Brilon. Es geht nicht um Tennis, sondern um Pauken und Trompeten. Und die Teilnehmer reisen aus Bayern oder Thüringen an zu den German Open nach Brilon.
Wann gibt es schon mal die „German Open“ in Brilon? Und das ganz ohne Tennisschläger oder Tanzschuhe, aber dafür mit Pauken und Trompeten! An diesem Wochenende, 23. und 24. Oktober, findet in der Aula des Gymnasiums Petrinum in Brilon eine Premiere statt. Erstmals in dieser Form richtet der Deutsche Brass Band Verband (DBBV) diesen Wettbewerb aus. Acht Brass Bands aus ganz Deutschland treten jeweils in rund 30-minütigen Vorträgen an, um vor einer Fach-Jury ihr Können unter Beweis zu stellen. Und Zuschauer sind willkommen, denn das Wertungsspiel verspricht auch einen hohen Unterhaltungsfaktor. Die „German Open“ sind eingebunden in das Blechbläser-Festival „Sauerland Herbst“.
Lesen Sie auch: RS-Virus-Alarm im HSK: Kinderklinik warnt vor Bettenmangel
In England verbreitet
Kennern der Szene fällt in diesem Zusammenhang vielleicht der Film „Brassed off“ ein. Es geht um eine Bergmanns-Brass-Band in Nordengland, die an einem Wettbewerb in der Londoner Royal Albert Hall teilnehmen will und um ihren schwer-kranken Band-Leader. Eindrucksvoll zeigt der Film neben sehr viel Gesellschaftskritik auch, wie fest das Brass-Band-Wesen in England verwurzelt ist und welchen Stellenwert diese Musik und diese Wettbewerbe auf der Insel haben. Dieses Genre in Deutschland zu festigen, hat sich auch der Deutsche Brass Band Verband auf seine Fahnen geschrieben. „Bei uns sind Brass-Bands bei Weitem noch nicht so verbreitet wie in England, aber wir sind im Kommen“, sagt Alexander Richter. Er ist stellvertretender Vorsitzender des DBBV und nimmt mit einer Formation aus Jena selbst am Wettbewerb teil.
Rund um die German Open
Der Eintrittspreis für die „German Open“ beträgt am Samstag und Sonntag jeweils 5 Euro. Karten für den Besuch des Gala-Konzertes am Sonntag mit der Festival Brass Band aus Belgien (Beginn ist um 15 Uhr) kosten im Vorverkauf 20 Euro, für Jugendliche 10 Euro. Karten: sauerland-herbst@hochsauerlandkreis.de oder 0291 941800 Das Programm der Wertungsvorträge sieht so aus:14.55 Uhr „Woodshockers“ Augsburg) 15.50 Uhr Brass Band Westfalen 16.45 Uhr Brass Band Regensburg17.40 Uhr Brass Band Blechklang (Jena) 18.45 Uhr Nordbayerische Brass Band (alle B-Sektion)19.45 Uhr 3BA Concert Brass (einziger Teilnehmer der A-Klasse)Sonntag: 10 Uhr Evolution Brass Regensburg und um 11 Uhr 3BA Academy Band (beide C-Sektion)Sonntag: 15 Uhr, Gala-Konzert und Preisverleihung Für alle Veranstaltungen gelten die 3-G-Regeln!
Ursprünglich sollten die „German Open“ in noch größerem Rahmen stattfinden. Das „Open“ bezieht sich auch auf offen für Teilnehmer anderer Nationalitäten. Zwei Gruppen aus Belgien und Österreich haben abgesagt. Aber Corona fordert auch hier seinen Tribut, so dass am Samstag von 14.30 bis etwa 20.30 Uhr und am Sonntag von 10 bis 12 Uhr insgesamt acht Brass-Formationen in Brilon antreten.
Lesen Sie auch:Ermittlungen nach Querdenker-Hass-Mail an Sauerlandpraxis
„Ganz bewusst haben wir den Bands viel Freiraum bei der Wahl ihrer Beiträge gelassen. Es gibt kein Wertungsstück, das alle gleichermaßen spielen müssen. Das sorgt für eine große Vielfalt. Die Teilnehmer haben sich durch die Festlegung auf drei ihrer Stücke selbst in eine der Kategorien A, B, C eingeordnet, in denen sie antreten. Die höchste Klasse ist die A-Klasse, in der zum Beispiel ein Solisten-Part Pflicht ist. In der B-Klasse muss mindestens ein Marsch oder ein Choral gespielt werden. Insgesamt präsentiert jede Formation drei Lieder. Wir freuen uns, dass auch zwei Jugendbands an den Start gehen“, erklärt Alexander Richter das Procedere.
In drei Sektionen
In der A- und B-Klasse verfolgen drei namhafte Juroren die jeweiligen Vorträge. Es sind Katrina Marzella (eine der führenden Baritonhorn-Spielerinnen, die aktuelle Solistin bei der legendären Black Dyke Band ist), Tim de Maeseneer (er ist Professor für Saxhorn in Belgien und spielt bei der Brassband Willebroek mit) und Prof. Thomas Clamor (er spielte u.a. 25 Jahre bei den Berliner Philharmonikern uns ist seit 2018 künstlerischer Leiter des Sauerland-Herbst-Festivals). Die „German Open“ als Wettbewerb sind auf dem besten Weg, ihre eigentliche Form zu finden. „Es gab bereits einmal eine ähnliche Veranstaltung in Chemnitz und bereits vor der Verbandsgründung die Deutschen-Brass-Band-Meisterschaften. Beide sollen künftig im Wechsel stattfinden. Dabei geht es dann auch um den Startplatz für die Europameisterschaften“, so Alexander Richter.
Der Sauerland-Herbst ist und war schon immer ein Forum für Musiker aus heimischen Vereinen. Die Sauerländer Musiker sind offen, schauen sich gerne Tricks und Kniffe ab und wissen Leistungen anderer zu achten und zu honorieren. Deshalb sind die „German Open“ eine gute Gelegenheit, anderen auf die Finger und auf die Münder zu schauen. Niemand muss zum Beispiel am Samstag den ganzen Nachmittag als Zuschauer/in in der Schulaula verbringen. „Solche Wertungsspiele sind immer sehr offen. Während eine Band an der Reihe ist, kann man den Saal nicht verlassen. Aber nach jedem Vortrag einer Gruppe sind Umbaupausen und dann ist ein Publikumswechsel möglich“, so Richter. 200 Punkte können die Teilnehmer maximal erreichen. Am Ende gibt es Urkunden und einen detaillierte Jury-Bericht.
Lesen Sie auch: HSK-Polizei rügt offensive Vermisstensuche bei Facebook
Eine große Gala-Veranstaltung am Sonntag bietet den würdigen Rahmen für die Preisverleihung. „Special guest“ ist dann die vielfach preisgekrönte Festival-Brass-Band aus Belgien mit ihrem Dirigenten Steven Verhaert. Diese Ausnahmeformation gewann die Dutch Open 2019 und sicherte sich die belgische Vizemeisterschaft in den Jahren 2018, 2019 und 2020. Die hoch ambitionierte Band ist ein Mix aus Profi-Musikern, Musikstudenten und sehr talentierten Amateuren – sie alle teilen das eine Ziel: Brass-Band- Sound vom Feinsten zu bieten. Und damit sind sie beim Sauerland-Herbst an der richtigen Adresse.