Niedersfeld. Praystation statt Playstation, Indie-Rock statt Hallelujah: Das „Pfingstival“ ist eine neue Art der Firmvorbereitung. Und CDs verlosen wir auch:
Kann Kirche cool sein? Im Alltag junger Leute stehen Gott, Glaube und Beten nicht gerade an erster Stelle. Und wenn dann noch das Stichwort „Firmvorbereitung“ fällt, denken viele an langweilige Litaneien, Heiligenbildchen, Hallelujah und harte Kniebänke. Aber Kirche ist nicht nur eine Institution, der gerade der Wind orkanartig um die Ohren fegt. Kirche besteht aus Menschen, die unterschiedliche Erfahrungen mit dem Glauben machen und gemacht haben. Durchaus positive. Und diese wollen sie mit jungen Leuten teilen, ihnen Zugänge zum Glauben eröffnen, Glauben praktisch sichtbar machen.
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Jugendliche aus dem Raum Brilon, Olsberg und Winterberg treffen sich von Freitag bis Sonntag in der Niedersfelder Dorfhalle zu einer Firmvorbereitung der besonderen Art, zum „Pfingstival“. Und die Macher versprechen: Statt „Ein Haus voll Glorie schauet“ gibt es in der Messfeier „The final Countdown“ von der Orgel.
Pfingsten und Festival
„Pfingstival“ - der Name setzt sich nicht umsonst aus den Begriffen „Pfingsten“ und „Festival“ zusammen. Es geht um den Heiligen Geist, um Inspiration, um Begegnungen, ums Feiern. „Wir machen einen kleinen Weltjugendtag auf Sauerländisch“, gerät Dekanatsjugendseelsorger Christian Laubhold ins Schwärmen. „Ich wünsche mir, dass Jugendliche die Erfahrung machen, dass Kirche sie in ihrem Leben verstehen und begleiten kann“, sagt Gemeindereferent Jörg Willerscheidt. „Ich freue mich über die unterschiedlichen Zugangswege, die wir hier beschreiten und über die man andere an seinem Glauben teilhaben lassen kann“, sagt Pfarrer Norbert Lipinski.
Durch Corona ausgebremst
Schon Anfang 2019 hatte die Fachkonferenz Jugend im Dekanat Hochsauerland-Ost von den Priestern der Pastoralen Räume den Auftrag erhalten, die Firmvorbereitung zu überdenken. War es der Heilige Geist oder eine andere Eingebung – jedenfalls wurde in vielen Brainstormings die Idee zu diesem Festival geboren. Für den März 2020 war alles vorbereitet, die Bands und die Location waren gebucht, 250 Firmbewerber angemeldet und dann kam Corona.
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„Das war schon frustrierend, dass die Premiere nicht zum Zuge kommen konnte“, sagt Christian Laubhold. Das „Pfingstival“ wurde zwar zum durchaus ausgeklügelten und ansprechenden Online-Event, aber eben keine Präsenzveranstaltung. „Rückblickend war das okay. Kann man machen, muss man aber so nicht wiederholen. Das Ganze lebt vom Zusammenkommen, vom Treffen, vom Austausch“, sagt Willerscheidt.
Carlos Santana und der Glaube
Und das soll ab morgen passieren. Um 16 Uhr reisen die Jugendlichen an. Dann gibt es zum Beispiel jede Menge Workshops. „What is love“ heißt einer, in dem es um Liebe, Verletzbarkeit und Freiheit geht. Spannung verspricht die Diskussionsrunde mit dem Journalisten Sascha Krüger, der zum Beispiel Interviews mit Carlos Santana oder Cat Stevens zu deren Glaubenserfahrungen gemacht hat. Es laufen Theaterworkshops – kein Ringelpiez mit Anfassen, sondern das Erleben des eigenen Ichs und der persönlichen Kreativität. In einem anderen Arbeitskreis geht es ums Brotbacken oder um die Planung und Produktion eines eigenen Podcasts.
Drei CD- und Vinylpakete der Bands zu gewinnen
Wer bis zum Sonntag, 15. Mai, eine Mail mit dem Stichwort „Pfingstival“ an brilon@westfalenpost.de schickt, der kann mit etwas Glück ein Paket mit CDs und Vinyls der beiden Bands gewinnen. Das Paket verlosen wir dreimal.Das Konzert der Bands „Palila“ und „Bad Moon“ beginnt am Samstag um 19.30 Uhr in der Dorfhalle und ist offen für alle. Eintritt frei.Weitere Infos rund um das Pfingstival gibt es auf der sehr umfangreichen Internetseite unter www.pfingstival.net. Dort findet man auch jede Menge Infos zum Ablauf und zu den Bands. Direkter Kontakt über Jörg Willerscheidt, Telefon 0151 70545407.
Messfeier und Silent Disco
Weitere zentrale Punkte sind die Messfeier und die Konzerte am Samstagabend mit der Hamburger Band „Palila“, die klassischen Indire-Rock spielt und mit „Bad Moon“. Bei der Gruppe sind Jörg Willerscheidt und Dekanatsjugendreferent Bernhard Schrader die kreativen Köpfe. „Es geht immer um Begegnungen. Deshalb sind auch die Musiker für die Jugendlichen jederzeit ansprechbar, um über ihre Motivation und ihren Glauben zu sprechen. Außerdem haben wir Vertreter von Netzwerken wie Young-Caritas oder -kolping dabei“, so Willerscheidt. Spannend dürfte auch die „Silent Disco“ mit DJ Faith werden. Dazu wird die Niedersfelder Kirche besonders illuminiert und die Musik hallt nicht durchs Kirchenschiff, sondern individuell im Ohr eines jeden einzelnen via Kopfhörer.
Abwechslungsreich
Das Pfingstival-Programm klingt abwechslungsreich und interessant. Es zielt nicht darauf ab, sich durch die Hintertür als Kirche bei Jugendlichen einzuschmeicheln. Es will sie dort abholen, wo sie sind und mit ihnen auf Augenhöhe in Dialog treten. „Wir wollen hier einen Raum schaffen, wo Erfahrungen stattfinden. Wir verstehen die Veranstaltung als ein großes Gefäß, in dem Begegnungen und Glauben passieren können“, sagt Christian Laubhold.
Das „Pfingstival“ (wer sich noch nicht angemeldet hat, kann noch mitmachen oder bei den Konzerten vorbeischauen) ist ein Anfang. Jörg Willerscheidt: „Danach ziehen wir Bilanz. Aber schon jetzt ist klar, dass es eine zweite Auflage geben soll. Nicht zuletzt, um zu beweisen: Kirche kann auch cool...