Olsberg. Mitarbeiter im Aldi Olsberg verweigern einem Mädchen den Toilettengang. Die Oma ist entsetzt. Aldi reagiert sofort – und zwar sehr deutlich.

Corona sorgt für Toiletten-Chaos. Nicht zum ersten Mal ist in einem Geschäft einem Kind der Toilettengang verweigert worden. Anne Jurek aus Olsberg ist in genau diese Situation geraten: Mit ihrer Enkelin, die erst drei Jahre alt ist. Im Aldi in Olsberg durfte das Mädchen nicht zur Toilette. „Unverschämt“, findet die Olsbergerin. Aldi entschuldigt sich bei der Frau – und erklärt sich.

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Am 21. August passt Anne Jurek auf ihre beiden Enkelinnen (3 und 6 Jahre alt) auf. Es ist ein Tag vor ihrem Spanien-Urlaub und sie will schnell einkaufen gehen. „Ich wollte nur auf einen Sprung in den Supermarkt, also hatte ich nicht viel dabei“, sagt Anne Jurek. Gegen halb vier betritt sie die Aldi-Filiale. „Oma, ich muss ganz dringend Pipi“, sagt die Dreijährige plötzlich.

Das Mädchen kann nicht mehr lange anhalten

Anne Jurek spricht eine Mitarbeiterin an, das Mädchen müsse auf die Toilette, könne nicht mehr lange anhalten. Die Mitarbeiterin muss Rücksprache mit ihrem Vorgesetzten halten, verschwindet kurz im Büro. Sie kommt mit einer schlechten Nachricht zurück. Eine Nutzung der Toilette sei nicht möglich – wegen Corona.

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„Ich sagte ihr, in jedem Restaurant und Café dürfen wir auf die Toilette gehen. Aldi verkauft Kinderspielzeug und Babykleidung, gibt sich familienfreundlich. Wenn Kinder dort nicht mal auf die Toilette gehen dürfen, wie familienfreundlich ist das Geschäft dann wirklich?“, ärgert sich Anne Jurek. Jeder habe ein Hausrecht, könne doch die Toilette zur Verfügung stellen so die Olsbergerin. Sie muss ihre Enkelin auf dem Parkplatz abhalten.

Aldi reagiert mit einer Entschuldigung – und rechtfertigt sich

Die Pressestelle von Aldi reagiert mit einem ausführlichen Statement, als die Westfalenpost sie mit den Vorwürfen konfrontiert. „In der aktuellen Corona-Pandemie steht in unseren Märkten das Mitarbeiter-WC aus hygienischen Gründen und aufgrund der geltenden Schutzmaßnahmen in erster Linie unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung. In dringenden Fällen machen wir selbstverständlich Ausnahmen. Gerade bei Kindern oder älteren Kunden ermöglichen wir die Nutzung des Mitarbeiter-WCs“, heißt es seitens Dr. Axel von Schemm, dem Marketingleiter von Aldi Nord. Man bedauere sehr, dass das Kind eine unangenehme Situation in einem ihrer Märkte erlebt habe. Man habe den Vorfall intern mit den beteiligten Mitarbeitern besprochen. „Unsere Kassiererin hat über den hausinternen Funk bei der stellvertretenden Filialleitung nachgefragt, ob ein Kunde auf die Toilette darf. Dass es sich um ein Kind handelte, wurde dabei leider nicht erwähnt.“

Das Marketingteam habe diesen Vorfall zum Anlass genommen, um die Mitarbeiter für diese Fälle noch einmal zu sensibilisieren. „Unsere Mitarbeiter vor Ort bedauern die Situation natürlich sehr, und wir möchten uns bei der Kundin und ihrer Enkelin entschuldigen. Das würden die Kollegen und Kolleginnen vor Ort auch bei nächster Gelegenheit persönlich bei der Kundin tun.“

Kunden-WCs seien nicht flächendeckend vorzuhalten

Von Schemm betont außerdem: „In dringenden Fällen, gerade bei Kindern und älteren Kunden, ermöglichen wir die Nutzung des Mitarbeiter-WC und das wäre auch im beschriebenen Fall selbstverständlich so gewesen. Nur wie bereits beschrieben, war in dem Gespräch nie die Rede von einem Kind oder einer besonderen Dringlichkeit.“

In vielen modernisierten ALDI Märkten wird laut Sprecher von Aldi eine Kundentoilette angeboten, allerdings nicht flächendeckend in allen 2200 ALDI Nord Filialen.