Hochsauerlandkreis. Ab Herbst sorgen sie wieder für Fluchtbewegungen: Wespen. Der Experte Wolfgang Jenke wagt einen Blick in die Zukunft: Wie wird die Wespensaison?
Sie schwirren schon jetzt an den Fenstern vorbei, auf der Suche nach Nahrung und einem guten Ort zum Brüten: Wespen. Genauer gesagt, wenn man die Jahreszeit ansieht – Wespenköniginnen. Wolfgang Jenke, Imker und Sachverständiger für Insektenschutz im HSK, erwartet ein gutes Jahr für die Wespen, nachdem es im letzten Jahr eine besorgniserregende Entwicklung gegeben habe.
Wespen sind gerade dabei, ihre Nester zu gründen und Nahrung zu suchen
„Die Wespen sind gerade dabei, ihre Nester zu gründen, die ersten Jungen sind schon ausgeschlüpft“, erklärt Jenke. Dort, wo die Königin noch allein sei, sei es nun wichtig für sie, genug Nahrung zu finden. Keine leichte Aufgabe für die Wespen, denn: „Viele stellen Nahrung für Vögel oder manchmal Bienen in den Garten. Aber wer füttert schon gerne Wespen?“, so der Experte. Dabei gibt es nur zwei Wespenarten, die dem Menschen auf die Pelle rücken, die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Diese bevorzugen Dachböden oder das Erdreich für die Nestgründung. Die anderen Wespenarten würden sich lieber woanders niederlassen. „Und selbst, wenn sie stören, kann man die Nester jederzeit umsiedeln lassen“, so Jenke.
Schlechtes Wespenjahr 2021 – Warum ist das ein Problem?
Doch das eigentliche Problem mit den Wespen liegt nicht an dem kurzen Zeitraum im Herbst, wenn sie den Menschen zu nahe kommen. Viel problematischer ist, dass die Wespen wichtige Aufgaben für die Menschen erledigen. Sie bestäuben Blüten und fressen Insekten wie Bremsen, deren Stich ebenso weh tun kann wie der der Wespe. „Wir haben aber ein sehr schlechtes Wespenjahr hinter uns. Im letzten Frühling war es einfach zu kalt“, so Wolfgang Jenke. Bienen hätten sich in ihren Bienenstock zurückgezogen und von ihren Vorräten gelebt. „Die Wespen mussten allerdings nach draußen fliegen, Nahrung suchen. Viele sind dabei verhungert.“ Wespen ernähren sich von kleinen Insekten. Das allgemeine Artensterben sorgt aber dafür, dass ihnen die Nahrungsgrundlage fehlt. „Dieses Jahr können wir uns auf ein normales Wespenjahr einstellen, denn der Frühling war wärmer als im letzten Jahr.“ Trotzdem beobachtet Wolfgang Jenke die gesamte Entwicklung besorgt. „Natürlich gibt es Insekten, deren Population zunimmt, wie der Borkenkäfer oder die Hornisse, die vom Klimawandel sogar profitieren. Aber viele Insekten wie Schmetterlinge werden weniger. Das Artensterben bedroht die Menschheit und ist gefährlicher als die Erderwärmung.“