Olsberg. Familie Rüschenschmidt hat die „Wieneken Werkstatt“ in Bruchhausen gegründet. Über die Leidenschaft bei dem Bau der besonderen Schätze.
„Auf den ersten Blick“ ist eine nette Formulierung, um einen ersten Eindruck zu schildern, den man an einem vorher unbekannten Ort zu Gesicht bekommt. In einem ganz besonderen Haus im Olsberger Ortsteil Bruchhausen erhascht man auf jedem weiteren Meter, den man vorangeht, einen neuen Eindruck. Die „Wieneken Werkstatt“ wurde von der Familie Rüschenschmidt gegründet und ist seit über einem Jahrzehnt ein absoluter Hingucker, den noch nicht jeder im Hochsauerland kennt. Ein über 300 Jahre altes Anwesen, das von den Rüschenschmidts eigenhändig in ihr Zuhause umgewandelt wurde, beherbergt inzwischen zahllose Artikel, die einem Schatztsucher ein Funkeln in die Augen zaubern würde. Die Kunsthandwerkerin Anja Rüschenschmidt spricht mit der WP über ihre kreative Leidenschaft, die Rolle ihrer vielseitigen Familie sowie den Bezug zu ihrer Heimat, dem HSK.
Mit den eigenen Händen arbeiten
„Unser Haus hat eine einzigartige Geschichte. Jeder im Dorf kennt eine Ecke oder kann eine Anekdote darüber erzählen“, berichtet Anja Rüschenschmidt, die das „Wieneken Haus“ vor 30 Jahren mit ihrem Mann gekauft hat. Damals befand sich das Gebäude aus dem Jahr 1713 in einem fragwürdigen Zustand, der durch Statiker zunächst überprüft werden musste. Endlose Stunden voller handwerklichem Zauber, zahllose Hölzer, Steine und Lehm später, ist das historische Haus nicht nur zur Heimat der Eheleute Rüschenschmidt und ihrer beiden Kinder geworden, sondern auch ein Mekka für Liebhaber des Kunsthandwerks. Auf 120 Quadratmetern Fläche können sich Besucher und Kunden auf Filzklamotten, kleine „Baumstädte“ aus regionalen Hölzern oder Aufstrichen und Likören aus Früchten und Kräutern rund um Olsberg und dem HSK, freuen.
Keine Bestellungen, Kunst kommt nach und nach
„Ich fertige Dinge nicht auf Bestellung an, sondern nach Lust und Laune, denn meine Leidenschaft muss miteinfließen. Ich sehe etwas, ich fühle etwas und lasse mich davon inspirieren“, so die Hausherrin. Zunächst wurden im „Wieneken Haus“ mehrere Wohnungen geschaffen, die als Ferienwohnungen vermietet worden sind. Als sich die Kunstwerke aus Holz, Filz und Co immer mehr häuften, haben sich Schreinermeister und Hausherr Björn Rüschenschmidt und seine Gattin, die Kunsthandwerkerin, entschieden, dass mehr Platz gebraucht werde. „Wir haben auf Weihnachtsmärkten und Kunsthandwerksmärkten ausgestellt und die Nachfrage im Bekanntenkreis und darüber hinaus nahm immer weiter zu“, erinnert sich Anja Rüschenschmidt zurück.
Eine ehemalige Ferienwohnung wurde dann zur „Wieneken Werkstatt“ umfunktionert, in der man heute fünf Ausstellungsräume voller Überraschungen vorfindet. Die Eltern der Hausherrin hatten immer einen großen Einfluss auf sie: Die Leidenschaft mit Wolle zu arbeiten, habe ich von meiner Mutter geerbt. Von ihr habe ich im Alter von vier Jahren das Stricken und Häkeln gelernt. Als Jugendliche schenkte sie mir einen Spinn- und Filzkurs, in diese Techniken habe ich mich dann sofort verliebt.“ Ihre Eltern haben bis heute großen Einfluss auf ihre Schatzkammer. Ihr Vater bastelt mit Anfang 80 die kleinen Holzstädte zusammen und ihre Mutter verarbeitet Kräuter und Früchte zu einem „Rosenlikör“, die „Gemeine Felsenbirne“ oder wandelt Wildveilchen, Bärlauch, Holunderbeeren oder Löwenzahn in Aufstriche und Chutneys um.
Events ziehen Gleichgesinnte an
Jeden ersten Donnerstag im Monat öffnen die Rüschenschmidts ihre Pforten und man kann sich in ihrem Hause umsehen, auf Anfrage können auch weitere Besichtigungstermine ausgemacht werden. „Die Menschen kommen teilweise von weit her. Viele kennen wir von Märkten, unsere Arbeit und die Wertschöpfung dahinter werden geschätzt“, erzählt Anja Rüschenschmidt. Mehrmals im Jahr gibt es spezielle Events, wie der kürzlich stattgefundene Adventszauber oder den Weihnachtsbaumverkauf vor den festlichen Tagen. Zukünftig soll alles beim alten bleiben: Es werde weiterhin auf langen Autofahrten gestrickt und sich keinerzeit zu Bestellungen verpflichtet, denn die Leidenschaft werde nicht fremdbestimmt.