Olsberg/Bigge. So etwas hat Minister Reul noch nicht erlebt: Ein Großfeuer bei der Feuerwehr. Er meldet sich beim Bürgermeister. Was nach dem Brand wichtig wird

Wenn es brennt, lässt man Feuerwehrleute ran. Die sind vom Fach, die sind gut ausgerüstet, die wissen was sie tun. Wenn aber dicke Rauchschwaden aus dem Feuerwehrhaus quillen, die Schutzkleidung unerreichbar in den Spinden des Gebäudes hängt und die Löschfahrzeuge in Gefahr sind – dann ist das eine Situation, auf die sich kein Feuerwehrmann der Welt vorbereiten kann. „Natürlich haben wir kurz überlegt, was wir überhaupt machen können. Und dann sind wir doch ohne Schutzausrüstung rein und haben die Fahrzeuge herausgeholt.“ Sehr anschaulich schildert Feuerwehrsprecher Edgar Schmidt die ersten, nicht ganz ungefährlichen Minuten des Einsatzes vom Montagmorgen.

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Bürgerinnen und Bürger müssen sich nicht sorgen

Die wichtigste Nachricht am Tag nach dem Brand des Feuerwehrhauses ist aber diese: Der Brandschutz in Olsberg ist nach wie vor gewährleistet. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich nicht sorgen, dass im Falle eines Falles die Schlagkraft der Truppe beeinträchtigt sein könnte. Edgar Schmidt: „Mit den drei Ersatzwagen ist die Wehr gut gewappnet. Einzig die Drehleiter fehlt uns; die müssten wir dann im Bedarfsfall aus Brilon, Winterberg oder Meschede anfordern.“ Dass vorübergehend die neun Löschgruppen aus den Ortsteilen der 74 Mitglieder starken Stützpunktwehr des Löschzuges Bigge-Olsberg anders als sonst unter die Arme greifen müssten, glaubt er nicht. „An der Alarm- und Ausrückeordnung ändert sich nichts. Es gibt auch keinen Plan B oder ein anderes Brandschutzkonzept. Das läuft wie gehabt weiter.“

Völlig mit Ruß kontaminiert: ein Teil der Olsberger Feuerwehr-Flotte nach dem Brand in der Fahrzeughalle.
Völlig mit Ruß kontaminiert: ein Teil der Olsberger Feuerwehr-Flotte nach dem Brand in der Fahrzeughalle. © WP | Joachim Aue

Nach den aufregenden Stunden vom Montag müssen sich die Feuerwehrleute zunächst in Geduld üben. Denn sie können selbst nicht viel machen. Das Gebäude darf zurzeit nicht betreten werden, weil erst ein Statiker feststellen muss, inwieweit die Standfestigkeit des Hauses beeinträchtigt ist. „Den Sozialtrakt können wir hingegen weiter nutzen. Der ist vorbildlich durch Brandschutzwände von den Fahrzeughallen getrennt“, hatte Schmidt noch am Vormittag gesagt. Wenig später musste er revidieren. „Auch der Bereich darf nicht betreten werden, weil er vom Rauch kontaminiert ist und gereinigt werden muss.“

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Auch für Feuerwehrleute emotional berührend

Feuerwehrleute brennen für ihre Arbeit. Ohne persönliches Engagement und tiefe Überzeugung könnten sie ihre vielfältigen und schwierigen Aufgaben gar nicht wahrnehmen. Insofern wundert es nicht, dass der Brand im eigenen Haus eine Ausnahmesituation ist, die auch emotional berührt. Edgar Schmidt: „Wenn wir normalerweise zu einem Brand ausrücken, gibt es einen festen Ablauf und feste Positionen. Jeder weiß, wo seine Schutzkleidung hängt, jeder hat seinen festen Platz im Einsatzfahrzeug. Diese Strukturen waren plötzlich weg. Ich habe am Montagmorgen Fotos gemacht, und wenn ich mir die heute anschaue, sehe ich verzweifelte Gesichter.“

Millionen an Werten gerettet

Und wie geht es nun weiter? Am Dienstagnachmittag sollten noch Ersatzhelme geliefert werden. Ersatzkleidung lagerte noch im Rathaus. Fachleute vom Bau müssen ermitteln, ob das Gebäude aus dem Jahr 1972 überhaupt noch zu retten ist. Auch die sonst so feuerroten und jetzt mit schwarzem Ruß überzogenen Fahrzeuge müssen in Augenschein genommen werden. „Es ist gut, dass wir sie noch rausholen konnten. Dadurch haben wir Millionen an Werten retten können“, sagt Schmidt. Einige Autos haben in den Hallen von zwei Olsberger Firmen ein Dach über dem Kopf gefunden. Aber so ein Löschfahrzeug ist mit Trinkwasser gefüllt, das beim bevorstehenden Herbst/Winter leicht gefrieren könnte. Die Hallen müssen daher beheizbar sein. Ob die Schutzkleidung noch taugt, muss ebenfalls überprüft werden. Edgar Schmidt: „Das Material ist ja nur für kurzzeitige Beflammung ausgelegt. Es kann durchaus sein, dass es nicht mehr brauchbar ist.“

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Der Wehrsprecher ist kein Pessimist und wag auch nur eine vorsichtige Schätzung: „Man weiß ja noch nicht ob saniert oder komplett abgerissen werden muss. Aber ich befürchte, es wird eineinhalb Jahre dauern, bis wir hier wieder Normalität haben.“

Sie retten, was zu retten ist: Der Löschzug Bigge-Olsberg schafft es am Montag noch, die Autos aus der verqualmten Halle zu holen.
Sie retten, was zu retten ist: Der Löschzug Bigge-Olsberg schafft es am Montag noch, die Autos aus der verqualmten Halle zu holen. © Feuerwehr Bigge-Olsberg | Edgar Schmidt

Jörg Fröhling, Sprecher der Stadt Olsberg, sagte auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Versicherungen bereits einen Gutachter geschickt hätten, der nun die Reihenfolge weiterer Begutachtungen festlegen werde. Die Stadt als Dienstherrin der Feuerwehr werden sich darum bemühen, kurzfristig geeignete Unterstellmöglichkeiten für die Einsatzfahrzeuge zu finden.

Land sagt Unterstützung zu

Der Brand des Feuerwehrhauses hat sich sogar bis zum Innenministerium herumgesprochen. Innenminister Herbert Reul, so Fröhling, habe sich bei Bürgermeister Wolfgang Fischer gemeldet und gesagt, dass es nach seinem Wissen einen solchen Vorfall in NRW noch nicht gegeben habe. Reul habe der Stadt Olsberg die Unterstützung des Landes zugesagt.

Am Dienstagmorgen hat es übrigens einen ähnlichen Fall im holsteinischen Oldenburg gegeben. Etwa 100 Feuerwehrleute haben in der Nacht und am Morgen einen Brand in der zentralen Wache der dortigen Feuerwehr gelöscht. Auch hier brannte ein Fahrzeug komplett aus, viele weitere wurden beschädigt.

Die Solidarität unter den Städten und Feuererwehren ist übrigens groß. Am Rande eines Pressegesprächs in Winterberg sagte Bürgermeister Michael Beckmann, die Stadt habe sich nach dem Feuer mit dem eigenen Wehrleiter in Verbindung gesetzt und Hilfe in Olsberg angeboten. „In so einer kritischen Zeit muss man sich unterhaken. Es geht um Menschen.“