Brilon. Im Briloner Einzelhandel verändert sich viel, „Die Schatzkiste“ bleibt seit 25 Jahren beständig. Stefan Scharfenbaum denkt über die Zukunft nach.

Der Einzelhandel in Brilon verändert sich rasant. Geschäfte schließen, in manchen übernimmt die nächste Generation und wieder andere schauen schon auf die nahende Rente. Aber es gibt sie noch, die beständigen Geschichten aus dem Briloner Einzelhandel. Dazu gehört das Jubiläum von Stefan Scharfenbaum, dessen Spielzeugladen „Die Schatzkiste“ jetzt 25-jähriges Jubiläum feiert. Grund genug, dem bunten, leicht chaotischen Laden an der Derkere Straße 4 einen Besuch abzustatten und einen Blick zurück und gleichzeitig auf die Gegenwart zu werfen.

Er startet als Versicherungskaufmann - und entscheidet sich ein Jahr später um

Stefan Scharfenbaum zieht gerade die Kartenständer unter leichtem Gerumpel auf die Straße. Er selbst hat in den Sozialen Medien von seinem Jubiläum erzählt. „Ich hab damals als Versicherungskaufmann angefangen, ich hatte ein Büro in der Marktstraße gegenüber vom Parkhaus“, erinnert er sich, als er wieder zurück in die Schatzkiste kommt und über Herrn Schröder steigt, den kleinen Hund der Kinderaugen zum leuchten bringt, wenn er im Schaufenster hockt. „Damals hatte ich viel Platz vorn im Büro und hab mich gefragt, was ich damit anfangen soll. Also habe ich ein paar Spiele hingestellt, viel Holzspielzeug. Das hat so viel Anklang gefunden, dass ich das Büro ein Jahr später zugemacht habe.“ Die Entscheidung damals gegen Versicherungen und für Spielzeug, ist ihm nicht schwer gefallen. „Man hat nur ein Leben und man sollte tun, was einem Spaß macht, oder? Spielzeug war etwas, was die Leute in die Hand nehmen konnten, wo die Leute sich freuen.“ Er überlegt kurz. „Und wenn Kinder sich freuen und dich anstrahlen, ist das doch das Größte, was passieren kann.“

Das Briloner Spielzeuggeschäft
Das Briloner Spielzeuggeschäft "Die Schatzkiste", betrieben von Stefan Scharfenbaum, wird 25 Jahre alt. © WP | Jana Naima Schopper

Schulranzen werden zu seiner Berufung

Er beginnt damals schnell, sein Angebot zu erweitern und verkauft Schulranzen. Sein Geschäft geht durch die Decke. „Wir sind hier vor Ort und im Sauerland mit die größte Schulranzenausstellung. Für Spiegelburg habe ich sogar die Ranzen mitentwickelt. Man kann sagen, das ist irgendwie meine Berufung.“ Mitentwickelt also? „Ich habe mich bei Spiegelburg oft darüber beschwert, dass die Ranzen einige Fehler haben, sie sind oft umgekippt, waren nicht handlich genug. Und irgendwann hat mich der Verleger von Felix, Wolfgang Hölker, angerufen und zu mir gesagt, ich würde ja immer nur meckern, ich solle doch mal vorbeikommen.“ Kurzerhand fährt Stefan Scharfenbaum damals nach Münster, lernt Wolfgang Hölker persönlich kennen. „Das war eine Erscheinung.“ Sofort duzen sich die beiden und Stefan Scharfenbaum darf in einem Meeting vor der kompletten Führungsriege seine Vorschläge anbringen. Er wird zum Schulranzenexperten, Kunden aus Schmallenberg, Dortmund, Kassel oder Münster kommen zu ihm und lassen sich beraten.

Und wenn Kinder sich freuen und dich anstrahlen, ist das doch das Größte, was passieren kann.
Stefan Scharfenbaum - Die Schatzkiste

Im Laufe der Zeit expandiert er mit der Schatzkiste nach Willingen und Winterberg. „Winterberg habe ich aber irgendwann wieder aufgegeben, denn weil in Willingen und Winterberg auch immer sonntags geöffnet war, war ich nur unterwegs, das war zuviel und irgendwann nicht mehr machbar.“ Natürlich ist Willingen ein wertvoller Einzelhandelsstandort, allein wegen der Touristen, doch Stefan Scharfenbaum glaubt an den Standort in Brilon. „Brilon hat Potenzial.“ Als ehemaliger Vorsitzender von Prima Brilon hat Scharfenbaum lange daran mitgewirkt, dass Brilon sein Potenzial entwickelt. Doch er sieht noch Luft nach oben. „Städte wie Brilon leben davon, dass viele Menschen an einem Strang ziehen. Nicht nur die Händlerschaft, es braucht auch motivierte Menschen in der Stadtverwaltung. Da müssen Menschen sitzen, die echtes Interesse haben. Das fehlt.“

Er glaubt an den Einzelhandelsstandort in Brilon

Er wünscht sich, dass mehr Menschen Verantwortung übernehmen. Er selbst hat zwar den Posten des Vorsitzenden von Prima Brilon vor Jahren abgegeben, engagiert sich als Vorsitzender aber im Strukturausschuss. „Ich habe immer gesagt, ich glaube an Brilon als Einzelhandelsstandort, weil wir wirklich gute Geschäfte und motivierte Händler haben. Wir müssen aber noch mehr zusammenhalten.“ Das größte Problem für ihn ist, dass noch immer zu wenig Tagesgäste aus Winterberg und Willingen nach Brilon kommen. „Die müssen wir uns klauen, wenigstens für einen Tag. Das müssen wir irgendwie schaffen.“