Brilon.

Männer mögen’s meistens massiv. Es geht halt nichts über fetten Raumklang aus turmhohen Lautsprechern im Wohnzimmer. Glaubt Er. Aber müssen bullige Boxen unbedingt neben dem Sideboard stehen und herumstauben? Fragt Sie. Vielleicht hat die Briloner Firma „Finite Elemente“ die Lösung des Problems gefunden.

Brettstarken Sound im Regalformat, großes Ohrenkino aus kleiner Bohle im flachen Design. „Hohrizontal 51“ heißt die komplette Stereoanlage. Entwickelt im Sauerland will sie den Markt der unsichtbaren Soundintegration erobern.

Ist es nun ein Möbelstück oder ein elektronisches Gerät? Beides. Die einen Meter breite, 30 Zentimeter tiefe und 51 Millimeter hohe „Möbel-Soundanlage“ sieht aus wie ein Regalboden mit zwei Augen links und rechts. Eine Schiene und die entsprechende Halterung fixieren das Hightech-Modell ganz einfach an der Wand. 25 Kilo Gewicht würde das starke Brett darüber hinaus auch noch tragen. Aber viel imposanter ist das, was aus den Augen rauskommt. Via „Bluetooth“, über Andock-Station oder über Kabel kann man seinem iPod, Laptop, Walkman, DVD-Player oder Fernseher Gehör verschaffen. Und das nicht zu knapp. Viermal 25 Watt Musikleistung sind in dem intelligenten Brett versteckt. Der Klang ist beeindruckend. Ob bombastisch-orchestrierte Fluch-der-Karibik-Woge, Wagners Walküren-Ritt oder filigran gezupfte Akustikgitarre von James Taylor – Hut ab und Ohren auf!

Versteckter Musikgenuss

Dabei gibt es das „Hohrizontal 51“ nicht nur als Regalbrett. Die Technik lässt sich ebenso geschickt hinter einem großen Ankleidespiegel, einem riesigen Flachbildschirm oder in einer Küchenzeile integrieren. Genau diese Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten macht es dem Endkunden nicht ganz leicht, auf das unscheinbare Brett zu kommen. Denn er findet es sowohl beim Möbelfachhändler als auch im Konsum-Elektronikmarkt und beim Hifi-Experten. In jedem Fall ist es eine zukunftsweisende Idee, ohne störende Kabel vollendeten Musikgenuss zu erleben.

„Führende Firmen wie Hülsta, Villeroy & Boch oder Holtkamp haben das innovative Möbelstück in ihr Programm aufgenommen“, erklärt Geschäftsführer Bernd Brockhoff. Der 53-Jährige ist Diplom Ingenieur und stammt aus Velmede. Seit 15 Jahren gibt es die Firma „Finite Elemente“ in Brilon, die inzwischen 14 Leute im Gewerbegebiet „Im Kissen“ beschäftigt. Als Maschinenbauer hat Brockhoff bei Honsel in Meschede gearbeitet und in seiner Freizeit Designs für Ladeneinrichtungen entworfen. So zum Beispiel für die Werkstattgalerie Terlohr in Olsberg. Dort und bei der Firma selbst kann man das „Hohrizontal 51“ übrigens live hören. Dabei lernte er den Übersetzer Luis Fernandes kennen; beide verbindet eine besondere Affinität zur Klangperfektion. Und so wurde die Idee zur Entwicklung und Produktion intelligenter Möbel geboren. Brockhoffs Antriebsfeder: Innovation ist das, was nicht geht.“

50 Länder weltweit

In 50 Ländern dieser Welt werden die Produkte von „f.e.“ vermarktet, wenn es um hochwertige Racks (also Gestelle oder Ständer) für Stereoanlagen geht. Verstärker, Plattenspieler oder CD-Player sind für Brockhoff und Fernandes Musikinstrumente, die erst durch richtiges Auf- und Einstellen optimal zum Klingen gebracht werden. Störende Resonanzen müssen daher aus den Komponenten richtig gedämpft bzw. abgeleitet werden. „Alles andere ist wie Porsche fahren und an den richtigen Reifen sparen“, sagt der Geschäftsführer. Zusammen mit der Fachhochschule Dortmund und dem Fraunhofer-Institut wurden Verfahren und Techniken entwickelt, um diese Resonanzen in den Griff zu bekommen.

Das geht soweit, dass in speziellen Regalböden kleine Sensoren und elektromechanische Teile eingebaut werden (sogenannte piezokeramische Elemente), die wiederum in Echtzeit über einen extern angeschlossenen Rechner Schwingungen ausgleichen bzw. eliminieren. Dass solch eine Vorrichtung auch ein paar tausend Euro kosten kann, ist der aufwändigen Technologie geschuldet. Dennoch gibt es dafür einen weltweit kleinen, aber feinen Markt.

Weitaus kostengünstiger (rund 550 Euro) und alltagstauglicher ist dagegen das „Hohrizontal 51“. Vor allem der weibliche Konsument legt Wert darauf, dass die Musikanlage nicht sichtbar in sein Wohnumfeld integriert wird. 400 Händler haben binnen eines halben Jahres das „klingende Regalbrett“ ins Repertoire aufgenommen, 1000 Verkaufsstellen vermarkten es inzwischen. Gerade auf dem asiatischen Markt, wo Wohnraum nicht so üppig wie bei uns ausfällt, ist das Sauerländer Brett angekommen. Mehrere Designerpreise – darunter den „red dot design award“ – hat das klingende Möbel, das es in soliden und stylischen Farben gibt, bereits eingeheimst. Erst vergangene Woche wurde es für den Designpreis Deutschland 2012 nominiert. Jetzt muss es nur noch seinen Platz finden zwischen Möbel und hochmoderner Unterhaltungselektronik.