Brilon. Gregor Stapper hat sein Unternehmen mit großem Einsatz zu einem Erfolg gemacht. Er gibt Gründern fünf wichtige Tipps, die sie beachten sollten.
Schon im Eingang riecht es süß, nach Teig und Heimeligkeit. „Irgendwann nimmt man den Geruch gar nicht mehr so wahr“, sagt Gregor Stapper (37). Er ist der Keks Kreator, Gründer eines der erfolgreichsten Start-Ups aus dem Sauerland. Er hat die individuell gestaltbaren Kekse erfunden, die einem in Restaurants, Supermärkten oder in den verschiedensten Firmen begegnen. Der Briloner hat etwas geschafft, von dem viele Träumen: Er hat ein nachhaltig erfolgreiches Start-Up gegründet, hat hart gearbeitet und sich seinen eigenen Traum erfüllt. Wie hat er das geschafft?
USA, Neuseeland, Japan – dort arbeitet er in Deutschen Bäckereien
Gregor Stapper ist in Brilon geboren, hier zur Schule gegangen, hat danach die Ausbildung zum Konditor angefangen, ist Bäckermeister geworden. Die Urkunde hängt noch immer in der kleinen Küche in seiner Firma am Jakobsberg 3. Darin ist alles aus Holz gezimmert, das hat Stapper selbst gemacht. An den Wänden hängen einzelne Urkunden, auf dem Tisch stehen noch warme und duftende Spekulatius-Kekse. Im Keks-Geschäft startet Weihnachten früh. „Erst war ich im Betrieb meiner Eltern, aber mir war schnell klar, dass ich durch die Welt tingeln wollte. Das hab ich auch gemacht“, sagt er. USA, Neuseeland, Japan – dort arbeitet er in Deutschen Bäckereien. „Ich habe damals gelernt, dass das Deutsche Backhandwerk einen Stand im Ausland hat. In den USA kennen die Leute gar nicht so etwas wie ein deutsches Roggenbrot. Ich hab also am Anfang damit geliebäugelt, in den USA mein Start-Up zu gründen, aber die Risikokalkulation hat dagegen gesprochen.“ 2015 entscheidet sich Gregor Stapper dazu, Keks Kreator zu entwickeln, in Deutschland. „Ich wollte immer im Handwerk bleiben aber mit einem handwerklichen Produkt, das sich stark auf die Digitalisierung ausrichtet. Handwerk 4.0. Da bin ich schnell bei den Keksen gelandet.“ Der Clou sei, sagt er heute während er in der kleinen Küche sitzt, digitales Einkaufsverhalten auf ein Handwerksprodukt anzuwenden.
Das Herzstück seiner Firma bleibt ein Betriebsgeheimnis
„Dass die Idee gut ist, das wusste ich“, sagt er. „Die Herausforderung war, das ganze technisch umzusetzen.“ Er probiert alles aus. Irgendwann hat er es geschafft, das Herzstück seines Start-Ups. Die Maschine. Verraten, wie die funktioniert, will er nicht. Betriebsgeheimnis. Er zwinkert. Die nächste Schwierigkeit ist der Teig. Ein Jahr testet er Rezepte, bis er mit Geschmack und Konsistenz zufrieden ist. Backen darf er in der Backstube eines Verwandten in Essen. Die Homepage bastelt ein Kumpel für ihn. „Ich hatte anfangs kaum Eigeninvest“, sagt Stapper.
Kekse verkosten mit Angela Merkel
Am 1. Januar 2016 geht er an den Start. Zum Valentinstag 2016 bringt RTL einen Beitrag über ihn. „Da war direkt klar, das ist eine funktionierende Geschichte“, sagt Gregor Stapper. Wenn er das erzählt, klingt er sachlich, nüchtern. Mit Erfolg zu prahlen, das macht er nicht. Drei Mitarbeiter stellt er in der nächsten Zeit ein, geht zurück nach Brilon in eine kleine Backstube, 70 Quadratmeter. Es läuft gut. Aus 2018 findet sich noch ein Bild im WP-Archiv, Angela Merkel – damals Bundeskanzlerin – neben Gregor Stapper. Beide reißen die Münder auf, um in den Briloner Keks zu beißen. Ein Foto von der Internationalen Handwerksmesse. Er wird als besonders innovatives Handwerksunternehmen gefeiert. Initialzündung für noch mehr Aufmerksamkeit. „Wir haben für Hochzeiten gebacken, für Gastronomiebetriebe, Partys und Messen. Alles, was während Corona ausgefallen ist“, sagt er und lächelt, fast ein wenig bitter.
