Brilon. Kein Big Ben Tower, kein Musikexpress: Die Veranstalter ziehen Bilanz Michaelis Kirmes Brilon – und die fällt gut aus. Doch ein Makel bleibt.

„Für das Wetter in diesem Jahr war übrigens unser Beigeordneter zuständig“, scherzt der Briloner Bürgermeister Dr. Christof Bartsch zu Beginn des Kirmesfrühstücks am Montagmorgen, wo traditionell Bilanz gezogen wird. Die, soviel sei vorweg verraten, fällt im Großen und Ganzen äußerst positiv aus. Nach Schätzungen des Marktmeisters Florian Hohmann haben „weit über 50.000 Gäste“, die Michaelis Kirmes besucht.

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Trotz vorausgegangener Ankündigung mussten die Kirmesbesucher in diesem Jahr auf das 40 Meter hohe Riesenrad „Big Ben“ verzichten sowie die Petersburger Schlittenfahrt, die einem Musikexpress ähnelt. Fahrgeschäfte, deren Fehlen wohl vor allem bei Jugendlichen bemerkt wurde, da das Angebot an „spektakulären Fahrbetrieben“ dadurch in diesem Jahr überschaubar blieb. Eine „gute Kirmes“ sei das gewesen, findet trotzdem Rudi Isken, der Betreiber des Autoscooters in Brilon und Schausteller aus Dortmund. Die Absagen, die es teilweise sehr kurzfristig gab, seien kein Briloner Problem, sondern beschäftige die Schaustellerbranche in ganz Deutschland: „Uns fehlen einfach die Mitarbeiter“, klagt der Schausteller. So werden die Fahrgeschäfte zwar immer schöner, merkt ein Schausteller an, damit sei jedoch auch ein größerer Aufwand beim Aufbau verbunden: „Nur ein Beispiel: Letzte Woche hatte ich noch sechs Mitarbeiter, die mir geholfen haben, an diesem Montag sind es noch genau drei“, so Iskens Hinweis auf das aktuell sehr sprunghafte Personal.

Hoffnung, dass Schausteller wieder zurück kehren

Auf die Nachfrage von Bürgermeister Christof Bartsch, wie die Stadt den Schaustellern möglicherweise unter die Arme greifen könne, reagiert der Schausteller diplomatisch: „Wir sind mit der Zusammenarbeit mit der Stadt höchst zufrieden“. Er gab jedoch den Tipp darauf zu achten, in Zukunft nur seriöse Schaustellerbetriebe anzufragen. Ansonsten hoffe er, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren weitere Schaustellbetriebe zurückkehren, um die bestehenden Lücken zu füllen.

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Anwohner Rolf Günster war zufrieden: „Mich hat es gefreut, dass der Krammarkt in diesem Jahr wieder vollständig gefüllt war“. Dass es zwischen den Ständen auch mal ein paar Lücken gab, sieht er positiv: „Das entzerrt das ganze ja auch ein bisschen und die Fußgänger haben mehr Platz“.

Michaeliskirmes Brilon

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Die Polizei berichtet von einem eher ruhigen Wochenende: „Die meisten Einsätze hatten wir am Freitagabend“, so der Briloner Polizeichef Michael Padberg. Im Vergleich zum Vor-Coronajahr 2019 hätten sich die Einsätze nahezu halbiert. So hätte die Polizei mehrere Platzverweise aussprechen müssen, des Weiteren kam es zu Diebstählen sowie Körperverletzungen und Rauschgiftdelikten. Einem Jugendlichen sei außerdem ein Handy geraubt worden. Eine Bettlerin wäre des Platzes verwiesen worden.

„Ich bring dich um“

Auch Horst Kemmling, der Vertreter des DRK, hat den Freitagabend als besonders intensive Einsatzzeit wahrgenommen: „So was habe ich noch nicht erlebt. Die Stimmung war teilweise sehr aggressiv. Ganze Horden junger Männer haben Unruhe hereingebracht“. Das wäre bis hin zur schweren Drohung gegangen: ‚Ich bring dich um‘, hätte ihm ein Mann entgegengerufen, der mit einem gestohlenen Rucksack türmen wollte, vom DRK jedoch noch aufgehalten werden konnte, erinnert sich Kemmling. Das sein ein ganz komisches Gefühl gewesen und das sei er von Brilon eigentlich nicht gewohnt. Auch die Boxautomaten seien von Besuchern stark in Anspruch genommen worden: „Die haben sich teilweise die Hände blutig gedroschen“, so Kemmling. Einer hätte sogar mit einer Fraktur ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Ansonsten war es die restlichen Tage eher ruhig: „Es gab das übliche: Alkoholvergiftungen und Verletzungen, einer schwangeren Frau mussten wir mitten in der Nacht noch ein passendes Medikament besorgen“, so der DRK-Vertreter abschließend.

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Die Feuerwehr schließt sich diesem Fazit ebenfalls an: „Die Probleme der letzten Jahre konnten wir beseitigen, vereinzelt hat es Probleme mit quer parkenden Anwohnern gegeben, die die Zufahrtswege versperrt haben“, so Thomas Bauerfeind, der Leiter der Feuerwehr in Brilon. Beim Verkehrsunternehmen RLG fiel die Bilanz allerdings durchwachsen aus: „Es lief teilweise nicht so gut“, so die Verkehrsmanagerin Alexandra Schäfer. Ein von der RLG beauftragtes Unternehmen sei nicht ortskundig gewesen. So hätte es teilweise Probleme bei den Zusatzfahrten gegebene, die nach Aussage von Schäfer jedoch unter Kontrolle gebracht werden konnten. Auch der Unfall in Antfeld, wir berichteten, beeinträchtigte den Busverkehr deutlich. Das letzte Wort hatte an diesem Tag der Marktmeister: „Ich habe die Kirmes fünfmal im Kopf umgeplant und noch öfter auf dem Papier, am Ende bin ich mit dem Ergebnis aber zufrieden. Das war eine schöne Veranstaltung bei bestem Kirmeswetter“, findet Florian Hohmann, der sich nach dem anstrengenden Kirmeswochenende nun auf seinen wohlverdienten Urlaub