Hochsauerlandkreis/Brilon. Die Kriminalitätsrate im Altkreis zeigt uneinheitliche Trends in verschiedenen Städten. Die Gewaltkriminalität nimmt zu.
Für den Altkreis Brilon bringt die kürzlich veröffentlichte Kriminalstatistik der Polizei im Hochsauerlandkreis ambivalente Nachrichten: Zwar sank die Kriminalität in Brilon, Olsberg und Hallenberg. In Marsberg, Winterberg und Medebach stieg sie hingegen an. Mit einem Anstieg von knapp 21 Prozent hat die Hansestadt Medebach die höchste Steigerungsrate in der Umgebung, allerdings weiter auf einem vergleichbar niedrigen Niveau. Wurden 2022 in Medebach noch 268 Straftaten verübt, waren es 2023 323 Straftaten.
„Wir können die Steigerung aktuell nicht erklären“, sagt Bürgermeister Thomas Grosche. Auch die Stadt Winterberg hat den Anstieg bemerkt, und deswegen eine Anfrage an die Polizei gestellt. Aktuell steht die Antwort jedoch noch aus. Eine höhere Zahl muss aber auch nicht nicht zwingend negativ gedeutet werden. So ist es durchaus vorstellbar, dass die für Medebach zuständige Wache in Winterberg einfach deutlich mehr Straftäter erwischt hat als zum Beispiel die Wache in Brilon.
Wichtig: Bei der Polizeistatistik fließen nur die von der Polizei erfassten Fälle ein. Ob es später zu einer Verurteilung kommt, wird dabei nicht berücksichtigt.
Straftaten sind leicht rückläufig
Insgesamt ist die Zahl der Straftaten im Hochsauerlandkreis im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig: Ermittelt wurde in 12.789 Fällen (2022 waren es 12.890, macht minus 0,78 Prozent); gleichzeitig steigerte die heimische Polizei ihre Aufklärungsquote von 55,83 Prozent im Jahr 2022 auf 57 Prozent; diese Quote liegt deutlich über dem NRW-weiten Durchschnittswert (im vergangenen Jahr mit 54,17 Prozent angegeben). Entgegen landesweiter Entwicklungen betont die Polizei im HSK im Hinblick auf deutsche / nicht deutsche Tatverdächtige: „Auffälligkeiten sind bei der Zusammensetzung der Nationalitäten nicht erkennbar.“ Wie in den Vorjahren, lag der Anteil der potenziellen Straftäter ohne deutschen Pass 2023 im HSK bei etwa 25 Prozent - landesweit hingegen bei 35 Prozent. Die Aussagen von NRW-Innenminister Herbert Reul zur Ausländerkriminalität träfen vor Ort so nicht zu. Trotzdem merkte Landrat Schneider an, die Migration stelle auch im Hochsauerlandkreis die Ordnungsbehörden vor zunehmende Herausforderungen.
Fünfjahreshoch bei Gewaltdelikten
Es wurden mehr Diebstahlsdelikte (plus 394 Fälle), Sexualstraftaten (plus 30 Fälle), Körperverletzungsdelikte (plus fünf Fälle) und Wohnungseinbrüche (plus 52 Fälle) erfasst. Ein Rückgang ist in den Bereichen der Betäubungsmittelkriminalität (minus 208 Fälle), des Betrugs (minus 432 Fälle) und der Sachbeschädigungen (minus 18 Fälle) festzustellen. Die Anzahl der Ermittlungsverfahren aufgrund von Tötungsdelikten blieb 2023 mit kreisweit zehn im Vergleich zum Vorjahr unverändert (in sechs Fällen davon wurde wegen eines Tötungsversuchs ermittelt). Mit 516 Fällen hat die Gewaltkriminalität im Fünfjahresvergleich einen Höchstwert erreicht: Es ist ein Anstieg um 17,27 Prozent zu verzeichnen. In sechs Fällen wurde eine Schusswaffe mitgeführt, zweimal mit einer Schusswaffe gedroht. 415 dieser 516 Fälle konnten aufgeklärt werden. Weniger Kriminalität gab es im Vorjahr auf den Straßen im Hochsauerland: Die Anzahl der Taten ging leicht zurück, von 2396 auf 2318.
„Es gab 2023 weniger Inlandsstraftaten im HSK als im Vorjahr - bei gleichzeitigem Anstieg der Aufklärungsquote; mehr als jede zweite Straftat wurde aufgeklärt“, werden Landrat Dr. Carl Schneider und Kripochef Thomas Vogt im Rahmen einer Pressekonferenz zur Kriminalstatistik am vergangenen Montag konkret. Sie betonen: Der Hochsauerlandkreis sei bereits seit Jahren einer der sichersten Kreise in NRW. Beide räumen jedoch ein: Im vergangenen Jahr habe es im Hochsauerland in nahezu jedem Deliktbereich Straftaten gegeben. „Bei der Vielfalt stehen wir den Großstädten leider in nichts nach - aber unsere Zahlen sind relativ niedrig“, so Kriminaloberrat Vogt. Sorge bereitet das Thema Betrug: Vornehmlich betroffen von solchen Delikten sind ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Die Täter agieren meist überregional und teilweise aus dem Ausland. Sie bringen ältere Menschen um ihr oft mühsam Erspartes. Problematisch dabei sei, dass sich die Betrüger dem Zeitgeschehen anpassen und zunehmend merklich professioneller vorgehen:
„Wir versuchen, die besonders verwundbare Zielgruppe der Senioren durch unsere Präventionsarbeit zu schützen und Betrügern zuvorzukommen“, berichtet Thomas Vogt. Hierbei setze man verstärkt auch auf Kooperationen mit lokalen Partnern wie Banken, Taxiunternehmen und Apotheken.