Längste Brücke der Welt oder Deutschlands?

Ein prüfender Blick auf Konstruktion und Stahlseile . Als hätte ich auch nur die leiseste Ahnung von Brückenbau. Wir fragen nach Arndt Brüne, einer von fünf Geschäftsführern der Skywalk GmbH. Keine zwei Minuten später ist er da: Der Skywalk, betont er, sei die größte freitragende Hängebrücke der Welt. Für Fakten-Checker: Zwar ist die vor einem Jahr eröffnete „Sky Bridge 721“ im tschechischen Dolni Morava mit ihren, wie der Name schon sagt, 721 Metern zwar noch 56 Meter länger, aber von der Konstruktion eben doch in einem entscheidenden Punkt verschieden: Anders als in Willingen ist der Gehsteg in Tschechien mit einem Geflecht aus Stahlseilen im Boden festgezurrt. Ganz anders der Skywalk. Leichter Wind und die Schritte der Besucher versetzen die Brücke in Schwingung. Das sei aber kein Problem, sagt Brüne: „Wenn da auf der kompletten Länge ein halber Meter Schnee drauf liegt, dann hält die trotzdem noch einem Hurrikan der Stufe 2 stand.“ Das bedeutet Windgeschwindigkeiten von 154 bis 177 Stundenkilometern. Für Besucher gesperrt werde die Brücke aber deutlich darunter, bei 80 km/h.

Schon zum Auftakt am Samstag rechnete man im Tagesverlauf mit mehreren tausend Besuchern, die den Nervenkitzel suchen. Ob viele den Weg auf der Brücke wieder abbrechen und umkehren? „Ja, das sind schon etliche“, bestätigt er. Die meisten packen es aber.

Nur die Hälfte war drauf

Da ist eine Gruppe Frauen aus dem Rheinland. Ob sie alle „drauf“ waren? Nein. Nur rund die Hälfte. Und eine davon sei nach wenigen Metern zurück gegangen. Die Erfahrung habe ihr gereicht, sagt sie lachend. Ihre Tochter versteht das nicht. „Das war soooo schön“, schwärmt sie.

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Ein kleiner Junge zerrt an der Jacke seines Vaters, weil er direkt noch mal rüber laufen will. Wenig Verständnis erntet eine Frau mit ihrem sichtlich gestressten Labrador, die von der Brücke kommt. „Ja, das ist eigentlich nicht erlaubt“, so Brüne. Aber manchmal ginge einem so jemand einfach durch die Lappen. Die Höhe, die auch bei vielen Tieren Angst auslöst und der für Pfoten schmerzhafte Gitterboden auf der gesamten Länge der Brücke - man kann manchmal nur mit dem Kopf schütteln.

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Jetzt wird’s ernst. Von der anderen Seite, vom Musenberg, kommen Menschen entgegen. Manche ganz entspannt, manche offensichtlich erleichtert, es endlich geschafft zu haben. Auch mir sieht man meine Befindlichkeit an, und so geben mir die Entgegenkommenden im Vorbeigehen Ratschläge, die von „Augen zu und durch“ , über „Ist nur halb so schlimm wie es aussieht“ bis „Tun Sie sich das nicht an!“ reichen. Der Hinweis einer Dame, das Schaukeln und Schwingen werde „hinten noch viel schlimmer“, macht es auch nicht besser...

Stück für Stück herantasten

Stück für Stück taste ich mich voran. Meine Nerven kitzeln nicht, sondern tanzen verzweifelt Sirtaki. Nach rund 50 Metern habe ich genug gesehen. Ich gehe zurück. Danke, reicht. Ein Skywalk-Mitarbeiter erkennt mich. „Na, schon wieder da?“ „Ja, war mir zu langweilig“, erkläre ich die vorzeitige Rückkehr. Nur cool bleiben. Der Mann lacht. Durchschaut.

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Und unser Fotograf? Über eine Stunde läuft Maxim auf der Brücke hin und her, macht Bilder, spricht mit Besuchern, ist restlos begeistert. Das Schaukeln der Brücke empfand er als „entspannend“. In ein, zwei Wochen fahren wir noch mal zusammen hin. Privat. Und dann wage ich einen zweiten Anlauf. Nur halb so schlimm wie es aussieht. Augen zu und durch.