Olsberg/Hochsauerlandkreis. Daten zeigen, wo der HSK im Klimaschutz aktuell steht und wer am meisten CO2 ausstößt. Wer jetzt handeln sollte und wie das die Bürger betrifft:
Wo steht der Hochsauerlandkreis gerade in seinen Bemühungen um den Klimaschutz – und wo soll er hin? In der vergangenen Ratssitzung in Olsberg hat Christian Korte von energielenker projects GmbH einen Zwischenstand für die Stadt vorgestellt. Dazu hat er von allen HSK-Kommunen Daten gesammelt und kann im direkten Vergleich zu den anderen Städten eine gute Nachricht für Olsberg vorstellen: Die Stadt im Vergleich zwischen den zwölf Kommunen den viertgeringsten CO2-Ausstoß pro Kopf – nämlich 9,46 Tonnen. Zum Vergleich: Marsberg hat einen Pro-Kopf-Ausstoß von über 18 Tonnen laut Korte. Gleichzeitig hat Christian Korte allerdings auch eine schlechte Nachricht für den Olsberger Stadtrat, denn der Ausstoß muss auf unter eine Tonne pro Kopf kommen, und das bis 2045. Wie das gelingen könnte, erklärt er in einem Maßnahmenpaket, das sich aus den wichtigsten Erkenntnissen seiner Datensammlung speist und zugeschnitten auf Olsberg ist.
Bilanziert werden die Daten nach dem Territorialprinzip, das alle Sektoren umfasst. So können Kommunen besser miteinander verglichen werden. Allerdings, das muss Korte einräumen, habe man die Daten nur bis 2019 sammeln können. Alles, was darüber hinaus geht, sei nur unvollständig zu bekommen. „Ich weiß, 2023 über Daten aus 2019 zu reden, das ist nicht ideal. Aber wir müssen nun erst einmal damit arbeiten, was wir bekommen“, erklärt Korte. Hinzu komme, dass 2019 eine sehr lange Heizperiode durch einen kalten Winter dafür gesorgt habe, dass die Daten eventuell von der Norm abweichen.
Erkenntnis 1: Energieverbrauch in der Industrie am höchsten
2019 wurden insgesamt 433.230 Megawattstunden Energie verbraucht. 41 Prozent davon fallen auf die Industrie der Stadt. 26 Prozent verbrauchen die Haushalte, 24 Prozent der Verkehr. Nur 2 Prozent verbrauchen die kommunalen Einrichtungen. Diese Ergebnisse unterscheiden sich nicht groß von denen, die für den gesamten HSK ermittelt wurden.
Erkenntnis 2: Erdgas ist der wichtigste Energieträger
Erdgas wird in Olsberg als wichtigster Energieträger genutzt, auf ihn entfallen die meisten Megawattstunden. Es folgen Strom und Diesel. Solarthermie ist in den Darstellungen noch als sehr kleiner Beitrag zur Energiebedarfdeckung aufgeführt.
Erkenntnis 3: CO2-Ausstoß von Olsberg vergleichsweise im Mittelfeld
Betrachtet man diejenigen Sektoren, die den höchsten Energiebedarf haben, zeigt sich im Vergleich naturgemäß, dass auf diese auch der größte Teil des CO2-Ausstoßes in der Stadt fällt. Insgesamt hat Olsberg 2019 rund 136.500 Tonnen CO2 ausgestoßen. 45 Prozent der Emissionen fallen dabei auf die Industrie, die auch den höchsten Energiebedarf hat. 24 Prozent des Treibhausgasausstoßes fällt auf den Verkehr, immerhin 22 Prozent auf die Haushalte in der Stadt.
Erkenntnis 4: Erneuerbare Energien machen unter 20 Prozent des Verbrauchs aus
Dahingegen ist Olsberg nur am unteren Rand des Mittelfeldes, wenn man sich den Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch im kommunalen Vergleich ansieht. Auf Platz eins steht Brilon, gefolgt von Marsberg. Korte betont, dass Marsberg darauf bestehe, dank des Windparks derzeit eigentlich auf Platz 1 zu stehen – und verweist noch einmal darauf, dass hier Daten aus dem Jahr 2019 verwendet werden. An sich könnte sich das Ranking schon verändert haben – maßgeblich könne man die Datenlage aber als Grundlage nutzen. Und die sieht für Olsberg noch Potenzial, denn 2019 wurden unter 20 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien erzeugt. Diese ergaben sich aus Wasserkraft (74 Prozent) und Photovoltaik (26 Prozent). Im HSK insgesamt fällt der Löwenanteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms auf die Windenergie (60 Prozent) gefolgt von Biomasse (22 Prozent). Korte betont zudem: „Bilanziell betrachtet wurden im Jahr 2019 rund 8 Prozent des anfallenden Wärmebedarfs in Olsberg aus erneuerbaren Energien gedeckt.“
Erkenntnis 5: Diese Maßnahmen müssen die Kommunen nun ergreifen
Christian Korte zieht aus den Erkenntnissen nicht nur eine Potenzialanalyse für den HSK, die sich mit regenerativer Stromerzeugung und der notwendigen Entwicklung in der Strombereitstellung beschäftigt, sondern auch konkrete Maßnahmen zugeschnitten auf den Kreis oder die Kommunen selbst, gegebenenfalls mit Hilfe von Dritten, wie Experten. Übergeordnete Maßnahmen könnten ein Akteurs-Netzwerk „Klima im Hochsauerlandkreis“ sein, das vom Kreis ins Leben gerufen wird. Auch ein Netzwerk mit einem Austausch zwischen den Klimamanagern der Kommunen könnte für umfassenderen Klimaschutz sorgen. Gemeinsam sollen der Kreis und die Kommunen den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben – und dies auch mithilfe von Werbung Privathaushalten nahebringen. Maßnahmen könnten auch insbesondere für Olsberg sein, Holz als Baustoff zu stärken, eine Ausbildungsoffensive zu Klimaberufen zu starten, Biotopverbünde zu stärken sowie die Initiierung kommunalen Austauschs über den Umgang mit der Ressource Wasser. Christian Korte betont, die Top-Maßnahmen für Olsberg seien der Ausbau der PV-Freiflächenanlagen, die Erarbeitung eines Oberflächenabflussmodels bei Starkregenereignissen sowie ein Quartierskonzept zur Klimaanpassung.
Korte lobt die Stadt Olsberg aber auch: „Sie machen schon jetzt total viel in Olsberg – das ist ungewöhnlich.“ Bürgermeister Wolfgang Fischer verwies auf mittlerweile rund 480 Anträge in den Förderprogrammen für „Balkonkraftwerke“ und private Photovoltaik-Anlagen sowie zum Austausch von „Energiefressern“ unter der Haushaltsgeräten. Dennoch blieb der Entwurf des Klimaschutzkonzeptes nicht unumstritten. Sowohl Claudia Weigand (Grüne) wie auch Rudolf Przygoda (SPD) kritisierten eine mangelnde Beteiligung des Stadtrates an dem vom HSK beauftragten Konzept und auch Sabine Menke (CDU) forderte, insbesondere den Anteil der Industrie stärker in den Blick zu nehmen. Die Fraktionen wollen nun das Konzept beraten.