Winterberg. Er ist der Mann für Hundertstelsekunden. Bei den Olympischen Spielen fungiert Dietmar Sonntag aus Winterberg an der Kunsteisbahn in Whistler als Zeitnehmer.

Zeitnehmer Dietmar Sonntag aus Winterberg.
Zeitnehmer Dietmar Sonntag aus Winterberg. © WP

Ohne ihn würde es keine regulären Wettkämpfe im Eislabyrinth geben. Seine Messungen entscheiden bei Bob-, Skeleton- und Rennrodel-Veranstaltungen an der Bobbahn Winterberg über Sieg und Niederlage. Und nicht nur dort. Weil er seinen Job beherrscht, wurde Dietmar Sonntag als Zeitnehmer zu den Olympischen Winterspielen nach Vancouver berufen.

Der 46-jährige gebürtige Winterberger, der in Siedlinghausen lebt, ist bereits zum zweiten Mal dabei. Schon vor vier Jahren in Turin war er im Auftrag von Swiss Timing, die das Zeitnahmesystem auf nahezu allen Kunsteisbahnen der Welt stellt, als olympischer Zeitnehmer tätig. „Das ist ein weiterer Höhepunkt. Ich bin stolz, auch in Vancouver dabei sein zu dürfen.” Der Sauerländer tritt seine Reise am kommenden Dienstag an. Zehn Tage, bevor die Winterspiele eröffnet werden, sitzt er bereits an der Bahn in Whistler. „Wir müssen uns mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut machen und dafür sorgen, dass die Technik klappt”, so der Winterberger.

Erst nach mehreren Proben und einem so genannten Härtetest kann's mit der Zeitmessung los gehen. Ab dem 7. Februar stehen unzählige Trainingsläufe auf dem Programm. Danach folgen die Olympischen Wettbewerbe. Und hier muss alles wie am Schnürchen klappen. Schließlich geht es bei Sieg und Niederlage im Eiskanal um Zehntel-, Hundertstel-, ja bisweilen gar um Tausendstelsekunden. Damit es keine unliebsamen Überraschungen gibt, müssen zwei unabhängig voneinander funktionierende Zeitmessanlagen in Betrieb sein.

Doch wie ist man im fernen Kanada auf Dietmar Sonntag gekommen? Der 46-Jährige schmunzelt. „Wir waren in Winterberg die erste Bahn, die das Messverfahren von Swiss Timing eingeführt hat. Daher bin ich so etwas wie ein Pionier auf dem Sektor und denke, dass ich das System beherrsche.” Auch auf anderen Bahnen der Welt hat der Hochsauerländer bereits sein Wissen an den Mann gebracht.

In Vancouver gehört Sonntag für rund vier Wochen einer 15-köpfigen Gruppe an. Jeweils zwei Leute arbeiten im Schichtdienst von morgens, 8 Uhr, bis in die Abendstunden. „Der Ablauf ist dann ähnlich wie bei Weltcups. Aber hier schaut natürlich die ganze Welt zu”, meint der 46-Jährige.

1992 kam er eher zufällig an den Job. „Ich wollte während meines Studium die Geldbörse etwas aufbessern und habe mich auf eine Anzeige ,Zeitnehmer gesucht' beworben.”

Und das mit durchschlagendem Erfolg. Der Job gefiel dem jungen Mann so gut, dass er gleich dabei blieb. „Es ist ein interessanter Beruf, den es nur an etwa 15 Bahnen in der Welt gibt. Ich habe viele nette Kollegen und Menschen kennen gelernt. Das ist wie eine große Familie”, listet der Sauerländer die Vorzüge auf.Doch was macht ein Bobbahn-Zeitnehmer im Sommer? Außerhalb der Saison arbeitet Sonntag als freier Techniker und freut sich dann schon auf die Wintermonate. Und wer weiß, vielleicht lockt ja in vier Jahren schon wieder Olympia - dann in Sotschi.