Elleringhausen. Die 33-Jährige hat selbst Erfahrungen mit Depressionen und möchte das Thema psychische Gesundheit mit ihrem Label mehr ins Bewusstsein rücken.
„Ich nehme mein Drama to go“
Für Luna Stitz ist der Pullover, den sie trägt, nicht nur ein modisches Kleidungsstück, sondern auch Ausdruck einer positiven Lebenseinstellung, präsentiert mit einem humorvollen Augenzwinkern. Der Hoodie trägt den Schriftzug: „Ich nehme mein Drama to go“ und zeigt dazu einen Mehrweg-Kaffeebecher. Dahinter steckt ein neues Projekt der 33-jährigen, die in Elleringhausen die Stickerei „Klinkerliebe“ betreibt. „Lunaysoul“ greift das Thema „Mentale Gesundheit“ auf.
„Ich bin stabil wie ein Kartenhaus“
Unter diesem Markennamen bietet Luna Stitz unter anderem „Mental-Health-Mode“ für Erwachsene an. Mit humorvollem Augenzwinkern lenkt sie einen Blick auf die Gefühlslage des Menschen, der sie trägt. Luna Stitz nennt ein Beispiel: „In einem lila Pullover der die Worte ,Ich bin stabil wie ein Kartenhaus‘ trägt, findest du nicht nur ein hochwertiges Kleidungsstück, sondern auch eine Botschaft der unerschütterlichen Stärke und Zuversicht, gewürzt mit einer sorgfältig platzierten Portion Selbstironie“. Das, was hinter dem blauen Pullover mit der Aufschrift „Selbstgespräche sind Team-Meetings“ steckt, erklärt Luna Stitz so: „Du findest darin eine Einladung, deine inneren Monologe als wertvolle Teamarbeit mit dir selbst zu betrachten. Der Pullover strahlt Selbstbewusstsein aus und die aufmunternde Botschaft soll den Träger dazu inspirieren, seine Gedanken als wichtige Unterstützung anzuerkennen.“
Wichtig ist Luna Stitz das Thema Mentale Gesundheit aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen, die sie in ihrer Kindheit und Jugend gemacht hat. Sie erzählt, dass sie froh ist, dass heute mit der Thematik viel offener und selbstverständlicher umgegangen werde als noch vor dreißig Jahren. Doch auch heute sieht sie Handlungsbedarf. Das Thema sei zwar mittlerweile in der Gesellschaft und in den Medien deutlich mehr präsent. Aber auch heute werde oft noch negativ und hinter vorgehaltener Hand über Betroffene geredet. „Und damit die Sensationslust auch bei Therapie, Psychologe und Psychiatrie bald nicht mehr so groß ist, gibt es unsere Mental-Health-Mode, mit der wir auf diesem Weg ein wenig dazu beitragen möchten“, erklärt die Elleringhauserin.
„Klinkerliebe“: Individuelle Stickereien
Die Pullover, die sie dafür entworfen hat, werden von ihr selbst bestickt und sind in den Größen S bis XL erhältlich. Schon 2022 hat sich die 33-Jährige selbstständig gemacht. Das verklinkerte Wohnhaus, in dem sie mit ihrer Familie lebt, ist Namensgeber für die Stickerei „Klinkerliebe“. Unter diesem Lable bietet sie personalisierte „Lieblingsstücke“ an – von Baby-Body und Schnuffel-Tuch, über’s T-Schirt zum Schulanfang, bis hin zu Kapuzentüchern, Taschen und Kuscheltieren. Auch für Firmen, Clubs oder Vereine bestickt sie Kleidung nach individuellem Wunsch mit Schriftzug oder Logo. Luna Stitz betont, dass alle Produkte mit nachhaltigem Garn bestickt werden.
„Fühlis“ zeigen Emotionen
Im Zuge der neuen „Health-Serie“ knüpft die kreative Handwerkerin an das bisherige Stickerei-Angebot mit Mode für Erwachsene an. Mit ihren Tattoos und dem Freunde-Buch und der Kategorie „Kinder mit Gefühl“ betritt sie allerdings Neuland. Im Mittelpunkt stehen dabei die „Fühlis“, selbst entworfene kleinen knuddeligen Figuren. Sie sollen für die Kinder „liebevolle Begleiter durch die Welt ihrer Emotionen“ sein. Dementsprechend bilden sie eine breite Gefühlswelt ab: Von gut-gelaunt, fröhlich und liebevoll, über ängstlich, traurig und wütend, bis hin zu leicht angeekelt, überrascht, verachtend und müde.
Eigene Geschichte als Motivation
Luna Stitz erklärt: „Unsere Gefühle sind ein riesiger Bestandteil unserer Persönlichkeit und so ist ganz besonders wichtig, über sie auch zu sprechen.“ Genau das hätte sich die 33-Jährige in ihrer eigenen Kindheit gewünscht, nachdem sie im Alter von fünf Jahren ihre Mutter verloren hatte. Sie erinnert sich: „Meine Mama starb an einem Novembertag und seitdem mag ich den November nicht mehr. Ich habe bereits nach einigen Tagen aufgehört zu weinen und habe umgestellt aufs funktionierende Kind. Und so verbrachte ich einige Jahre bis zum Ende der Grundschulzeit, ohne jemals mit jemandem Professionellen über meine Trauer gesprochen zu haben. Stattdessen entwickelte ich Angst vor allem. Ich ging nicht raus, blieb nur in meinem Zimmer, hatte nicht viele Kontakte und wurde zunehmend abgestumpft und aggressiv.“
Depressionen auch heute Tabuthema
Schließlich bekam sie professionelle Hilfe und eine Diagnose: „Generalisierte Angststörung als Traumafolge.“ Die Gesprächstherapie half ihr, doch in der Pubertät ging es ihr wieder schlechter. Eine Psychiaterin diagnostizierte schließlich eine schwere Depression. „Und das war der Moment, in dem ich begriffen habe, wie stigmatisieret das Thema Mentale Gesundheit eigentlich ist. Wie man angeschaut wird, wenn man zugibt, dass man mental nicht gesund ist.“
„Fühlis“ helfen Kindern, Gefühle zu zeigen
Rückblickend sagt Luna Stitz: „Mein kindliches Ich hätte so viel Gefühl gebraucht. Und das Gefühl, dass jedes Gefühl völlig in Ordnung ist: Du bist wütend? Ja, natürlich. Das ist doch völlig verständlich. Traurig? Komm, ich tröste dich. Glücklich? Ich freue mich mit dir. Ein Fühli für jede Lebenslage wäre perfekt gewesen und genau deshalb gibt es unseren kleinen Kerl.“ Mitentwickelt und eigene Ideen eingebracht haben natürlich ihre beiden Töchter Henriette (7) und Friederike (4). Als Figur mit dabei ist übrigens auch Familien-Dackel Irma.
Freundebuch mit Emotionen
Insgesamt ist das Hardcover-Buch 60 Seiten stark. Neben einer „Das-bin-Ich-Seite“, haben 24 Freunde Platz, von sich zu berichten, zum Beispiel: „Total stolz bin ich darauf, dass ich…“ oder „An diesem Ort fühl‘ ich mich super wohl…“. Am Ende gibt es einen Geburtstagskalender, den man selbst befüllen kann. Zu jedem Buch gibt es außerdem einen Bogen mit „Fühli-Klebe-Tattoos“, die aber auch einzeln erhältlich sind.
Weitere Infos: www.lunaysoul.de und www.stickerei-klinkerliebe.de