Brilon. .
Einsam dreht das Räumfahrzeug auf dem 19 Hektar großen Gelände seine Runden..
Noch herrscht gähnende Leere am Haidknückel, der Südseite des Briloner Poppenberges. Hier hat die Familie Terhardt, ein deutsch-niederländisches Unternehmerehepaar, den Ferienpark im September 2009 eröffnet. Petra Terhardt (36) hält sich an diesem Morgen in der gut geheizten Rezeption auf. Wie jeden Tag, obwohl noch kein Gast da ist. „Wir hatten bis gestern noch Betriebsferien“, erklärt die 36-jährige Holländerin. „Das heißt aber nicht, dass wir Urlaub gemacht haben“, wirft sie schmunzelnd ein. „Im Gegenteil, wir mussten ja alles winterfest machen für unsere Gäste.“
Puh, Camping im Winter, da läuft mir ein eisiger Schauer den Rücken hinunter. Das können doch nur ein paar ganz Unentwegte sein, schießt es mir durch den Kopf. Petra Terhardt errät meine Gedanken. „Nein, wir können uns über Anfragen nicht beklagen.“ Und wie auf Kommando klingelt das Telefon. Ein Landsmann erkundigt sich nach einem Mobilheim. Kein Problem. Am 24. Dezember will er in Brilon sein. „Wintercamping mitten im idyllischen Sauerland hat den Gästen unheimlich viel Spaß gemacht“, weiß die 36-Jährige noch aus dem Vorjahr. „Allerdings sollte man eine Heizung haben“, wirft sie rasch ein. Doch das ist bei einem Campingwagen ja kein Problem. Und in einem Mobilheim ist es ohnehin muckelig warm. Noch ein Anruf. Diesmal ein deutscher Interessent. Auch hier ist alles schnell klar. Er wird mit seiner Frau Silvester anreisen.
Petra Terhardt macht die Arbeit sichtlich Spaß. „Nun ja, ich bin ja auch vorbelastet.“ Die 36-Jährige wurde quasi auf einem Campingplatz, den ihre Mutter im holländischen Renesse führte, groß. Und hier lernte sie ihren Mann Axel (39) kennen, den es nach dem Jurastudium ins Nachbarland zog. Auch er arbeitete mehrere Jahre auf der Vier-Sterne-Anlage der Schwiegermutter, kennt die Branche ebenfalls aus dem Effeff. „Sonst hätten wir ein solches Projekt auch nicht in Angriff genommen“, meint Petra Terhardt.
Doch wie sind die beiden überhaupt ins Sauerland gekommen? Ein Zufall war’s. „Wir haben vor Jahren an den Bruchhauser Steinen einen Spaziergang gemacht. Damals sagte ich noch zu meinem Mann, in der Gegend könnte man auch gut einen Campingplatz betreiben. Kurz darauf trafen wir jemanden, der uns erzählte, dass die Stadt Brilon gerade ein solches Projekt plant.“ Die Terhardts waren sofort Feuer und Flamme; Anfang 2006 nahmen sie mit der Verwaltung Kontakt auf. Die Gespräche verliefen positiv. „Wir haben uns damals gesagt, hier hat man als Gast alles, bis auf das Meer. Aber dafür auch Schnee.“
Bis es mit den Planungen soweit war, verging aber noch einige Zeit. Im August 2008 rückten die Bagger an, im Herbst 2009 war dann endlich Eröffnung. Mit der Auslastung sind die Terhardts durchaus zufrieden. Hauptsächlich reisen Deutsche und Holländer an. „Aber wit hatten auch schon Camper aus Neuseeland, Kanada, Spanien und Dänemark“, so Petra Terhardt.
Der Camping & Ferienpark besticht heute durch seine breiten Wege. Die in den Hang gebauten Terrassen bieten einen traumhaften Ausblick auf die Sauerländer Berge, Wiesen und Wälder. Campern mit Reisemobil, Caravan oder Zelt werden Plätze (ab 120 m²) in verschiedenen Preiskategorien angeboten. „Außerdem haben Besucher die Möglichkeit, eines der komfortablen Mobilheime zu mieten“, berichtet die 36-Jährige.
Und dann sind wir auch schon bei einem der bislang acht Chalets angekommen. Petra Terhardt öffnet die Tür. Drinnen sieht es freundlich und gemütlich aus. Die Mobilheime sind komplett und praktisch eingerichtet, verfügen über Küche, zwei Schlafzimmer, Bad mit Dusche und WC, eine Zentralheizung und haben eine sehr gute Isolierung. Somit ist eine ganzjährige Benutzung gewährleistet.
Die Ferienhäuser stehen übrigens auf einem Fahrgestell, wurden mit einem Tieflader zum Ferienpark transportiert und dann mit einem Kran auf den Dauerplatz gehievt. Und sie können auch gekauft werden.
„Eigentlich finden unsere Gäste hier alles, was ihr Herz begehrt. Der Ferienpark liegt direkt am Wald mit vielen Wanderwegen. In der unmittelbaren Umgebung findet man ein Waldfreibad, Hallenbad, eine Mountainbike-Arena, Fahrradwege, Bogenschießen, Golf, Reitstall, im Winter Loipen und den Poppenberg-Lift sowie die Stadt in der Nähe. Kurzum ein wunderbares Urlaubsziel für die ganze Familie“, gerät Petra Terhardt ins Schwärmen.
Und welche Ziele hat sich das Ehepaar noch gesetzt? Gastronomie soll in 2 bis 3 Jahren hinzukommen. Den Terhardts schwebt eine urige Hütte mit 30 bis 40 Plätzen vor mit einem Biergarten und großem Spielplatz. Und dann klingelt schon wieder das Telefon. Der nächste Gast meldet sich für die Feiertage an.
Na dann, viel Spaß beim Wintercamping.