Brilon. Auf dem Familienhof Becker in Brilon leben die Freiland-Hühner. Seit kurzem gibt es eigene und regionale Produkte in einem Hofladen.

Aufgeregt gackernd kommt die ganze Hühnerschar zusammen, sobald sich ein Besucher ihrem mobilen Stall nähert. Die Schafe dagegen, die hier ebenfalls grasen, lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie kommen erst näher, als Hermann Becker mit dem Futter-Eimer in Sichtweite kommt. Die Familie Becker hat seit einigen Monaten auf ihrem Hof zwei Hühner-Mobile in Betrieb und hat jetzt ganz aktuell einen kleinen Selbstbedienungs-Hofladen eröffnet.

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520 Hühner leben in zwei
520 Hühner leben in zwei "Famermobilen" und haben tagsüber viel Auslauf. © Jutta Klute | Jutta Klute

Nachts geht`s zum Schlafen in den Mobil-Stall

Insgesamt 520 Hühner tummeln sich tagsüber auf dem rund 2000 Quadratmeter großen Gelände. Zum Schlafen klettern die Tiere nachts in den beiden Farmermobilen auf ihre Hühnerstangen, legen morgens Eier in die Nester und entscheiden dann selbst, ob sie lieber im Wageninneren bleiben wollen oder draußen herumlaufen möchten. „Nur nachts müssen alle zum Schutz vor Fuchs und Mader in den Stall“, erzählt Hermann Becker. Tagsüber sorgen draußen die Herdenschafe für die Sicherheit des Federviehs. Zusätzlich sollen Absperrbänder Greifvogel-Attacken verhindern.

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Die Eier werden aus den Nestern heraus über ein Förderband zur Packstation transportiert.
Die Eier werden aus den Nestern heraus über ein Förderband zur Packstation transportiert. © Jutta Klute | Jutta Klute

Vollautomatisch

Hermann Becker ist begeistert von der Technik, die die „Farmermobile“ bieten: „Alles funktioniert vollautomatisch. Um 5 Uhr morgens geht das Licht an, abends werden die Wagen automatisch abgedunkelt. Um 10 Uhr sind die Hühner fertig mit der Eiablage. Dann können sie raus aufs Gelände. Das Ausmisten der Mobile erfolgt mit Hilfe von Förderbändern und die Eier werden von den Nestern aus zur Einsammelstelle transportiert.“ Jeden Tag können die Beckers rund 480 Eier einsammeln. Sie erzählen, dass alle 14 Tage der Stellplatz für die Hühnermobile gewechselt werde. „Dann können sie wieder auf frischem Grund und Boden fressen“, erklärt Hermann Becker.

Eierlegen, Chillen, Picken

Und was machen die Hühner den ganzen Tag, wenn sie mit Eierlegen fertig sind? Bettina Becker lacht: „Die picken, fressen Gras, können Sonnenbaden und chillen. Uns ist es wichtig, dass die Tiere hier viel Platz haben und mit ihren Artgenossen in einem sozialen Gefüge leben. Es gibt hier sogar Wellness-Oasen, wo die Hühner sandbaden können. Das ist wichtig für ihr Wohlbefinden und zur Gefiederpflege.“ Auch früher schon hatte die Briloner Familie Hühner zum Eigenbedarf. „Dann haben wir uns entschlossen, uns damit ein weiteres Standbein aufzubauen“, erzählt Bettina Becker. Den Anstoß dafür gab Sohn Bendix. Der 9-jährige sagt, dass er sich schon immer gerne um die Hühner gekümmert habe und vorgeschlagen habe, noch mehr Tiere anzuschaffen und die Eier zu verkaufen. Dafür gab es bisher ein Abholstelle. Seit ein paar Tagen nun haben die Beckers einen kleinen Selbstbedienungs-Hofladen eröffnet.

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Bettina Becker vor dem neuen Selbstbedienungs-Hofladen am Mühlenweg.
Bettina Becker vor dem neuen Selbstbedienungs-Hofladen am Mühlenweg. © Jutta Klute/WP

Neuer Hofladen

In der Hütte gibt es nun nicht nur Eier, sondern auch weitere eigene und regionale Produkte zu kaufen. Aus den eigenen Eiern zum Beispiel lassen die Beckers Eierlikör und Nudeln herstellen. Außerdem gibt es von Bettina Becker hergestellte Karten und kleine Geschenkideen. Kaufen kann man auch Kartoffeln, Gewürze und Eis, bekannt als „Kaltessüß“, von einer Eiskonditorei aus Bad Wünnenberg. Die Milch für das Eis stammt übrigens von der Upländer Bauernmolkerei. „Der Verkauf findet in Selbstbedienung statt. Das Geld wird in eine Vertrauenskasse gelegt. Den Eierlikör geben wir allerdings nur persönlich ab, da wir ja den Jugendschutz gewährleisten müssen“, erzählt Bettina Becker. Sie ist gelernte Erzieherin, macht zurzeit eine Qualifikation zur Bauernhofpädagogin und ist auf dem Hof überall dort im Einsatz, wo sie gebraucht wird.

Infos zur Hofgeschichte

Die Familie Becker betreibt schon seit einigen Generationen Landwirtschaft in Brilon. Seit 1965 ist allerdings ein Lohnunternehmen ihr Hauptbetriebszweig. Die Landwirtschaft ist heute ein Zuerwerb.

In den 80er Jahren ist der Betrieb von der Scharfenberger Straße in den Mühlenweg ausgesiedelt. Seit 2003 hat die Familie auch ihr Wohnhaus in Nachbarschaft zu den Aamühlen.

Neben dem Hofladen am Mühlenweg 75, gibt es auch in der Lerchenstraße 26 in Brilon eine Eierverkaufsstelle in Selbstbedienung. Es handelt sich um Freilandeier mit der Ziffer 1.

Aktuelle Infos gibt es auch auf facebook und instagram (Familienhof Becker).

In Zukunft gibt es auch Fleisch

In Zukunft soll auch eigenes Rindfleisch von Weiderindern und Strohbullen hier vermarktet werden. Die 44-Jährige betont: „Wir haben hier keine Bioproduktion, aber wir möchten zeigen, dass man auch auf konventionelle Weise die Tiere artgerecht halten und qualitativ hochwertige regionale Lebensmittel erzeugen kann. Aus Respekt vor den Lebensmitteln werden wir das ganze Tier nutzen. Das heißt, es gibt alles - vom Suppenknochen über Innereien, Gulasch, Rouladen, Braten bis hin zum Steak.“ Wer möchte, kann künftig auch ein Suppenhuhn auf dem Hof bekommen, denn wenn die Tiere 14 Monate alt sind, werden sie geschlachtet.

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Einfach tierisch

Tiere gibt es auf dem Hof reichlich. Neben den Hühnern gibt es ca. 100 Mastrinder, sechs Schafe, ein paar Kaninchen und acht Wachteln. Sie gehören Thies. Der Sechsjährige ist der jüngste der vier Becker-Jungs. Übrigens: Vor kurzem sind gleich neben auf dem Gelände Emus eingezogen. Im Mühlenweg ist echt tierisch was los!