Winterberg. Er ist ein Dorfkind und zwischen „Fantasie und Fanta-Korn“ aufgewachsen. Wie sich das anfühlt, erzählt der Comedian Tobias Beitzel im Interview:
Das Filmtheater Winterberg betritt Neuland. Erstmals in seiner Geschichte gibt es einen Comedy-Abend. Zu Gast ist am Dienstag, 26. Oktober, um 20 Uhr der Comedian Tobias Beitzel aus Arfeld bei Bad Berleburg. Auch für ihn ist sein Programm neues Terrain. Seit Sommer ist er mit „Dorfkind – zwischen Fantasie und Fanta-Korn“ bundesweit auf Tour. Er ist davon überzeugt, gerade in kleineren Städten mit seiner Bühnenshow „eine Lücke zwischen Blaskapelle und Sinfonieorchester“ zu schließen.
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Wie kommt ein 24-Jähriger dazu, nach Dualem Studium und gutem Job als Metallverkäufer seinen erlernten Beruf an den Nagel zu hängen und hauptberuflich Comedy zu machen?
Tobais Beitzel Ich habe mir das reiflich überlegt und bin letztlich über Poetry-Slam zur Comedy gekommen. Schon als Elfjähriger hatte ich kleine, bezahlte Auftritte und habe Gags von anderen Künstlern zum Besten gegeben. Ich glaube, dass das mein Ding ist. Den Corona-Stillstand habe ich dafür genutzt, um bei Städten und bei Vereinen einen Fuß in die Tür zu bekommen. Das war eine gute Gelegenheit. Mein Programm ist in den vergangenen anderthalb Jahren entstanden und die Resonanz bislang ist sehr gut.
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War es nicht sehr risikoreich, sich gerade in der Corona-Phase beruflich komplett umzuorientieren?
Das mag sein. Aber ich habe diese Zeit sinnvoll genutzt. Und gerade jetzt, wo dank 3G wieder vieles möglich ist, bin ich sehr zuversichtlich, dass es wieder voran geht.
Worum geht es in Ihrem Programm?
Es geht um die Eigenheiten des Dorflebens. Es ist aber mehr eine nicht ernst gemeinte Analyse, eine Hommage, an das Dorfleben als eine Abrechnung damit. Natürlich nehme ich die Strukturen, das Vereinsleben, die Schützen, die Jazztanzgruppe mit ihren Eigenheiten oder die politischen Strukturen auf die Schippe. Auch jeder, der nicht wie ich in einem 850-Seelen-Dorf aufgewachsen ist und selbst in vielen Vereinen Mitglied ist, wird sich oder Freunde darin wieder finden. Vielleicht ist das Programm auch eine Lebenshilfe für Zugezogene. Ich denke, dass jeder dazu einen Bezugspunkt hat. Das ,Dorfkind“ funktioniert nicht nur in kleinen Orten, sondern auch in Städten. Die Premiere war vor 150 Leuten in meinem Heimatdorf und ihnen hat es, glaube ich, gefallen. Wer es nicht mag, der sagt es mir auch. So ist das auf dem Dorf.
T-Shirt-Jeans-Comedian
Ein Auftritt in einem Kino ist auch für Sie etwas Ungewöhnliches, oder?
Ja, das stimmt. Aber ich brauche nicht viel. Ich trete als Ich auf – als T-Shirt-Jeans-Comedian. Im Mittelpunkt steht keine fiktive Figur, sondern ich. Daher braucht es auch nur ein Mikrofon, einen Stehtisch und einen Barhocker. Der Kontakt zum Filmtheater kam über den Sohn der Kinobetreiber, Johannes Wahle, zustande, der ein Arbeitskollege von mir war. Ich bin sehr gespannt auf den direkten Kontakt.
Auftritte in ganz Deutschland
Karten für den Comedy-Abend gibt es unter www.filmtheater-winterberg.de.Tobias Beitzel ist Poetry Slammer, Comedian und Kulturveranstalter. Er ist seit 2017 auf Bühnen in ganz Deutschland unterwegs. 2019 erreichte er das Poetry-Slam-Finale der NRW-Meisterschaften vor mehr als 2000 Zuschauern in Aachen und startete für den Reim-in-Flammen-Slam bei den deutschsprachigen Meisterschaften. Er wurde mit dem Preis der jungen Poeten Deutschlands im Rahmen der Walder Theatertage ausgezeichnet. Mit seiner Open-Air-Veranstaltungsreihe „Ein Sommerabend” (auch in Winterberg) hat er sich seit 2020 in ganz NRW einen Namen gemacht, auch sein Radio-Format „Beitzels Lautsprecher“ ist sehr beliebt.
Was ist der Unterschied zwischen einem Poetry-Slam-Auftritt und Ihrem Comedy-Programm?
Beim Solo-Programm kann ich mehr auf das Publikum eingehen. Das ist unmittelbarer und dabei entsteht viel Interaktion. Bei einem Poetry-Slam muss ich mich mehr auf Abgespeichertes konzentrieren – das hat mehr Wettbewerbscharakter.
Haben Sie Vorbilder?
Ja, ich bin von Kindesbeinen an ein Heinz Erhardt-Fan. Ich mag Torsten Sträter und Till Reiners. Ich schaue mir vieles an und bin eigentlich Dauerkonsument.