Brilon. Überfüllte Schulbusse sind ein großes Problem für Schüler und Eltern in Brilon. Wieso gibt es trotz vieler Beschwerden noch keine Lösung?

Endlich Schulschluss und auf nach Hause! Für einige Schüler und Eltern an Briloner Schulen war dies in den ersten Schulwochen alles andere als leicht. Es war eine Art Glücksspiel, ob die Kinder nach der sechsten Stunde auch pünktlich daheim ankamen oder ob stattdessen bei ihren Eltern das Handy klingelte. Denn einige Male schon riefen Kinder an, weil sie an der Haltestelle stehen gelassen wurden. Betroffen waren vor allem Antfelder Kinder aus den jüngeren Jahrgangsstufen am Petrinum.

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Aber woran liegt es, dass die Busunternehmen nach vielen Beschwerden noch keine Lösung gefunden haben? Die WP hat mit Betroffenen gesprochen und bei den zuständigen Stellen nachgefragt.

Ein Ergebnis: Die Beschwerden der Eltern müssen einen langen, bürokratischen Weg zurücklegen und kommen bei den betreffenden Stellen anscheinend verspätet oder auch gar nicht an. Die Schule leitet die Meldungen erst an das Schulamt der Stadt weiter, von dort sollten sie an die RLG weitergegeben werden. Die Westfalenpost hat bei allen Institutionen nachgefragt. Die Stadt teilte auf WP-Nachfrage mit, sie habe mehrere Beschwerden der Schule im August an die RLG weitergeleitet. Das Busunternehmen wiederum teilte der WP mit: Für die betroffene Linie R74 sei allerdings die Westfalenbus zuständig. „Anliegen zu Fremdlinien werden von uns automatisch an die richtigen Stellen weitergeleitet“, so die RLG-Pressesprecherin.

Chaotische Zustände bei Westfalenbus und Deutscher Bahn

Die Westfalenbus GmbH, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, hat nicht nur mit den chaotischen Zuständen im Schülerverkehr zu kämpfen, sondern auch mit Kommunikationsproblemen. Trotz mehrfacher Anfragen auf verschiedenen Kanälen konnte das Unternehmen innerhalb einer Woche nicht auf die Presseanfrage antworten.

Der Stadt Brilon hat das Verkehrsunternehmen jedoch zugesagt, einen weiteren Gelenkbus zur Verfügung zu stellen, wie die Stadt der WP mitteilt: „Bereits am 21. und am 23. August wurde seitens der Stadt Brilon mit der WestfalenBus GmbH Kontakt hinsichtlich des sehr vollen Fahrzeuges um 13.04 Uhr ab Schulzentrum in Richtung Antfeld aufgenommen. Die WestfalenBus GmbH hat daraufhin informiert, dass ein neuer Gelenkbus bestellt ist und geplant ist, diesen nach Auslieferung auf der entsprechenden Strecke einzusetzen.“ Eine Bestätigung seitens des Busunternehmens liegt der WP nicht vor.

Inzwischen wurde den Eltern von der Westfalenbus mitgeteilt, dass wirklich zwei Busse der R74 über Antfeld fahren, einer um 13.03 Uhr in Richtung Olsberg, der zweite um 13.04 Uhr in Richtung Bestwig. Baustellenbedingt hätte der Bus in Richtung Olsberg regelmäßig eine Verspätung von zehn Minuten.

Die Mutter eines betroffenen Fünftklässlers aus Antfeld schildert die Situation wie folgt: „Es handelt sich um den Bus nach der 6. Stunde der Linie R74. Seit Schuljahresbeginn mussten wir die Kinder nahezu jede Woche einmal, manchmal zweimal mit dem Auto abholen, zum Teil wegen der Anzahl auch mit zwei Pkw. Meist kommt der Bus aus der Innenstadt schon voll mit Schülern am Schulzentrum an, so dass kaum noch jemand reinpasst.“

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Seit Wochen sind die Busse überfüllt

Die Eltern informierten die Schule nahezu jedes Mal per Mail und wurden im Nachgang an die Schulpflegschaftssitzung gebeten, sich doch einmal mittags ein Bild vor Ort zu machen: „Wir haben uns als Antfelder Eltern in der vergangenen Woche abgewechselt und an drei Tagen vor Ort geschaut, um Schule, Stadt und RLG noch mal detailliert zu schildern, was passiert. Das ist ja eigentlich absurd, dass wir nun so was wie Beweise sammeln, damit unsere Kinder mit dem Schulbus, der doch extra für sie eingesetzt ist, auch wirklich nach Hause transportiert werden.“

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Eltern schildern problematische Situation

Das Bild, das sich den Eltern an drei Tagen bot, war immer das Gleiche. Der Bus kam überfüllt an, so gerade passten die Kinder mit rein. Bis auf vergangenen Freitag: Da nahm eine Mutter die Antfelder Fünftklässler mit. Mehrere andere Schüler – so kam den Eltern hinterher zu Ohren - blieben wieder stehen. „Die wenigen Busse für mindestens vier verschiedene Schulen – Marienschule, Sekundarschule, Petrinum und Berufskolleg - scheinen nicht genug. Ansonsten würden doch nicht immer schon am Schulzentrum die Schüler in den Gängen stehen“, so ein Elternteil.

Auch sei die Kommunikation mit den Busfahrern problematisch. Am Freitag beobachtete eine Mutter, dass ein voller Bus an der Schule ankam und niemand einsteigen durfte. „Der Busfahrer sagte nichts.“ Informationen darüber, dass nur kurze Zeit später noch ein zweiter Bus kam, wurden den Schülern an der Haltestelle nicht mitgeteilt. „Es wäre doch nett, wenn sie Bescheid wüssten. Auch darüber, ob dieser zweite Bus immer kommt. Wir als Eltern wissen ebenfalls nichts über zwei Busse.“

Und – zweiter Bus hin oder her - tatsächlich blieben ein Antfelder Sechstklässler und zwei Freunde am Freitag auch nach zwei Bussen stehen, wie oben beschrieben. Sie warteten auf den nächsten Bus, der um 14.03 Uhr fährt. Insgesamt warteten sie damit seit Schulschluss rund eineinhalb Stunden. Zum Glück im Sonnenschein.