Brilon. Die Müllgebühren in Brilon steigen im kommenden Jahr enorm an. Wir erklären welche Tonnen betroffen sind und welche Rolle die Größe spielt.

Dieser Beschluss geht ins Geld: Einstimmig hat der Rat Brilon in seiner jüngsten Sitzung die neue Abfallgebührensatzung verabschiedet. Wer die Grau-Grün-Kombination komplett in der 240-Liter-Version zuhause stehen hat, muss im kommenden Jahr deutlich tiefer in die Tasche greifen. Aber auch andere Abfallgebühren werden um einiges teurer.

Die 240-Liter-Version der Grau-Grün-Kombination kostet im kommenden Jahr 330,48 Euro und damit 55,92 Euro mehr als noch in diesem Jahr. Die Größe der blauen Papiertonne spielt dabei keine Rolle. Deren Gebühr steigt sowohl beim 120 wie auch beim 240 Liter Gefäß von 13,20 auf 16,68 Euro. Das ist zwar eine Steigerung um 26 Prozent, die aber nicht so sehr ins Portemonnaie geht wie die Anhebung bei der grauen 240-Liter-Tonne von 135,12 Euro auf 167,88 Euro. Und auch die grüne Tonne wird teurer. Sie kostet in der 240-Liter-Version künftig 145,92 Euro, das sind 19,68 Euro mehr als bisher.

Grund für die Anhebung: Der HSK, so die Verwaltung, habe schon zum Beginn diesen Jahres die Deponiegebühren für Restabfall und Sperrmüll von 200 auf 238 Euro und für den Bio-Abfall von 102 auf 128 Euro pro Tonne erhöht.

Rund 2700 Tonnen Restmüll in Brilon

Rund 2700 Tonnen Restmüll fallen pro Jahr im Stadtgebiet an. Der HSK rechnet für das kommende Jahr kreisweit mit 29.880 Tonnen. Hinzu kommen in Brilon rund 1600 Sperrmüll-Abfuhren, das sind rund 200 mehr als in der vorherigen Kalkulationsperiode. Offenbar, so die Stadt, haben im vergangenen Jahr so mancher die Corona-Zeit zum Entrümpeln genutzt. Im Schnitt kommen bei einer Sperrmüll-Fuhre 375 Kilo zusammen, das sind rund 600 Tonnen im Jahr - und eine über die Abfallgebühren umzulegender Anteil von 85 Euro pro Entrümpelung: Dem Eigenanteil von 40 Euro stehen Kosten von 125 Euro pro Abfuhr gegenüber. Der HSK kalkuliert kreisweit mit rund 7610 Tonnen Sperrmüll.

Gebühren-Faktoren

In die Müllgebührenkalkulation fließt auch der Aufwand für die Beseitigung wilder Müllkippen ein; davon gab es im Vorjahr 47.

Im vergangenen Jahr wurden 1094 Kühlgeräte entsorgt, 100 mehr als zuvor; auch diese Kosten von 19.700 Euro werden über die Graue Tonne abgerechnet.

Für Elektro-Altgeräte stellt das Entsorgungsunternehmen rund 30.000 Euro in Rechnung

Beim Biomüll rechnet der Kreis im kommenden Jahr mit einem Aufkommen von rund 32.610 Tonnen - jede achte davon stammt aus Brilon. Übrigens: die gerade wieder angebotene kostenlose Abholung oder Ablieferung von Baum- und Strauchschnitt ist natürlich nicht umsonst. Rund 21.600 Euro fallen für die Abfuhr an und rund 43 Euro Deponiekosten für jede der dabei anfallenden rund 100 Tonnen Grünschnitt aus den Briloner Gärten. Auch diese Kosten rechnet die Stadt über die graue Tonne ab.

Hochsauerlandkreis zapft Rücklage an

Aus dem vergangenen Jahr hat der Abfallentsorgungsbetrieb des HSK eine Reserve von 694.500,10 Euro auf der hohen Kante. Davon verbleiben für das kommende Jahr noch rund 312.520 Euro - „tatsächlich“, so die Kreisverwaltung in ihrer Vorlage zur nächsten Kreistagssitzung, sei für dieses Jahr „insbesondere aufgrund der höheren Papiererlöse mit einem Überschuss“ zu rechnen. Daher erscheine es „realistisch, dass die für 2023 avisierte Gebührenerhöhung … eventuell um ein Jahr verschoben werden kann“.

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Die Aufwendungen für die Abfallbeseitigung liegen bei rund 17,115 Millionen Euro, davon sind 13,192 Millionen Euro durch Deponiegebühren zu decken.

Keine Wertstoff-Tonne für Brilon geplant

Abgelehnt hat der Rat Brilon in seiner jüngsten Sitzung einmal mehr den Antrag der Briloner Bürgerliste (BBL), in Brilon die sogenannte Wertstofftonne einzuführen. Darin können sämtliche Metalle und Kunststoffe entsorgt werden. In die gelben Säcke darf bekanntlich nur Verpackungsmaterial zurückgegeben werden. Die Wertstofftonne, so die BBL, trage dazu bei, die Sortierung und Verwertung von Abfällen zu verbessern. An Gebühren fallen dafür im Hochstift 15 Euro pro Jahr an. Neben der BBL waren lediglich die Grünen und das Linke-Ratsmitglied für den Vorschlag, wenigstens eine Info-Kampagne zur Wertstofftonne zu organisieren und dafür 5000 Euro zur Verfügung zu stellen.

Kein Stoffwindel-Zuschuss

Ebenfalls mit Stimmen von CDU und SPD abgelehnt wurde der Antrag der Grünen, junge Eltern, die ihre Babys mit Stoffwindeln wickeln, finanziell zu unterstützen. Jede Familie, die eine Rechnung über Stoffwindeln einreicht, sollte pro Kind einmalig 200 Euro erhalten. Insgesamt 20.000 Euro wollten die Grünen dafür im Haushaltsplan bereitstellen. Ein Kind, so rechnete Grünen-Stadtverordnete Lisa Brom vor, verbrauche im Schnitt etwa 5000 Windeln. Das ergebe gut eine Tonne Windelmüll.

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Oberstes Gebot, so die Grünen, sei bekanntlich die Abfallvermeidung nach dem Motto „wertschätzen statt wegwerfen“. Für SPD-Ratsmitglied Wolfgang Kleineberg ist die Stoffwindel-Diskussion „seit 30 Jahren eine Thema gut betuchter bürgerlicher Kreise“. Er stellte die Umweltfreundlichkeit in Frage. Sein Fraktionskollege Günter Wiese konnte was zur Praxistauglichkeit beitragen: „Meine Tochter hat das eingestellt. Das war ein Flop.“