Hochsauerlandkreis. Sparkassen-Kunden in ganz Deutschland erleben eine unangenehme Überraschung: Sparkassen-EC-Karten werden plötzlich nicht mehr akzeptiert.

Ausnahmezustand bei den Sparkassen: Am 4. April kämpften Kunden und Einzelhändler in Brilon mit einer unerwarteten, mutmaßlich technischen Störung: EC-Karten der Sparkasse wurden nicht akzeptiert. Die Störung betraf zahlreiche Geschäfte, darunter kleinere Einzelhändler wie Bäckereien und Kioske, aber auch ein Supermarkt.

Übereinstimmend berichteten Kunden und Verkaufspersonal über das Problem. Laut einer Bäckereiangestellten war es unmöglich, Transaktionen mit Sparkassenkarten durchzuführen. Diese Berichte wurden durch einen Testkauf des Autors dieser Zeilen bestätigt, bei dem ebenfalls keine Zahlung mit einer Sparkassen-EC-Karte möglich war.

Ein Sprecher der Sparkasse gab gegenüber der Westfalenpost an, dass die Störung zwischen 7.53 Uhr und 9.43 bestand, mittlerweile aber gelöst sei. Es könne jedoch weiterhin zu Beeinträchtigungen des Zahlungsverkehrs kommen. So habe es Probleme im Autorisierungssystem bei der Sparkasse gegeben, so die Auskunft der Sparkasse Hochsauerland. Die Störung wurde auch durch eine signifikante Zunahme von Meldungen auf einer Störungsmeldungswebsite unterstrichen: Die Anzahl der eingegangenen Beschwerden stieg von zwei auf zwischenzeitlich 1167 (Stand: 9.10 Uhr am 4. April).

Im Laufe des Tages stellte sich zusätzlich heraus, dass nicht nur der Hochsauerlandkreis betroffen ist: Störungsmeldungen kamen auch aus weiteren Gebieten in Deutschland. Darunter Thüringen und Norddeutschland.

Auch die Tankstelle Bunse in Marsberg war von der Störung betroffen. Dort kann man nämlich ausschließlich mit EC-Karte bezahlen. Als Geschäftsführer Ralf Bödeker den Anruf der Westfalenpost entgegennimmt, steht gleichzeitig der nächste Kunde mit der bereitgehaltenen, aber im Augenblick funktionslosen EC-Karte an der Kasse. Größere Einschränkungen gab es allerdings nicht. „Es waren nur die Karten der Sparkassen betroffen, alle anderen konnten weiterhin bezahlen“, so Bödeker. Glück hatte auch Bäcker Ernst Schladoth: „Wir benutzen Terminals der Firma Sum Up, die von der Störung nicht betroffen waren“, so der Handwerksbäcker auf Anfrage der Westfalenpost.

Manche Leser üben im Zusammenhang mit der Störung auch Kritik am bargeldlosen Zahlungsverkehr. So schreibt eine Leserin auf den Facebook-Seiten der WP Brilon: „Nur gut, dass wir uns da immer so schön von abhängig machen. Und siehe da, irgendwann funktioniert die Technik nicht und dann stehen wir dumm da ohne Bargeld in der Tasche, weil die Kartenzahlung ja immer so schön bequem ist“.

Auch andere Leser befürchten eine Abschaffung des Bargeldes. Die Debatte um die Abschaffung des Bargelds in Deutschland entfacht immer wieder hitzige Diskussionen unter Bürgern, Ökonomen und Politikern. Befürworter der bargeldlosen Zukunft verweisen auf die Effizienzsteigerung im Zahlungsverkehr, geringere Risiken von Diebstahl und Geldfälschung sowie erhöhte Transparenz, die Geldwäsche und Steuerhinterziehung erschwert. Jedoch geben Kritiker zu bedenken, dass mit dem Verschwinden der Banknoten und Münzen auch ein Stück Privatsphäre und Anonymität verloren geht, da elektronische Transaktionen stets nachverfolgbar sind. Zudem werden Bedenken hinsichtlich des digitalen Schließens von sozialen und generationsbedingten Lücken laut, sowie die Sorge um diejenigen, die sich im digitalen Zahlungsverkehr weniger zu Hause fühlen oder über keinen Zugang zu den nötigen technologischen Ressourcen verfügen.

Der Sparkassenverband mit Sitz in Berlin informiert auf seiner Internetseite darüber, dass es am 4. April zu einer temporären Störung bei Zahlungen mit Girokarten gekommen sei. Ursächlich für die Schwierigkeiten sei ein internes Verschlüsselungsverfahren gewesen, bei dessen Einsatz Störungen aufgetreten seien, die zur Folge hatten, dass Bezahlkarten an den Terminals einzelner Händler nicht akzeptiert wurden, so der Sparkassenverband. Möglicherweise könne es im Laufe des 4. Aprils noch zu Beeinträchtigungen beziehungsweise dem Abbruch einzelner Transaktionen kommen. Ein weiterer Testkauf um 13 Uhr war jedoch erfolgreich.

Die Sprecher der Volksbank Sauerland konnten auf Anfrage der Westfalenpost keine Störung bestätigen. Zwischenzeitlich legten die Meldungen auf den Störungsportalen auch Probleme bei anderen Banken nahe: „Ich habe gerade noch mal bei uns intern nachgefragt: Bei der Volksbank Sauerland ist es zu keinen Störungen gekommen“, so Sprecher Frank Segref. Bei der Verbundvolksbank OWL kam es nach Aussage des Sprechers Thorsten Heggen nur zu kleineren Ausfällen: „Nach den uns vorliegenden Informationen war von der flächendeckenden bei der Kartenzahlung am heutigen Vormittag nur eine geringfügige Anzahl von Kunden der Verbundvolksbank OWL betroffen“.