Hallenberg. Bis zu 20 Millionen Euro möchte Borbet an den Standorten ind Hesborn und Medebach investieren. Das sind die Gründe.

Die Wahrscheinlichkeit, dass einem auf der Straße ein Auto begegnet, welches mit Felgen aus dem Sauerland unterwegs ist, ist sehr hoch. 20 Prozent aller europäischen Autos, die mit Alufelgen ausgerüstet sind, fahren mit Felgen aus dem Hause Borbet durch die Landschaft. Nun will das Unternehmen an ihren Standorten im Sauerland kräftig investieren.

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Aufschwung im Sauerland

Seit zwanzig Jahren erlebt das Familienunternehmen mit Sitz in Hallenberg einen beispiellosen Aufschwung: „Mittlerweile werden 85 Prozent der Neuwagen mit Alufelgen ausgestattet“, erklärt Michael Wellenzohn. Wellenzohn ist seit dem 1. Januar 2023 der erste familienfremde CEO in der Unternehmensgeschichte. Er folgt auf Margot Borbet. Sie hatte diese Position seit 2019 inne und wird künftig an der Spitze des Kontrollgremiums, dem Stiftungsrat der BORBET Stiftung, stehen. Zuletzt war der neue BORBET CEO neun Jahre Vorstand der Deutz AG, davor 18 Jahre Geschäftsführer bei ThyssenKrupp Presta Steering. Er verfügt über langjährige internationale Erfahrung in den Bereichen Automotive und Maschinenbau. Zudem war er seit eineinhalb Jahren Mitglied im Stiftungsrat der BORBET Stiftung. 15,7 Millionen Felgen produziert das Hallenberger Unternehmen mittlerweile pro Jahr: „Davon gehen etwa 5 Prozent in den Zubehörhandel“, erklärt der CEO.

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Immer größer und komplexer

Der größte Teil geht direkt an die Autohersteller und dort ist ein Trend zu erkennen: „Die Felgen werden immer größer, immer aufwendiger, immer komplexer“, sagt Wellenzohn. Dabei reicht die Palette der Möglichkeiten von einfachen Alufelgen, über pulverbeschichtete Räder bis hin zu aufwendigen Felgensystemen, die durch Inlays die Aerodynamik verbessern sollen, was besonders bei Elektroautos eine gefragte Ausstattungsvariante ist. Hinzu kommen immer komplexerer Veredelungsmethoden, wie Glanzdrehen, Glanzfräsen. Mittlerweile sind auch feine Dekorations-Muster auf den Felgen möglich. Margot Borbet führt mittlerweile die Familienstiftung. Bescheidenheit ist ihr wichtig. Deswegen hat es in der Vergangenheit nur wenige Pressekonferenzen gegeben: „Wir fanden es jetzt aber wichtig, die Öffentlichkeit über unser Vorhaben zu informieren“, so Borbet. Als Vorsitzende des Stiftungsrates ist sie so etwas wie das familiäre Herz des Unternehmens. Das zeigt sich auch bei einem Rundgang über das Firmengelände, als sich Margot Borbet interessiert mit dem Seifenkistenprojekt einiger Auszubildender auseinandersetzt: „Aktuell haben wir an unseren Standorten im Sauerland ungefähr 30 Auszubildende, wir legen darauf auch einen großen Wert“, so Borbet.

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Bis zu 20 Millionen sollen investiert werden

Um sich noch stärker an die modernen Anforderungen anzupassen, sollen nun bis zu 20 Millionen Euro an den Standorten in Medebach und Hesborn investiert werden: „Die Autohersteller treten mit ihren Vorstellungen an uns heran, die wollen wir natürlich nicht enttäuschen“, so Wellenzohn. Bei den Investitionen dreht es sich viel um Automatisierungen der Produktionsabläufe. Der Konzern erhofft sich davon eine deutliche Steigerung der Produktivität: „Prozesse, selbst wenn sie nur wenige Sekunden dauern, können weiterhin verbessert werden und da wollen wir als Unternehmen hin: Wir stellen die Sachen auf den Prüfstand und gucken, wo sich etwas optimieren lässt“, so der Geschäftsführer. So soll am Standort Hesborn das Glanz- und Fräszentrum neugestaltet werden sowie die Kapazitäten für die mechanische Bearbeitung erweitert werden. Die Erneuerung der Kühlungstechnik sowie die Erweiterung des Prüffelds ergänzen den Umbau. In Medebach soll ein Glanzzentrum aufgebaut werden, eine zweite Lackanlage aufgebaut und eine Röntgenanlage angeschafft werden. Letzteres ist wichtig, damit auch feinste Risse erkannt werden: „Unsere Produkte müssen über 300.000 Kilometer den höchsten Ansprüchen genügen. Sicherheit ist dabei ein ganz großer Aspekt“, so Wellenzohn.

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Bekenntnis zur Region

Margot Borbet sieht die Investitionen auch als Bekenntnis zum Standort: „Wir engagieren uns mit dem Unternehmen als Sponsor für Sportvereine und setzen uns ebenfalls für soziale Zwecke ein. Damit wollen wir der Region auch etwas zurückgeben“ sagt Borbet. Für ein energieintensives Unternehmen wie Borbet, wo täglich mehrere Tonnen Aluminium eingeschmolzen werden, steht auch das Thema Nachhaltigkeit ganz oben auf der Liste. Borbet nutzt die Abwärme seiner Anlagen zur Wärmerückgewinnung, reduziert den Stromverbrauch und bezieht Ökostrom in allen Werken. Außerdem verwendet das Unternehmen Aluminium mit einem geringen CO2-Fußabdruck und recyceltes Aluminium aus dem Post-Consumer-Bereich. Auch bei den Betriebsstoffen, Lacken und Verpackungen achtet die Firma auf Umweltverträglichkeit und Recyclingfähigkeit.

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Neben der ökologischen Verantwortung engagiert sich der Felgenhersteller auch sozial, sportlich und kulturell in seinen Standortregionen. Er fördert lokale Vereine und Initiativen, unterstützt Bildungsprojekte und bietet seinen Mitarbeitern Gesundheits- und Freizeitangebote. Darüber hinaus trägt Borbet zum Erhalt von Lebensräumen und Ökosystemen bei, indem er zum Beispiel Wälder aufforstet oder Blumenwiesen anlegt. Mit Azubiprojekten wie Insektenhotels oder Nistplätzen steigert Borbet zudem die biologische Vielfalt auf seinem Gelände. Und auch die Bürger könnten in Zukunft noch mehr von der Borbet profitieren. „Wir befinden uns aktuell in Gesprächen mit den Kommunen, um unsere Abwärme in ein Fernwärmenetz einspeisen zu können. Unsere Öfen laufen an 50 Wochen im Jahr, das wäre also sehr zuverlässig“. Auch Stromerzeugung könnte sein. Da die Bundesregierung den Kommunen vorschreibt, bis 2028 ein Wärmekonzept zu entwickeln, könnte der Plan von Borbet genau zur richtigen Zeit kommen.