Canstein. Hartwig Heine, Windbauer der ersten Stunde, deckt in seinem Buch „Machenschaften“ der WK-Herstellerfirma auf, prozessiert jahrelang.

Hartwig Heine ist 69 Jahre alt. Er hat ein Faible für Maschinen, für deren Innenleben. Er weiß, wie sie funktionieren. Er versteht sie. Deshalb hatte er sich auch selbständig gemacht, 1981, mit einer alten Drehbank, einer Fräse und Bohrmaschine, zunächst in seiner Garage, später in der elterlichen Scheune mit seinem Metallbearbeitungsbetrieb. Und er war schon immer begeistert von der Idee, Strom zu erzeugen, ohne Gas, Öl oder Kohle zu verbrennen.

Er und sein Bruder bauten 1993 die ersten zwei Windmühlen bei Adorf. Sie gelten als die ersten Windmüller im benachbarten Hessen. „Das war damals schon eine echte Sensation“, blickt Hartwig Heine zurück. Die kleinen Anlagen mit Gittermasten drehen sich noch heute im Wind und produzieren ökologisch Strom.

Erste Windmühlen in Hessen

2015 kauft Hartwig Heine eine Anlage hoch im Norden hinzu. Auch die produzierte fleißig und zuverlässig grünen Strom. Die 600 kW-Anlage soll gegen eine größere, leistungsfähigere 2500 kW-Anlage ausgetauscht werden.

Und dann beginnt das Malheur. Falsche Versprechungen, falsche Gutachten, Prozesse über Prozesse. Im Sommer 2021 geht der Prozess gegen die Firma N. (Hartwig Heine möchte den vollen Namen der Herstellerfirma nicht nennen) nach sieben Jahren zu Ende. Und damit sein Kampf um Gerechtigkeit.

Im Selbstverlag

Das Buch ist erhältlich im Selbstverlag bei Hartwig Heine, Arolser Straße 29, 34431 Marsberg-Canstein, Telefon 02993-508, firma@hartwig-heine.de sowie bei der Buchhandlung Podszun in Marsberg und Schreibwaren Ostermann in Adorf für 15 Euro. ISBN: 978-3-00-074131-9, Druck: Druckerei Boxberger GmbH, Marsberg.

Seine Erfahrungen, mitunter echt skurril und unglaublich, die er während der Prozessdauer machen musste, hat er in einem Buch festgehalten. „Aus dem Leben eines Windmüllers“ hat er die 113 Seiten eher harmlos betitelt. Dabei haben die es in sich.

Den Anstoß, die Geschichte in einem Buch festzuhalten, habe die letzte Verhandlung vor dem Landgericht in Hamburg gegeben. Hartwig Heine: „Mit dieser Verhandlung ist ein aufregendes Kapitel beendet und es bleibt der Rückblick.“ Diese letzte Verhandlung sei natürlich nicht ohne Verbitterung und Zorn an ihnen vorübergegangen, „es wurde uns zum Schluss übel mitgespielt. Dennoch ist dieses Büchlein kein Racheakt. Das bedeute aber nicht, dass Unrecht nicht benannt werden darf und dass die Taten den Täter und ihre Helfer verschwiegen werden müssten. „Nein“, schüttelt er den Kopf: „es ist absolut wichtig und kommt viel zu selten vor, dass die Dinge beim Namen genannt werden.“

Unrecht benennen

Er hat sie beim Namen genannt und Betrug sichtbar gemacht. Zum Beispiel, wie der Herstellerfirma der Windkraftanlage, alte, längst verschrottete Teile in die Flügel eingebaut hatte, wie ein Gutachter das Leistungsvermögen der Anlage „schönrechnet“, wie Hartwig Heine dies mit Hilfe eines anderen Gutachters aufdeckt, bei Gericht aber nicht damit durchkommt.

Die Anlage hat über die Jahre nie die volle Leistung gebracht, obwohl sie darauf zertifiziert war. Und er war längst kein Einzelfall. Auch das hat er im Gespräch mit anderen Windbauern herausbekommen. In der letzten Verhandlung wird ein Vergleich durchgesetzt. Hartwig Heine ist geschockt: „Durch Gleichgültigkeit und Desinteresse hat der Richter den letzten Funken Hoffnung auf Gerechtigkeit nach fast siebenjährigem Martyrium zerstört.“

Zum anderen habe er mit seinem Büchlein, so Hartwig Heine, „subjektiv ein Stück persönliche Zeitgeschichte schildern wollen.“ Auch das ist ihm gelungen. Sein Büchlein, wie er es nennt, liest sich flott wie ein Windkraftkrimi, umgarnt mit persönlichen Geschichten und Freundschaften, die sich aus dem Windgeschäft ergaben, oder schon vorher bestanden, wie die Reise nach Russland oder der Besuch von Onkel August während seiner Kindheit zu Weihnachten. Dazu passend hat er selbstgemalte Ölgemälde eingebaut. Seine zweite Passion gehört dem Nachmalen alter Meisterwerke von van Gogh, Rembrandt oder Holbein.