Brilon. Die 250 Kilo schwere Metallglocke ist in der Propsteikirche in Brilon angekommen. Bald wird sie im Kirchturm für schönes Glockengeläut sorgen.

Am kommenden Sonntag ist es soweit. Die neue Glocke, die Andreasgocke, wird in der Propsteikirche St. Petrus und Andreas in Brilon geweiht. Zu diesem Anlass reist der Weihbischof Dr. Dominicus Meier nach Brilon. Sicher in der Kirche angekommen ist sie schon.

WP-Newsletter per Mail: Was ist los in Brilon, Olsberg, Marsberg, Winterberg, Medebach und Hallenberg? Holen Sie sich den Newsletter für Ihren täglichen Nachrichtenüberblick

„Für eine Glocke käme ich auch am Ruhetag in die Kirche“

Die 250 Kilogramm schwere Glocke ist an ihrem Zielort eingetroffen. Für eine Kirchenglocke ist sie eigentlich noch klein und leicht, meint Küster Willi Steffen. Mit einem Traktor, an dem eine Pallettengabel befestigt ist, wird das Klanginstrument über die Eingangsstufe befördert und anschließend auf Paletten mittig vor den Altar gestellt. Der Küster hat ein Auge auf den Transport, damit die Glocke auch unbeschadet in der Kirche ankommt. Die Glocken liegen ihm sehr am Herzen, weshalb es für ihn ein sehr besonderes Ereignis ist, das er unbedingt miterleben möchte. „Für eine Glocke käme ich auch am Ruhetag in die Kirche“, sagt er. Bis sie neben den anderen hängt und man sie läuten hören kann, müssen sich die Briloner noch etwas gedulden, denn für die Andreasglocke wird auch noch ein neues Joch angefertigt und ein Klöppel gegossen. Für die Übergangszeit wurde sie an einem Holzgestell festgeschraubt.

Um die 250 Kilo schwere Glocke über die Stufe in die Kirche zu transportieren, wird ein Traktor gebraucht.
Um die 250 Kilo schwere Glocke über die Stufe in die Kirche zu transportieren, wird ein Traktor gebraucht. © Maike Engelke

Finanziert wurde sie ausschließlich durch Spenden. Einen Zuschuss gab es nicht. Neben der Inschrift „Wir haben den Messias gefunden. Ich läute zu Ehren des Hl. Andreas, wie sein Bruder Petrus Patron der Biloner Kirche“ sind auch die Namen der Spender in die Glocke eingraviert. Auch einige Gemeindemitglieder haben sich in der Kirche eingefunden, um die Ankunft der Andreasglocke mitzuerleben, darunter ein Großelternpaar schaut mit ihren beiden Enkelinnen.

Glockengeläut hat in Brilon lange Tradition

Zu welchen Anlässen die neue Glocke geläutet wird, steht noch nicht genau fest. Sie soll das Klangbild abrunden und die alten Glocken etwas entlasten. Willi Steffen muss dazu die gesamte Läuteordnung umschreiben. Sicher ist aber, dass sie beim Festgeläut der Hochfeste dabei sein wird, wo fast alle Glocken im Kirchturm mit ihrem Klang bezaubern.

Lesen Sie auch: Marsberg: Seniorin gibt Betrügern ihren Schmuck und Bargeld

„In Brilon ist das Läuten der Kirchenglocken unheimlich wichtig“, erzählt Willi Steffen. Die Glocken seien alle in Brilon gegossen worden und vor vielen Dekaden als es noch nicht so viele technische Hilfsmittel gab, hätten die Einwohner helfen müssen, die schwere Glocke aufzuhängen. Damals wurden die Glocken auch noch mit Tretbalken zum Klingen gebracht. Dafür waren vier Leute nötig. Heute werden sie automatisch betrieben. Nicht nur der Küster kann den Klang der einzelnen Glocken unterscheiden. Einmal wurde versehentlich die Totenglocke geläutet und einige Gemeindemitglieder fragten ihn, wer denn verstorben sei. Willi Steffen konnte sie beruhigen. Es war falscher Alarm. Besonders ist auch der Gedenktag am 10. Januar, der Tag des Bombenangriffs auf Brilon 1945 während des Zweiten Weltkrieges. Um den 21 Todesopfern zu gedenken, wird an diesem Tag nur die Feuerglocke geläutet.

Die neue Andreasglocke ist in der Propsteikirche in Brilon angekommen.
Die neue Andreasglocke ist in der Propsteikirche in Brilon angekommen. © Maike Engelke/ WP | Maike Engelke

Beruf ist nicht nur Glockenläuten

Das Glockenläuten ist aber bei Weitem nicht die einzige Aufgabe, die er als Küster erfüllt, auch wenn viele nur das mit seinem Beruf verbinden. Er ist Ansprechpartner für alle Küster der umliegenden Dörfer und bindet die Messbücher neu. Im Besonderen gefällt ihm auch die Arbeit mit den Messdienern. Er übt mit ihnen die Abläufe bei den einzelnen Messen, was teilweise sehr kompliziert ist. Falls doch einmal etwas nicht nach Plan läuft, sei das auch nicht schlimm. Das Messdienern soll den Kindern auch Spaß machen, da es immer weniger werden. Als er damals 2009 als Küster angefangen hat, waren es noch 150 Kinder, nun sind es nur noch 40.

Lesen Sie auch: Urkundenfälschung: Mann aus Brilon will nicht ins Gefängnis

Nicht nur den Menschen in Brilon scheint der Klang der Glocken zu gefallen. Auch viele Vögel und Fledermäuse seinen im Kirchturm beheimatet. Wenn die Vögel sich in den Glockenstuhl verirren, ist es für sie lebensgefährlich. Einmal habe sich ein Turmfalkenpärchen im Turm verflogen. Die Tiere konnten aber vom Küster gerettet werden.