Hochsauerlandkreis/Brilon. Bundesinnenministerin Nancy Faeser rät, Notvorräte anzulegen. Wie sinnvoll ist das eigentlich? Verbraucherschutz und Supermärkte antworten.

Die Empfehlung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zum Anlegen von Notvorräten ist auf geteiltes Echo gestoßen. Einige unterstützten den Vorstoß, manche wandten sich dagegen und warnten vor Panikkäufen. „Wir raten grundsätzlich zu einer Bevorratung mit Augenmaß, auch um unnötige Lebensmittelabfälle zu vermeiden“, heißt es seitens der HSK-Verbraucherzentrale mit Sitz in Arnsberg.

Vorrat an Trinkwasser ist sinnvoll, laut Verbraucherzentrale Arnsberg

„Ein gewisser Vorrat an Trinkwasser ist sicher eine sinnvolle Idee“, betont Petra Golly, Vorsitzende der Verbraucherzentrale, die auch für den Hochsauerlandkreis zuständig ist. „Ansonsten sollte die Anlage eines Vorrates immer auf die jeweilige individuelle Lebenssituation angepasst werden. Leben zum Beispiel Säuglinge im Haushalt, sollte eventuell benötigte Säuglingsanfangsnahrung bevorratet werden. Auch dringend benötigte Medikamente und Hygieneartikel sollten vorhanden sein.“

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Petra Golly rät, nur die Lebensmittel zu kaufen, die gerne gegessen werden. Auch in Krisenzeiten würde niemand länger große Mengen an Lebensmitteln essen, die er nicht möge. „Im Zweifel landet alles nachher im Müll.“ Wichtig ist , dass die bevorrateten Lebensmittel ausschließlich in haltbarer Form eingelagert werden können, also Obst, Hülsenfrüchte, Fleisch und Fisch in Konserven, Eier als Volleipulver und Milch in Form von H-Milch. Frische Varianten sind nur sehr kurz lagerfähig.

Notvorräte wegen Kriegszeiten? Auch eine individuelle Entscheidung

„Darüber hinaus kommt es auch auf die individuellen Lagermöglichkeiten an. Vorräte sollten stets kühl, dunkel und trocken gelagert werden. Nicht in jeder Wohnung ist dies ohne Weiteres möglich“, gibt Petra Golly zu bedenken. Werden bestimmte Vorräte angelegt, rät Golly, die Haltbarkeit und Unversehrtheit regelmäßig zu kontrollieren und verdorbene Lebensmittel auszutauschen. „Dann sollte man an frühzeitigen Verbrauch und eben auch Ersatz des Verbrauchten denken. Das Wegwerfen nach Verfall wäre reine Lebensmittelverschwendung.“

Nicht zuletzt gibt es zahlreiche Verbraucherinnen und Verbraucher, denen die finanziellen Ressourcen fehlen, überhaupt größere Mengen einzukaufen und einzulagern. „Da bietet sich die Möglichkeit, den Vorrat Stück für Stück aufzubauen“, rät Petra Golly. Von Panik- oder Hamsterkäufen rät sie ab: „Denken Sie auch an andere, die sich auch versorgen müssen und hamstern Sie nicht über die Maßen. Bei stark nachgefragten Produkten begrenzen inzwischen einige Lebensmittelhändler die Abgaben pro Person.“

Supermärkte in Brilon beobachten kaum noch Hamsterkauf

Allerdings scheint sich der Trend zum Hamsterkauf wieder gelegt zu haben. Seitens des Lidl-Marktes heißt es: „Die Warenversorgung in den Filialen bei Lidl ist grundsätzlich sichergestellt. Lediglich bei einzelnen Produkten kann es zu Lieferverzögerungen kommen.“ In Brilon und Umgebung versuche man stets, in den Filialen genug Alternativen zu bieten. Dazu stehe man in enger Abstimmung mit den Lieferanten und Logistik-Dienstleistern. Das betont auch Aldi auf Anfrage der WP Brilon. „Nach wie vor schwankt der Abverkauf einiger Warengruppen, unter anderem bei Speiseölen, sehr stark von Tag zu Tag. Dadurch kann es sein, dass einzelne Artikel kurzzeitig vergriffen sind. Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Märkten und in der Logistik arbeiten jedoch daran, für Nachschub zu sorgen.“ Man stehe in engem Kontakt mit den eigenen Lieferanten, um auf weitere Entwicklungen reagieren zu können. Netto gibt auf Nachfrage der WP an, dass man sich auf die erhöhte Nachfrage eingestellt habe, da diese seit einigen Wochen auch nicht mehr zurückgehe, was einige Produkte angeht. „Sollte es in Einzelfällen bei bestimmten Produkten zu kurzzeitigen Lieferengpässen - wie insbesondere bei aus der Ukraine stammenden Speiseölen - kommen, können unsere Kundinnen und Kunden in der Regel von unserem Sortiment profitieren und auf Eigenmarken- und Markenartikel als Produktalternativen zurückgreifen. Es gibt keinen Anlass, zusätzliche Vorräte anzulegen.“

Notvorräte anlegen ja – aber mit Augenmaß

Wie also umgehen, mit dem Ratschlag der Bundesinnenministerin? Petra Golly fasst es noch einmal zusammen: „Es spielen also zahlreiche Aspekte eine Rolle, wenn es um den Aufbau eines Basisvorrates geht. Unsere Kernaussage ist: Bevorratung mit Augenmaß und auf die individuellen Lebensumstände angepasst.“

Wer sich bevorraten möchte, findet beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine Liste mit geeigneten Lebensmitteln und Mengenschätzungen zur Bevorratung.