Hochsauerland. Das Hochsauerland hat gewählt. Und es hat die CDU abgestraft. SPD und Grüne legen zu, die FDP verliert leicht. Das sagen die Spitzenkandidaten:
Die Wahl-Klatsche für die CDU fällt in der sonstigen „schwarzen Hochburg Hochsauerland“ zwar nicht so desaströs aus wie auf Bundesebene. Aber auch hier muss die Union ordentlich Federn lassen. SPD und Grüne legen zu, die FDP verliert leicht. Wie bewerten Gewinner und Verlierer der vier großen Parteien ihr Ergebnis?
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Bei der CDU und bei Friedrich Merz herrscht gedrückte Stimmung. „Nein, ich bin überhaupt nicht zufrieden“, sagt Merz. Zwar sei er der einzige Christdemokrat aus Südwestfalen, der die 40-Prozent-Marke erreicht habe. Das sei aber ein schwacher Trost. Er rechnet mit schwierigen Gesprächen über eine neue Regierung: „Das wird sich eine ganze Zeit lang hinziehen.“ Laschet und Söder als Parteichefs würden diese Verhandlungen führen. Merz hofft auf ein Jamaika-Bündnis: „Ich sehe dafür eine gute Grundlage.“
Euphorie bei der SPD
Voller Euphorie ist hingegen sein politischer Gegner Dirk Wiese (SPD): „Hätte mir jemand vor zwei Monaten so ein Resultat vorgelegt, hätte ich es sofort unterschrieben.“ Bei Bier und Bratwurst stößt er gestern Abend in Brockmanns Hütte in Brilon auf sein überragendes Abschneiden an. „Über mehr als 30 Prozent im Wahlkreis: das ist schon klasse.“ Damit hat Wiese um rund fünf Prozent zugelegt.
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Besonders freue ihn das gute Ergebnis aus Wahlkreisen wie z.B. Obermarsberg, wo er nicht damit gerechnet habe. Ehrlicherweise gesteht Wiese, dass es ihn selbst überrascht habe, wie sehr die SPD in den vergangenen Wochen bei Umfragen an Fahrt aufgenommen habe. „Dass es so gekommen ist, zeigt, dass die SPD klar aufgetreten ist und den richtigen Kanzlerkandidaten hatte, nämlich Olaf Scholz, der eindeutig Wahlsieger ist.“
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Auf welche Koalitionen es hinauslaufen könne – dazu wollte sich der 38-jährige Briloner nicht äußern. „Das muss man jetzt mit Ruhe und Gelassenheit angehen und das offizielle Endergebnis abwarten. Wenn man sieht, dass die Union achteinhalb Prozent verloren hat und das schlechteste Wahlergebnis ihrer Geschichte eingefahren hat, dann sollte Armin Laschet nicht davon reden, Wahlsieger zu sein.“ Warum die SPD am Ende so viel Fahrt aufgenommen hat, kann auch Wiese schlussendlich nicht beantworten: „Bei vielen Hausbesuchen habe ich gemerkt, dass es die Meinung vieler Bürgerinnen und Bürger war, dass sie nur Olaf Scholz die Aufgaben eines Kanzlers zugetraut haben“.
Cronenberg erneut im Bundestag
Bei der FDP im Hochsauerlandkreis herrscht „sehr gute Stimmung“, berichtet Bundestagskandidat Carlo Cronenberg. Die Liberalen feiern gestern Wahlparty in Neheim. Cronenberg hatte einen der vorderen Plätze auf der Liste seiner Partei und zieht erneut in den Deutschen Bundestag ein. Mit Blick auf die Zweitstimmen sprach er von einem „sehr, sehr guten Ergebnis“. Der 59-jährige Müscheder geht davon aus, dass die FDP an der nächsten Regierung beteiligt sein wird - sei es in Form von Jamaika (mit CDU und Grünen) oder einer Ampel (mit SPD und Grünen). Auf dem Weg dahin rechnet er allerdings mit sehr langandauernden Verhandlungen. Cronenberg sieht größere Schnittmengen mit der CDU und würde ein Jamaika-Bündnis bevorzugen. Mit den Grünen sieht der Liberale ebenfalls gewisse Übereinstimmungen bei Bildung und Digitalisierung. Froh sei er darüber, dass kein rot-grün-rotes Bündnis möglich sei, sagte Cronenberg.
Tillmann unzufrieden
Die Grünen haben auf Kreisebene ordentlich zugelegt (ein Plus von mehr als fünf Prozent) und auch Maria Tillmann hat rund 3,5 Prozent mehr Stimmen geholt als ihre Vorgänger-Kandidatin 2017. Trotzdem ist sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden. „Unser Programm und unsere Zielsetzungen sind so enorm wichtig, da hätte mehr drin sein müssen. Wir haben so hart gearbeitet und uns so engagiert. Ich habe mit sehr vielen Leuten gesprochen. Gerne hätte ich auf Bundesebene etwas bewirkt und mitgestaltet. Was wir jetzt brauchen, ist eine Klima-Regierung. Es macht mir inhaltlich richtig Sorgen, dass unser Ergebnis nicht besser ausgefallen ist.“ Tillmann steht auf Listenplatz 31 und dürfte den Einzug in den Bundestag nicht geschafft haben.
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Sie kritisiert in einer ersten Stellungnahme vor allem den Wahlkampf auf Bundesebene, der sehr schwer gewesen sei, weil man Bagatellen kanalisiert und bewusst hoch gespielt habe, um die Kanzlerkandidatin bewusst in Misskredit zu bringen.