Hochsauerlandkreis/Brilon. Zwar ist die Personalausstattung an vielen Schulen auf dem Papier gut. Bei Mangelfächern trifft das aber nicht zu. HSK-Schulleiter erzählen.

In NRW fehlen rund 8000 Lehrer. Aus diesem Grund schlägt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft eine Kürzung des Unterrichts und weniger Klassenarbeiten vor. Dabei ist dieses Schulhalbjahr mit nicht einmal 100 Schultagen extrem kurz, bereits am 22. Juni starten die Sommerferien Die GEW wird deutlich: „Der eklatante Lehr- und Fachkräftemangel ist die Achillesferse des Schulsystems. Er bremst nicht nur nahezu jedes schulpolitische Reformvorhaben aus, sondern gefährdet mittlerweile die Bildungsanstrengungen in Deutschland insgesamt“, sagte GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze. „Schulleitungen und Kollegien brauchen endlich wieder Rahmenbedingungen, um ihre Arbeit professionell tun zu können“, forderte sie. Es gelte, dem Teufelskreis aus Überlastung durch Lehrkräftemangel und Lehrkräftemangel durch Überlastung zu entkommen. Das werde jedoch nur gelingen, wenn die Politik bereit sei, insgesamt mehr Ressourcen ins System zu stecken.

Besonders auffällig ist hierbei die hohe Teilzeitquote an öffentlichen Schulen, die bei 39.83 Prozent liegt. In der Stadt Brilon beträgt die Teilzeitquote 34.62 Prozent. Auch die hohe Teilzeitquote von Lehrern in NRW trägt dazu bei, dass immer weniger Unterrichtsstunden abgedeckt werden können. Generell ist in den westlichen Bundesländern die Teilzeitquote unter Lehrern höher als in den östlichen: In Thüringen und Sachsen-Anhalt sind es lediglich 21,9 beziehungsweise 20,7 Prozent. Die Lage in Brilon spiegelt das wider: Von 90 Teilzeit-Lehrern sind 85 weiblich, was 94.4 Prozent entspricht. Auch in NRW insgesamt sind 59540 von 67540 Teilzeitkräften weiblich, was 88.16 Prozent ergeben. In den anderen Städten im Raum Brilon sieht es ähnlich aus.

Marsberg: Thema Teilzeit bereitet uns keine Probleme

Dr. Markus Bohnensteffen, Direktor des Carolus-Magnus-Gymnasiums in Marsberg, sieht die aktuelle Lage jedoch eher eher gelassen: „Klar, in einigen Fächern kann es auch schon mal zu einem Unterhang kommen, also das wir da dann nicht ganz so gut besetzt sind, wie wir es uns aber eigentlich wünschen würden. Insgesamt stehen wir aber gut dar. Auch das Thema Teilzeit bereitet uns keine Probleme.“, so der Schulleiter.

Brilon: Lehrer-Markt stark umkämpft

Johannes Droste, Schulleiter des Petrinums, ordnet die Lage für sein Gymnasium etwas anders ein: „Wir haben zwar auch am Petrinum rein rechnerisch die volle Personalausstattung, aber gerade in den Bereichen Chemie und Biologie besteht ein fachspezifischer Personalmangel“, so Droste, der zum Ende des Schuljahres in den Ruhestand geht. Zwar sei es möglich auch Quereinsteiger einzustellen, aber gerade da sei der Markt stark umkämpft und, da wird Droste deutlich, sei auch nicht jeder Quereinsteiger in der Lage, die Kinder und Jugendlichen fachgerecht zu beschulen: „Am Ende steht dann die Entscheidung, ob ich einen ungelernten Lehrer auf die Schüler loslasse, oder ob der Unterricht möglicherweise gekürzt werden muss, um den Mangel auszugleichen“, so Droste. Außerdem, findet Droste, müsse man die Möglichkeit zur Teilzeit in jedem Einzelfall prüfen.

Die Auswirkungen des Lehrermangels sind vielfältig. Einerseits führt er zu einem Mangel an qualifiziertem Personal, was sich direkt auf die Qualität des Unterrichts auswirkt. Eine zu hohe Schülerzahl pro Lehrer kann dazu führen, dass der Lehrstoff nicht mehr ausreichend vermittelt werden kann und es zu einer Überlastung der Lehrkräfte kommt. Einige Experten argumentieren jedoch, dass Teilzeit für Lehrer notwendig ist, um das Problem des Lehrermangels in Deutschland zu lösen.

Brilon: Kein Lehrermangel am Berufskolleg

Für Franz Josef Killing, Schulleiter des Berufskollegs in Brilon, ist die aktuelle Situation kein Problem: „Das mag der Schulform zu verdanken sein, aber aktuell haben wir keinen Lehrermangel am Berufskolleg in Brilon. Bei der Personalausstattung liegen wir sogar über 100 Prozent“. Teilzeit erhöhe zwar den Organisationsaufwand, sei aber auch kein Problem. Im Sommer werde sogar noch ein weiterer Lehrer eingestellt. Insgesamt ist der Lehrermangel eine große Herausforderung für das Bildungssystem in Nordrhein-Westfalen. Um dieser entgegenzuwirken, sind Maßnahmen wie eine Erhöhung der Einstellungszahlen, eine bessere Bezahlung von Lehrkräften sowie die Förderung des Berufseinstiegs für junge Lehrer notwendig. Auch die Attraktivität des Lehrerberufs muss gesteigert werden, um mehr qualifiziertes Personal für die Schulen zu gewinnen.