Brilon. Zollfahndern und Staatsanwaltschaft gelingt in Brilon ein bedeutender Schlag gegen die Zigaretten-Mafia. Was bislang über den Fall bekannt ist.
Zollfahnder und Staatsanwaltschaft haben am Montag in Brilon eine illegale Zigarettenfabrik ausgehoben. Der Haupteinsatz fand am Montag in Brilon statt und dauerte viele Stunden – unter anderem griffen die Ermittler an den ehemaligen Nolte Hallen und im Gewerbegebiet Almerfeldweg in unmittelbarer Nachbarschaft der Firma IEB zu. Dutzende Beamte waren im Einsatz. Auch am Dienstag schafften Zollfahnder noch Kisten aus den Hallen. Der Einsatz in Brilon werde noch die gesamte Woche lang andauern, sagte Heike Selleweid, Sprecherin des Zollfahndungsamts Essen der Westfalenpost. An den ehemaligen Noltehallen unterstützt das THW die Fahnder. Mit Gabelstaplern wurden am Dienstag Beweisstücke aus der Halle gebracht und in Lastwagen verfrachtet.
Noltehallen waren Produktionsstätte und am Almerfeldweg war der Lagerraum
Die ehemaligen Noltehallen waren offenbar die Produktionsstätte für Millionen Zigaretten. Die Halle im Gewerbegebiet Almerfeldweg wurde als Lager genutzt. Sie liegt - fast schon sinnbildlich für die Dreistigkeit der Tätergruppe - gegenüber des Finanzamtes Brilon. Die in Brilon produzierten Zigaretten sollen über mehrere Umschlagplätze im Sauerland gewinnbringend auf dem deutschen und europäischen Schwarzmarkt abgesetzt worden sein, ohne die dafür anfallenden Steuern zu entrichten.
Stefan Fiedler, Geschäftsführer der Firma IEB, die in unmittelbarer Nähe der illegalen Lagerhalle liegt, sagte zur WP: „Es war ein ziemlich starkes Aufgebot, das am Montag hier aufgelaufen ist. Mit Gabelstaplern wurde eine Kiste nach der anderen aus der Halle gefahren.“ Etliche bewaffnete Einsatzkräfte hätten die Razzia bewacht. In den vergangenen Monaten seien weder ihm noch seinen Mitarbeitern ungewöhnliche Bewegungen aufgefallen. „Die müssen die ganzen Zigaretten nachts abtransportiert haben“, vermutet Fiedler. Auch am Almerfeldweg waren die Zollfahnder am Dienstag noch mit der Beweissicherung beschäftigt. An den Noltehallen wird die Beweissicherung noch länger dauern.
Es war eine hochprofessionelle und organisierte Tätergruppierung
Bei der Razzia stellten die Ermittler unter anderem mehr als 26 Millionen illegal produzierte Zigaretten sowie sieben Tonnen Feinschnitt, Vormaterialien und Tabak sicher, wie die Staatsanwaltschaft Bochum mitteilte. Allein der Steuerschaden durch die sichergestellten unversteuerten und gefälschten Zigaretten belaufe sich auf fünf Millionen Euro. „Das war eine hochprofessionelle Anlage, die von einer hochprofessionellen und organisierten Tätergruppierung betrieben wurde“, sagte die Sprecherin des Zollfahndungsamts. Die Gruppe sei über einen längeren Zeitraum beobachtet worden, bis die Ermittler schließlich am Montag zugriffen. Details darüber hinaus, zum Beispiel wie die Fahnder der organisierten Bande auf die Schliche gekommen sind, werde aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht preisgegeben. Auch die ermittelnde Oberstaatsanwältin Cornelia Kötter sagte: „Weitere Angaben können aufgrund der laufenden Ermittlungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht gemacht werden.“ Die Staatsanwaltschaft in Bochum führt die Ermittlungen.
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Es laufe ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Steuerhehlerei gegen mehrere Beschuldigte im Ruhrgebiet und im Sauerland. Die Gruppe soll seit diesem Frühjahr die illegale Herstellungsanlage in Brilon betrieben haben, so die Staatsanwaltschaft. Insgesamt wurden 13 Personen festgenommen. Sie alle sitzen nun in Untersuchungshaft.
Beweismittel werden für das Strafverfahren gesichert
Brilon war zwar Einsatzschwerpunkt der Razzia. Laut Staatsanwaltschaft wurden am Montag aber insgesamt 20 Wohn- und Geschäftsräume im Rheinland, Ruhrgebiet und dem Sauerland durchsucht. Das ermittelnde Zollfahndungsamt Essen werde bei seiner Arbeit unter anderem durch Europol sowie weitere Zollfahndungsämter, die Polizei und das Technische Hilfswerk unterstützt.
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Die sichergestellten Beweismittel werden nun für das Strafverfahren gegen die organisierte Bande zwischengelagert. „Danach wird alles, wie üblich in solchen Fällen, vernichtet“, erklärt Heike Selleweid.