Marsberg. Josef Götte von der Briloner KFZ-Innung warnt vor überteuerten Winterreifen. Er selbst ergreift eine drastische Maßnahme in der Energiekrise.
Josef Götte reagiert auf die Energiekrise, die in Deutschland bevorsteht. Der Obermeister der KFZ-Innung und Inhaber von zwei Betrieben in Marsberg wird über den Winter einen davon schließen. „Vom 1. Oktober bis 31. März wird mein Betrieb in Borntosten nicht mehr öffnen“, sagt Götte. Er beschränkt sich mit dem Betrieb auf Giershagen und tut das, um Energie einzusparen und die Arbeit zu verdichten. Er glaubt: „Wir haben die Möglichkeiten, etwas zu tun.“
Josef Götte, Obermeister der KFZ-Innung, ist in Sorge um die Branche
Josef Götte ist in großer Sorge um seine Branche. „Natürlich“, sagt er. „Um die Branche sowieso, aber besonders um diejenigen, die einen Autohandel zusätzlich betreiben.“ Die steigenden Energiepreise, die Inflation und die drohende Rezession – das sorgt nicht nur für ein gehemmtes Kaufverhalten, sondern auch für Lieferschwierigkeiten. „Die Händler kriegen keine Autos herbei, besonders hochwertige Gebrauchtwagen sind schwierig zu bekommen, die Preisspirale steigt.“ Gerade Händler haben hohe Energiekosten, müssen die Ausstellungsräume beleuchtet halten, haben größere Verkaufsflächen als eine schlichte Werkstatt.
Lesen Sie auch:Gastronomie und Hotels in Winterberg müssen Zukunft sichern
Lesen Sie auch:Neue Polizisten für Wachen Brilon, Winterberg und Marsberg
Marsberger: Preissteigerungen für Winterreifen werden eklatant sein
Auch die Preissteigerung der Winterreifen sind „eklatant“, sagt Götte. „Ich halte mich in meinem Betrieb maximal für eine Woche an ein Angebot, denn für Reifen gibt es nur noch Tagespreise.“ Zwar würden die Winterreifen, die jetzt verkauft und eingesetzt werden, nicht auch jetzt hergestellt, doch die Transportkosten seien gestiegen. „Das bedeutet, dass wir eigentlich eine moderate Preissteigerung erwarten konnte, aber die Preise die jetzt gefordert werden, entbehren teils jeglicher Grundlage. Da mischen Kriegsgewinnler mit“, erklärt Götte. Kunden sollten sich also schnellstmöglich darum bemühen, neue Winterreifen zu erhalten – auch, wegen dem Mangel an Facharbeitskräften. „Viele werden Probleme bekommen, wenn die Kunden gehäuft zum Reifentausch kommen, aber die Arbeiter nicht ausreichen“, so Götte. Lieferschwierigkeiten im Reifenbereich seien aber bisher nicht abzusehen.
Rezession und Inflation: Arbeitsplätze im HSK in Gefahr
Ganz große Sorgen um die Zukunft, davon spricht Josef Götte. Die Rezession, eine Inflation die im Dezember den zweistelligen Bereich erreichen soll. „Mancher Arbeitsplatz wird eingespart werden“, prophezeit Götte, vor allem in der Industrie. Aber können denn Werkstätten der Krise begegnen? Können sie überhaupt Energie sparen? Josef Götte trifft eine drastische Maßnahme, schließt vorübergehend einen seiner beiden Betriebe. Und auch kleine Maßnahmen setzt er durch. „Allein die Wassertemperatur beim Handreinigen haben wir reduziert“, sagt er, um nur eine zu nennen. Trotzdem, der Winter steht erst bevor und auch Josef Götte hat Sorge, dass er mit seinem Betrieb die nächsten Krisenmonate nicht übersteht.
WP-Newsletter per Mail: Was ist los in Brilon, Olsberg, Marsberg, Winterberg, Medebach und Hallenberg? Holen Sie sich den Newsletter für Ihren täglichen Nachrichtenüberblick
Götte ist im Thema, besonders Klimaschutz liegt ihm am Herzen
Generell ist Josef Götte tief drin im Thema Energie – Fokus: Nachhaltigkeit und Klimakrise. „Ich sage, obwohl wir uns mit Autos beschäftigen, sind wir Teil der Lösung und nicht Teil des Problems.“ So sorge er dafür, dass Lieferungen zusammengefasst werden, um Emissionen zu sparen. Das sorgt zwar für längere Wartezeiten, aber das findet er verschmerzbar. „Ich setze den Kampf gegen den Klimawandel vor mein eigenes finanzielles Wohl“, sagt er bestimmt. Er ist überzeugt davon, dass der Mobilitätsumbau viel früher stattgefunden haben müsste. „Jetzt muss sich die Branche mit Gewalt neu aufstellen und reagieren. Aber Selbstständige sind gewohnt, für sich zu sorgen und Lösungen zu finden.“
Lösung für die Energiekrise? Nicht von der Regierung
Von der Regierung erwartet er keine Lösungen. Nicht aus Frust, sondern aus Verständnis. „Wir haben aus den Vollen geschöpft und gelebt und schreien nun nach der Regierung. Die haben auch kein Konzept für diese Krisen. Man muss damit anfangen, sich selbst zu bescheiden, denn uns geht es gut, wir sind satt und sicher und haben sehr viel mehr als andere.“ Wenn er eine Forderung an die Regierung stellen dürfte, dann nur eine: „Den Mittelstand und die kleinen Betriebe, die unseren Wohlstand aufgebaut haben, wieder mehr zu entlasten in Bürokratie und Steuern.“