Hallenberg. Das wird ein heißes Sommertheater: Die Freilichtbühne Hallenberg mag’s diesmal frecher als sonst. Was die Zuschauer in der „Heißen Ecke“ erwartet:

Es ist für Sauerländer Verhältnisse schon recht mutig, was die Freilichtbühne da dieses Jahr vorhat. Statt Drei-Gänge-Menü im Weißen Rössel mit Knödel, Schweinsbraten und Walzerschmalz gibt’s Currywurst, coole Sprüche und flotte Musik an der Pommesbude. Hallenberg wird zur Reeperbahn. Sündige Meile statt Passion, Bordsteinschwalbe statt My fair Lady, aber jede Menge Spaß, Musik und Unterhaltung. Die Bühne hat sich das St.-Pauli-Musical „Heiße Ecke“ vorgeknöpft – und da geht es in der Tat ganz schön heiß und frech zu.

Völlig neue Erzählstruktur

„Es ist ein völlig anderes Stück, eine völlig andere Erzählstruktur, als wir sie sonst kennen. Es gibt nicht die klassische Einteilung in Einstieg, Höhepunkt und Schluss. Es ist ein ganz anderer Spannungsbogen. Hier werden 24 Stunden in 24 Episoden erzählt. Dabei geht es um die Ware Liebe und auch um die wahre Liebe und um die großen und kleinen menschlichen Schicksale. 24 Mosaiksteinchen bilden ein großes Ganzes. Und daher gibt es auch eigentlich keine Hauptrollen im klassischen Sinn“, sagt Bühnensprecher Georg Glade. So wie er, der im wirklichen Leben Leiter für Personalentwicklung war und jetzt hier u.a. als Drag-Queen in Frauenklamotten auftritt, müssen manche in knappen und engen Kostümen über ihren eigenen Schatten springen. Aber das macht ja gerade den Reiz der Schauspielerei aus.

Nicola Dielenhein, Christine Pippel und Vanessa Ante (von links) sind quasi an der „Heißen Ecke“ die drei Damen vom Grill.
Nicola Dielenhein, Christine Pippel und Vanessa Ante (von links) sind quasi an der „Heißen Ecke“ die drei Damen vom Grill. © WP | Freilichtbühne

Kulturfeindliches Virus

Vor zwei Jahren musste die Bühne coronabedingt komplett pausieren. Vergangenes Jahr stand das Vereinsjubiläum „75 Jahre Freilichtbühne“ an und mit ihm drei Inszenierungen vor reduziertem Publikum. Streng waren auch dieses Jahr die Hygienebestimmungen. Geprobt wurde anfangs nur nach vorherigem Test. Und auch wenn das kulturfeindliche Virus den Probenplan dennoch das eine oder andere Mal über den Haufen geworfen hat, ist die Freilichtbühne jetzt optimistisch, dass es eine „normale Spielzeit“ wird. „Momentan haben wir für beide Stücke jeweils rund 3000 Kartenvorbestellungen. Das ist für diesen Zeitpunkt normal. Bei den Buchungen lassen wir zurzeit noch immer eine Reihe frei. Aber je nach Nachfrage gibt es keine Beschränkungen mehr; wir könnten 1400 Zuschauer ins Theater lassen“, sagt Glade. Die seien dem Verein gegönnt. Allerdings bleibt abzuwarten, ob Corona die sonst so zahlreichen Gruppen-Reisen nicht in ihrer Euphorie nachhaltig ausgebremst hat.

Infos und Premieren

„Der gestiefelte Kater“ geht ab Pfingstmontag, 15.30 Uhr, insgesamt 14 Mal über die Bühne. Die „Heiße Ecke“ startet am Samstag (!), 18. Juni, um 17 Uhr und wird insgesamt 16 Mal gespielt. Karten und Infos unter www.freilichtbuehne-hallenberg.de oder unter Telefon 02984 929190.

Neuer Regisseur

Mit Uwe Bautz, der u.a. als Drehbuchautor, Chefdramaturg und Intendant an verschiedenen großen Häusern gearbeitet hat, kommt ein neuer Regisseur nach Hallenberg, der die nicht ganz einfach Aufgabe hat, das breite Bühnenareal zu füllen, wo sich doch fast alles an der „Heißen Ecke“ abspielt. „Das wird viel über Auf- und Abgänge passieren“, sagt Glade. Denn das eigentliche Leben der 50 Akteure, die mitunter mehrere Rollen übernehmen, hat seinen Dreh- und Angelpunkt rund um die Pommesbude, die so konstruiert ist, dass sie für das Kinderstück mit wenigen Handgriffen wieder abgebaut werden kann.

Frittenfett schon mal heiß machen

Denn „Der gestiefelte Kater“ ist zwar ein gewitztes Kerlchen (streng genommen ein Mädchen) braucht aber weder Pommes noch Currywurst oder Imbissbude. Zum zweiten Mal nach 2021 inszeniert Bärbel Kandziora dieses Stück in einer „extended Version“, also einer erweiterten Version. Auch hier sind die Proben in vollem Gange (Bericht folgt), zumal die Premiere schon am Pfingstsonntag, 5. Juni, um 15.30 Uhr ist.

Die Akteure der „Heißen Ecke“ haben sich durch externe und interne Trainer im Solo- und Chorgesang sowie bei den Choreografien von Profis coachen lassen. Immerhin gibt es 18 Songs in dem Stück, von denen die meisten so richtig abgehen. Die Chorstücke werden sicherheitshalber noch auf Band aufgenommen, obwohl alle Akteure beim Auftritt live singen. Es macht den Sound aber noch kompakter.

Die Plakate und Programmhefte sind vergangene Woche verteilt worden. Das Frittenfett kann schon mal so langsam heiß gemacht werden.