Brilon/Paderborn. .
(hjh) Das Landgericht Paderborn arbeitet Anfang kommenden Jahres den PFT-Skandal auf. Am 12. Januar beginnt vor der 2. Strafkammer der Prozess gegen den damaligen Kopf der GW-Umwelt-Gruppe, Ralf W., aus Brilon.
Mit ihm nehmen sechs weitere Personen auf der Anklagebank Platz: ein leitender Mitarbeiter des in Borchen angesiedelten Unternehmens, vier Geschäftspartner aus Belgien und ein ehemaliger Anwalt von Ralf W. aus Brilon. Dieser wird jedoch nicht wegen der Umweltdelikte angeklagt, sondern wegen Strafvereitelung im Amt. Der Jurist soll den Ermittlern Akten vorenthalten. Wegen anderer Straftaten ist dem Briloner bereits die Zulassung und auch das Notariat entzogen worden. Es ist ein Mammutprozess, der auf die Vorsitzende Richterin Manthey und ihre Berufs- und Laienrichter zukommt. Vorerst, so Bernd Emminghaus, Sprecher des Landgerichts zur WP, sei das Verfahren bei zwei Sitzungsterminen pro Woche auf ein Jahr angelegt.
14 Seiten starke Anklage
141 Seiten stark ist die Anklage, in der die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität Bielefeld - sie ist auch in der Aufarbeitung des so genannten Briloner „Schröder-Crashs“ tätig - den Angeklagten diverse Umweltvergehen vorwirft. Dazu sind bisher 43 Zeugen sowie 18 Sachverständige geladen. „Die tatsächliche Zahl kann davon abweichen. Es können mehr werden“, so Emminghaus. Ralf W. war mit zwei Brüdern in unterschiedlichen Konstellationen Gesellschafter und Geschäftsführer diverser Firmen, die sog. Bodenverbesserer und Düngemittel in mehreren Bundesländern an zahlreiche Landwirte verkauften. Über die in Borchen angesiedelte Fa. GW Umwelt und die in Bleicherode/Thüringen ansässige Fa. Terra Vital waren bundesweit auf zahlreichen Flächen die mit Klärschlämmen und anderen Abfällen vermischten Substanzen aufgetragen worden. Die aus Belgien stammenden Angeklagten sollen das belastete Zeug geliefert haben. Im Juni 2006 hatten Forscher der Uni Bonn in Wasserproben der Ruhr die hohen PFT-Werte entdeckt. Als Verursacher war schnell ein Maisfeld bei Scharfenberg ausgemacht, von wo die perfluorierten Tenside ausgewaschen und über die Steinbecke und Bermecke in die Möhne gelangten.
Dort haben Land und HSK für 1,8 Mio Euro eine Grundwasserfiltrierung errichtet. Jährliche Betriebskosten auf unabsehbare Dauer: rund 80000 Euro. Die Regressforderungen des Kreises sind ins Leere gelaufen.