Brilon/Hochsauerland. Die Inflation treibt Preise und Zinsen: Sparkasse Hochsauerland und Volksbank Brilon geben Tipps zur Finanzierung und Anschlussfinanzierung.

Die steigenden Preise sorgen nicht nur beim Lebensmittelkauf für Sorgen, sondern auch beim Hausbau – und dessen Finanzierung. Denn für viele Menschen auch im Hochsauerland wird der Bau aufgrund der Entwicklungen auf dem Materialmarkt sowie den steigenden Energiepreisen teurer. Was bedeutet das für bestehende aber auch für angehende Finanzierungen vom Eigenheim? Das beantworten die Sparkasse Hochsauerland und die Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten.

Platzen Finanzierungsprojekte gerade aufgrund der Inflation?

Daniel Danch, stv. Bereichsleiter im Vertriebsmanagement der Sparkasse, berichtet von vereinzelten Kunden, die ihr ursprüngliches Vorhaben nicht umsetzen können oder es erst einmal auf Eis legen. „Neben den höheren Material- und Handwerkerkosten sind die Zinsen in den letzten Monaten stark gestiegen. Dazu kommt die Schwierigkeit einen Handwerker zeitnah zu bekommen, was zu einer erhöhten Unsicherheit in der Planung führt“, erklärt er. „Trotz allem merken wir noch nicht den großen Rückgang. Es macht den Anschein, dass die Nachfrage sich eine Immobilie anzuschaffen noch da ist, bevor die Zinsen noch weiter steigen.“

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Viele, die gerade bauen, müssen höhere Material- und Handwerkerkosten in Kauf nehmen. Müssen Kunden jetzt öfter die Finanzierung nachjustieren – und ist es überhaupt möglich, einen bestehenden Kredit, den Kunden schon unterzeichnet haben, jetzt im Nachhinein zu verändern?

„Ja, es melden sich einige Kunden, bei denen aufgrund gestiegener Kosten ein weiterer Finanzierungsbedarf entsteht“, so Andreas Decker, Leiter Vertrieb der Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten. Ein bestehender Kredit könne aber nicht einfach aufgestockt werden, da zum Zeitpunkt der Vergabe ein anderes Zinsniveau wie zum jetzigen Zeitpunkt vorgelegen hätte und feste Verträge geschlossen wurden. „Die Finanzierungslücke kann durch ein weiteres Darlehen bedient werden. Der Kunde muss entsprechend beraten werden und wir prüfen, ob ein weiterer Kredit in Frage kommt“, so Decker. Heutzutage sei es nicht unüblich, dass sich Kunden für ein Nachfinanzierungsgespräch melden, wie auch Daniel Danch von der Sparkasse betont. „Der bestehende Darlehensvertrag kann hier nicht verändert werden und es wird ein neuer Vertrag mit aktuellen Konditionen abgeschlossen.“ Daniel Danch betont. „Unsere Baufinanzierungsberater schauen sich jedoch jeden Fall individuell an, um Förderkredite der KFW oder der NRW Bank zu prüfen. Auch die Einbindung eines Bausparvertrages kann sinnvoll sein, um sich Zinsen für die Zukunft sichern.“ Die Bausparvertragskonditionen der LBS West hätten sich bisher noch nicht verändert.

Kunden, die schon jahrelang ihr Haus abbezahlen könnten aufgrund der Inflation in Bedrängnis kommen – was treibt diese Kunden gerade um? Was raten Sie diesen?

Andreas Decker bestätigt, dass es Anfragen der Kunden in diese Richtung gebe, „die Kunden werden sensibel.“ Lösungsansätze könnten laut der Volksbank der Abschluss einer Zinssicherungsvereinbarung oder von Forwarddarlehen vor Ablauf der Zinsbindung sein oder der Abschluss von Bausparkonten zur Zinssicherung. Die Einbringung von Sondertilgungen sei wichtig, um Laufzeiten oder Restsalden zu reduzieren. Daniel Danch hat einen weiteren Hinweis für Bestandskunden: „Auch wenn die Zinsbindung bei bestehen Verträgen noch ein paar Jahre läuft, sollten diese zeitnah überprüft werden. Bis 36 Monate vor Ablauf kann ein neuer Folgezinssatz vereinbart werden. Darüber hinaus kann auch hier ein Bausparvertrag interessant sein.“

Welche Tipps sollten Kunden, die eine Finanzierung wünschen, jetzt beachten? Welche Rahmenbedingungen machen Sinn?

Daniel Danch rät: „Wichtig ist es, nicht zu voreilig zu kaufen und die Immobilie in Ruhe anzuschauen. Wie sieht es mit dem Kaufpreis aus? Muss bzw. möchte ich noch Sanieren oder Renovieren bei den steigenden Nebenkosten wie Öl und Gas.“ Die Rate für eine Finanzierung müsse nicht nur heute tragbar sein. „Wie sieht es aus mit der Familienplanung und mit der Absicherung von Lebensrisiken? Wenn ein Gehalt, auch nur zum Teil wegfällt, kann es zu Schwierigkeiten kommen“, betont Danch. All diese Punkte würden in einem persönlichen Gespräch aufgegriffen. Andreas Decker äußert sich ähnlich: „Nicht nur ein ausreichender Liquiditätspuffer für ungewollte Nachfinanzierungen ist wichtig, sondern auch ein Kreditpuffer zur Vorsorge für Mehrkosten mit gleichzeitiger Vereinbarung einer kostenfreien Minderabnahme im Darlehen kann sinnvoll sein.“ Die Einbringung von Eigenkapital sei laut Decker schon immer wichtig gewesen, gewinnt aber noch weiter an Bedeutung. Andreas Decker rät dazu, auch innerhalb der Familie zu besprechen, ob eventuelle geplante Schenkungen vorzeitig getätigt werden können, um das Eigenkapital bei einer Finanzierung zu stärken. Bei der Vereinbarung der Finanzierung müssten ebenfalls einige Punkte beachtet werden, wie Decker ausführt: „Wichtig ist der Einsatz eines vernünftigen Tilgunssatzes im Darlehen von mindestens 2 Prozent, um die Laufzeit und Restverschuldung bei Ende der Zinsbindung einzuschätzen. Eine gute Strukturierung und Aufteilung der Finanzierung mit dem Einbau von längerfristigen Zinsbindungen ist ebenso sinnvoll wie flexible Vereinbarungen, beispielsweise ein kostenfreier Tilgungssatzwechsel, um bei Veränderungen des Einkommens reagieren zu können. Wir prüfen, ob Fördermittel oder Zuschüsse beantragt werden können.“ Kunden sollten sobald der Vertrag zustande gekommen ist, die Gesamtlaufzeit der Finanzierung und die Zinsausläufe wegen Zinsänderungsrisiken im Auge behalten. Außerdem würde sich ein vernünftiger Versicherungsschutz anbieten, wie Risikolebensversicherungen oder eine Unfallversicherung, um das Einkommen auch in Zukunft abzusichern.