dem Ferienpark-Projekt in Willingen um?

Grosche: Das Potenzial sehe ich aufgrund der aktuellen Belegungszahlen nicht. Sowohl der Landal-Park als auch der Center Parc haben genug freie Kapazitäten, um mehrere Hunderttausend zusätzliche Übernachtungen abzudecken.

Die oft strapazierte Phrase von offenen und geschlossenen Parks passt für das Sauerland ohnehin nicht. Unser Center Parc ist eine offene Anlage, die von Bürgern der Region als Infrastruktureinrichtung genutzt wird. Genauso nutzen zahlreiche Gäste des Center Parcs die touristische Infrastruktur im ganzen Sauerland. So hat der Center Parc z.B. etliche strategische Partnerschaften in der Region und wirbt vor Ort und im Internet u.a für die Skigebiete in Winterberg und Willingen sowie für den Freizeitpark Fort Fun. Die Bedenken der Stadt Medebach gelten generell für weitere Ferienparkanlagen im Sauerland, natürlich auch im benachbarten Hessen. Dort können wir unsere Bedenken aber erst im Bauleitplanverfahren und nicht auf überregionaler Ebene einbringen.