Winterberg. Baden auf eigene Gefahr. Die DLRG klagt nicht nur in Niedersfeld über zu wenig Nachwuchs. Die Auswirkungen sind hochdramatisch:

Arti Sylejmani spricht mit ruhiger Stimme. Doch das, was er sagt, klingt beunruhigend. Der 22-jährige zweite Vorsitzende und technische Leiter der Niedersfelder Ortsgruppe der Deutschen-Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) hat zum Interviewtermin an den Hillebachsee geladen. Direkt hier zeigen sich die negativen Auswirkungen des schwindenden Interesses am ehrenamtlichen Engagement. Früher habe man zumindest am Wochenende die Aufsicht in der Badebucht übernehmen können, berichtet Sylejmani. Jetzt könne man das leider nicht mehr leisten. „Wir sind aktuell einfach zu wenige“, sagt er. Doch das ist nur das eine Problem. Ein anderes ist viel dramatischer.

Die Auszeichnung Seepferdchen kann nur ein Anfang sein, um richtig und sicher Schwimmen zu lernen.
Die Auszeichnung Seepferdchen kann nur ein Anfang sein, um richtig und sicher Schwimmen zu lernen. © dpa

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Die Frustration ist groß

Erst vor Kurzem hat die DLRG eine Statistik veröffentlicht. So sind in Nordrhein-Westfalen von Januar bis Juli diesen Jahres 30 Menschen ertrunken. Das waren 14 Tote mehr als in den ersten sieben Monaten des Vorjahres, wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bei einer Zwischenbilanz des Jahres im schleswig-holsteinischen Ostseebad Damp mitteilte. 14 Menschen ertranken in Flüssen, zehn in Seen und zwei in einem Kanal. Die weiteren Opfer starben in einem Bach, im Pool, im Schwimmbad oder im Teich.

„Es ist so wichtig, dass man richtig schwimmen lernt. Am besten so früh wie möglich“, sagt Sylejmani. Schon ab vier Jahren empfehle er einen entsprechenden Kurs. Das Seepferdchen sei da nur die Grundvoraussetzung. Die Nachfrage nach Angeboten, bei denen man Bronze, Silber und Gold ablegen könne, sei groß. Doch man habe keine Kapazitäten mehr, weitere Kinder aufzunehmen. Alle Kurse seien belegt. „Bei vielen Eltern ist die Frustration natürlich groß. Aber wir haben leider nicht genügend Trainer“, sagt er. Erst kürzlich habe er der Mutter eines zehnjährigen Kindes eine Absage erteilen müssen. Das tue einem in der Seele weh, aber leider bliebe ihnen keine andere Möglichkeit. Immer weniger Angebote bedeute, dass immer mehr Kinder nicht richtig schwimmen könnten.

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Dringend Unterstützung gesucht

„Wir brauche dringend Unterstützung“, appelliert er. Dabei mache das Engagement bei der DLRG sehr viel Freude. 18 Jahre alt müsse man sein und und das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen in Silber vorweisen oder die Bereitschaft mitbringen, es abzulegen. Außerdem solle man auch ein Interesse daran haben, den Kindern etwas beizubringen. Dazu würde man aber jegliche Unterstützung von anderen Mitgliedern des Teams erhalten, sagt der Niedersfelder, der aktuell ein Lehramtsstudium absolviert. Der Zusammenhalt im Team sei sehr stark. So treffe man sich auch hin und wieder in der Freizeit, besuche gemeinsam Schützenfeste oder gehe Essen. Vonseiten der DLRG bestehe natürlich auch die Möglichkeit, mal die Überwachung von Stränden an Nord- oder Ostsee zu übernehmen. „Wir würden uns echt über Verstärkung freuen“, sagt Sylejmani zum Abschied.

Wer Interesse hat, sich bei der DLRG zu engagieren, kann sich unter 0171-7867090 oder melden.