Mama-Kekse, Papa-Kekse, Brilon-Kekse variabel je nach Stadt und Verkaufsort
Die Pandemie ist hart für ihn. Den Bau seiner Werkshalle, schon geplant, setzt er erst einmal auf Eis. Er brainstormt und ihm kommt eine Idee. „Wir mussten flexibel sein und das waren wir auch. Wenn zum Beispiel jemand für seinen Papa zum Geburtstag Kekse kaufen will, dann steht in der Regel ‘Für Papa’ darauf und nicht ‘Für Anton’. Wir haben also unsere Bestseller in kleiner Stückmenge fünf Supermärkten in Brilon angeboten. Mittlerweile laufen die Kekse in 150 Supermärkten.“ Mama-Kekse, Papa-Kekse, Brilon-Kekse variabel je nach Stadt und Verkaufsort. Die Idee boomt und ist ein Beispiel für den Erfolg des Briloner Gründers – offen bleiben, Ideen weiterentwickeln. Er baut seine Werkhalle. Von 70 Quadratmeter geht es auf 450 Quadratmeter. Von drei Mitarbeitern am Anfang auf 14 Mitarbeiter.
„Wir haben keine Scheuklappen auf, schauen in alle Richtungen“
Wenn er gefragt wird, wie er heute auf diesen Erfolg blickt, sagt er: „Das ist schon voll gut.“ Pause. „Es ist super, dass wir immer noch ein laufendes Projekt sind, aber es ist auch noch ein Weg.“ Stapper spricht immer von einem ‘Wir’, vom Team. Spricht von nachhaltigen Ideen und Innovationen für die Zukunft. „Wir sind ein gelebtes Start-Up. Wir haben keine Scheuklappen auf, schauen in alle Richtungen und hinterfragen immer noch jeden Schritt.“ Stillstand kann der Briloner nicht.
Familie und Karriere, das klappt gut
In diesem Jahr ist Gregor Stapper zum dritten Mal Vater geworden. Familie und Karriere klappt gut. „Ich kenne es nicht anders, meine Eltern waren auch selbstständig. Im Unterschied zu damals bedeutet Selbstständigkeit aber nicht mehr eine 60-Stunden-Woche.“ Die Digitalisierung spare viele Arbeitsschritte und damit Zeit. „Am Wochenende arbeite ich nicht, ich stehe nicht früh in der Backstube, denn wir haben nicht die klassischen Bäckerei-Zeiten“, sagt er. Nur die „Auswüchse der Bürokratie“, wie er sie nennt, legen ihm Steine in den Weg. Sie kosten Zeit, Kraft und viel Kopfarbeit. „Da muss ein Riegel vorgeschoben werden, denn wir bekommen oft monatliche neue Vorgaben, die eingehalten werden müssen. Was die Politik dem Mittelstand zumutet, ist allerhand. Das ist Zeit, die fehlt, um innovativ zu werden.“
Für Gründer hat Gregor Stapper einige Ratschläge
Für Gründer hat Stapper fünf Tipps. „Vorher einen ordentlichen Businessplan zu schreiben, ist sehr wichtig. Auch eine objektive Risikoberatung und die Überlegung, welches Kapital ich einsetzen muss.“ Sein wichtigster Rat: „Langsam wachsen, alles selber machen und so das Risiko so gering wie möglich halten. Am erfolgreichsten waren immer die, die alles selbst gemacht haben.“ Wichtig sei ebenfalls, flexibel zu bleiben, immer die Augen aufzuhalten nach neuen Ideen. „Scheitern ist erlaubt, ja. Aber lieber ist es mir, wenn man einen Schritt langsamer oder zurück macht.“ Er zuckt die Achseln. „Man muss der Typ dafür sein. Und in meiner Branche heißt das Blut, Schweiß und Tränen.“