Winterberg. Urlaub in der Flasche oder zumindest die Erinnerung daran bieten Patrick und Claudia Fahle. Sie erschufen mit „Mileys“ einen Gin aus Winterberg.
Die Sonne geht langsam unter, während der Blick Richtung Meer wandert. Die wohlige Wärme ist auf der Haut zu spüren, das Rauschen der Wellen ist leicht zu hören. Erholung pur im Urlaub. Irgendwann endet er natürlich, aber kann man ihn nicht doch mitnehmen? Ein bisschen Italien für Zuhause. Die Erinnerung an diesen einen Abend immer wieder vor Augen führen können. Also wird der Wein von diesem Tag gekauft und mit nach Hause genommen. Der Geschmack ist ein Trip in die Vergangenheit. Patrick und Claudia Fahle aus Winterberg haben ein Pendant dazu entwickelt, das den Aufenthalt im Sauerland in der Flasche einschließt. Der Weg dorthin kostete viele Nerven.
Das Ehepaar hat schon seit Jahren Erfahrung auf dem Gebiet der Spirituosen, denn mit „Planbar“ haben sie einen Bar- und Eventservice. Nebenbei geben sie auch Workshops, damit auch andere lernen, wo geschüttelt und wo gerührt werden muss. „Dabei entstand dann die Idee und auch der Wunsch nach einem eigenen Produkt“, sagt Patrick Fahle. Allerdings ist die Auswahl an Spirituosen groß. Die erste Überlegung ging Richtung Gin, denn in Großstädten ist das Getränk seit ein paar Jahren schon im Trend. „Aber im Sauerland war der Trend noch nicht angekommen. Den trank man hier noch nicht in dem Maße. Der Trend ging eher zu leichten Getränken, die am nächsten Tag keine Kopfschmerzen hinterließen“, so Fahle. Aperitifs waren in aller Munde und dann machte es das erste Mal in diesem langen Schaffensprozess Klick: Warum nicht beides kombinieren. Gin und Likör.
Dosierung beim Gin-Likör ist entscheidend
2017 ging das Ehepaar dann ans Werk und überlegte, wie der Geschmack wohl sein sollte. Fruchtig, blumig, erdig. Es mussten viele Experimente gemacht werden. Die endgültige Wahl fiel dann auf die Himbeere. Das Endprodukt soll aber nicht einfach ein Schnaps sein, sondern mit anderen Zutaten kombiniert werden. „Das wurde dann zu einem ‘Problem’, denn diese Zutaten nahmen dann den Geschmack weg oder die Frucht war zu stark. Wir mussten ständig dran feilen bis meine Frau dann sagte, dass es ihr schmeckt“, sagt Patrick Fahle.
Da das Getränk vor allem auf ein weibliches Publikum abzielen soll, hatte Claudia Fahles Meinung entsprechend viel Gewicht. Nicht nur die Geschmacksnerven waren lange Zeit gefragt, sondern auch Geduld. Es wurde immer anstrengender die vorherigen Kreationen zu probieren. Laut Patrick Fahle schafften sie am Tag maximal fünf Kostproben, weil der Gaumen anschließend auch nicht mehr zwischen den unterschiedlichen Angeboten differenzieren konnte. „Man weiß im Vorfeld auch nicht genau, wie sich diese eine Zutat jetzt genau auswirkt. Da ist auch viel Mist bei gewesen. Es war ein Glücksfall, dass wir so einen Treffer gelandet haben“, erklärt Fahle. Seine Frau kann ihm da nur beipflichten.
Tochter gibt dem Gin ihren Namen
Nun stand zwar die Rezeptur fest, aber das Kind brauchte auch einen Namen. Ein namenloses Getränk bleibt schlecht im Gedächtnis. Familie Fahle musste nicht weit schauen. Der eigenen Sprössling sorgte für eine zündende Idee, wie sich Patrick Fahle erinnert: „Ich saß auf dem Sofa und meine Frau rief unsere Tochter Miley. Da sahen wir uns an und dachten, wieso nicht Mileys?“ Dagegen sprach nichts und so konnten die Fahles circa ein Jahr nach ihren ersten Überlegungen das erste Mal das fertige Produkt in Händen halten. Ein stolzes Gefühl machte sich beim Anblick breit und Tochter Mileys kam nicht umhin sich zu wundern, ob da auf dem Etikett nicht ihr Name steht.
Darauf wird die Kleine dann auch schon mal angesprochen, denn wer hat schon einen eigenen Gin-Likör in so jungen Jahren? Das erfüllt auch Miley mit Stolz, auch wenn sie nicht genau weiß, was sich in der Flasche befindet, denn bis sie probieren darf, muss sie noch fast zehn Jahre warten. „Aber wir haben von der ersten Charge Flaschen zurückgehalten, damit das dann mit 18 Jahren nachgeholt werden kann“, sagt Patrick Fahle.
Nachfrage an Produkt aus Winterberg steigt
So lange müssen die Erwachsenen nicht warten und entspannten beim ein oder anderen Glas. Mit Folgen. Großhändler aus allen Teilen Deutschlands fragten plötzlich bei Familie Fahle nach, wo es denn dieses Mileys gäbe nach dem Kunden immer wieder fragen würden. „Das nahm auf einmal seinen Lauf mit dem wir gar nicht gerechnet hatten. Es kam zunächst super in der Region hier an und dann war die Nachfrage plötzlich viel größer“, erinnert sich der Geschäftsführer. Und so wollten auch Kunden aus Hamburg oder beispielsweise Köln wieder in Erinnerungen schwelgen. Statt Meeresrauschen und Strand ging es dann eben um Berge und die Natur.