Brilon. In der alten Post in Brilon sollten Büro- und Praxisflächen entstehen. Der Eigentümer legt die Vermarktung vorerst auf Eis. Es gibt neue Pläne.
Im Januar war die Euphorie groß: Als der Eigentümer des ehemaligen Postgebäudes in der Königstraße auf einem Immobilienportal 280 Quadratmeter Büro- und Praxisfläche zur Miete anbot, habe es „jede Menge Anrufe“ gegeben. Jetzt hat Bujar Sula, Projektleiter bei der Shonid-Holding in Düsseldorf, für das Objekt im Hochsauerland vor allem einen Ansprechpartner: die Stadt Brilon. Sie will in dem Gebäude Plätze für Flüchtlinge aus der Ukraine einrichten. Das bestätigte auf Anfrage der WP Beigeordneter Reinhold Huxoll.
Flüchtlinge hatten schon einmal ein Quartier auf Zeit gefunden
Flüchtlinge hatten schon einmal in dem Gebäude ein Quartier auf Zeit gefunden. 2016 hatte die Stadt im Obergeschoss des Gebäudes Zimmer für Flüchtlinge hergerichtet. Das war damals recht einfach, denn in diesem Bereich war der Verwaltungsbereich der Dienststelle untergebracht. 30.000 Euro brauchte die Stadt damals nur aufwenden, um die elf Zimmer für bis zu 33 Personen bewohnbar zu machen. Die Stadt hatte die Etage auf drei Jahre von der Post angemietet. Jetzt, so Reinhold Huxoll, brauche man sie nur noch „ertüchtigen“.
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Das sieht im Erdgeschoss anders aus. Dort befanden sich das Verteilzentrum, die Postfächer und weitere Arbeitsbereiche: „Da geht es um ganz andere Kosten“, sagt der Beigeordnete. Festgezurrt sei wegen der unübersichtlichen Entwicklung der Flüchtlingssituation noch nichts, so Huxoll weiter.
Potenziell Platz für 70 Personen
Rund 70 Personen könnten nach Kalkulation der Verwaltung dort untergebracht werden. Das hängt von der familiären Konstellation der Flüchtlinge ab. Bei dem großen Flüchtlingsstrom Ende 2015/16 waren vorwiegend alleinstehende, meist junge Männer unterzubringen. Da konnte die Stadt die 24 Quadratmeter großen Räume mit bis zu drei Personen belegen. Vor dem Krieg in der Ukraine bringen sich vor allem Frauen mit ihren Kindern und Ältere in Sicherheit.
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Rund 150 Flüchtlinge haben privat einen Platz gefunden, sei es bei hier lebenden Verwandten, sei es bei hilfsbereiten Einwohnern. Aber: „Der Wohnraum in Brilon ist endlich“, sagt Reinhold Huxoll. Für etwa 75 Flüchtlinge hat die Stadt eine Bleibe angemietet, zum Beispiel im ehemaligen Schwesternheim in Thülen, in der ehemaligen Schule Madfeld oder in der Hans-Zulliger-Schule in der Kernstadt.
Die weitere Vermarktung der Post-Immobilie will Bujar Sula deshalb erst von den Gesprächen mit der Stadt abhängig machen. Die Interessenten, die sich Anfang des Jahres auf die Anzeige hin gemeldet hatten, hätten sich mittlerweile anders orientiert. „Im Hintergrund“, so Sula zur WP, laufe die Projektentwicklung aber parallel weiter. Da kann er auf Unterstützung der Stadt zählen. Ein entsprechendes Konzept, so Beigeordneter Reinhold Huxoll, werde man selbstverständlich „wirtschaftsförderungsmäßig unterstützen“.