Winterberg. 35 Jahre ist das Hotel „Der Brabander“ in Winterberg ein Anziehungspunkt für Niederländer. In der Pandemie wird eine neue Zielgruppe entdeckt.
Danny Meurs hat sie. Diese freundliche Art, die Niederländer ausstrahlen. Auch die Corona-Pandemie konnte ihm diese Art nicht nehmen. Dabei waren er und der Familienbetrieb hart getroffen worden. Der 31-Jährige leitet gemeinsam mit seinem Vater Rob Meurs das Hotel „Der Brabander“ in der Touristenhochburg Winterberg. Hinter ihm liegen anderthalb Jahre, die sehr lang waren. 18 Monate, die geprägt waren von viel Ungewissheit. Eine Zeit, in der er trotz aller Widrigkeiten den Mut gefunden hat, neue Wege zu gehen – wenn auch aus der Not geboren.
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Wer die Eingangstür zum Hotel „Der Brabander“ betritt, kann kurz vergessen, dass er sich eigentlich so ziemlich in der Mitte Deutschlands befindet. Der Hochsauerlandkreis ist hier nur durch die Fenster zu erahnen, wo Berge und Wälder des bei Niederländern so beliebten Urlaubsziels zu sehen sind. Im Hotel fühlt sich auch jeder Einheimische so, als wäre er gerade über die Grenze im Westen gefahren.
Busse bringen Touristen nach Hause
Rund 90 Prozent der Gäste des Hotels kommen aus den Niederlanden. So war das vor Corona. Doch als die Pandemie aus China in Winterberg ankommt, ändert sich alles. „Wir mussten unseren Gästen am Frühstückstisch sagen, dass sie abreisen müssen“, sagt Danny Meurs. Der Holländer, der in Winterberg geboren ist und sein ganzes Leben bisher hier verbracht hat, berichtet vom März 2020. Spätestens als seine Mitarbeiter die für das Abendessen vorgesehenen Haxe für die Gäste einpacken, ist ihm bewusst, dass die Pandemie auch sein Hotel erreicht hat. „Zu Anfang war das alles so weit weg. Dann war es bei uns und es war surreal“, sagt Meurs.
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Zu Beginn der Pandemie weiß niemand, wie lange die Schutzmaßnahmen gelten werden. „Wir sind von ein paar Tagen, vielleicht wenigen Wochen ausgegangen“, sagt er. Busse, die sonst Gäste aus den Niederlanden nach Winterberg bringen, bringen die Gäste verfrüht wieder in die Heimat. Auf der Rückfahrt nach Winterberg sind sie leer.
Ein Novum in der Geschichte
Lange dürfen keine Gäste aus den Niederlanden einreisen. Erst im Sommer gibt es erste Lockerungen, die es Meurs’ Landsleuten erlauben, wieder für wenige Tage bei ihm Urlaub zu machen. Als sie wieder kommen können, sind sie aber schon lange nicht mehr unter sich. Die Deutschen sind gekommen. „Wir haben uns schnell an die Situation anpassen müssen“, sagt Danny Meurs. Das bedeutete in Zeiten der erschwerten Einreise für Touristen oder teilweise komplett geschlossenen Grenzen, dass das Hotel seine Zielgruppe erweitern muss.
„Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Hotels haben wir Prospekte und Flyer auf deutsch gedruckt. Wir haben die wenigen deutschen Adressen, die wir unter unseren Gästen haben, angeschrieben“, berichtet Meurs. Viele Lastminute-Buchungen aus Deutschland helfen dem Hotel, dessen eigentliche Zielgruppe nicht einreisen kann. „Der Anteil deutscher Übernachtungsgäste liegt jetzt bei 25 bis 30 Prozent“, sagt Meurs. Sie haben ihn und das Hotel über den Sommer gebracht. Was sich in der Krise bewährte, soll jetzt bleiben.
Hilfe für die eigenen Leute
Geblieben ist auch das Personal im „Brabander“, was Danny Meurs besonders freut. Bis zum Februar stockte das Hotel das Kurzarbeitergeld der Mitarbeiter auf den normalen Lohn auf. Dann aber wurde die Luft dünner. „Im Januar und Februar machen wir normalerweise 2,7 Millionen Euro Umsatz. Das war durch die Überbrückungshilfen nicht mehr gedeckelt“, sagt Meurs. Ein Drittel des Jahresumsatzes fehlte, die Fixkosten waren nicht einmal ansatzweise gedeckt. Die Aufstockung des Gehalts wurde auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst.
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Seit Juni ist „Der Brabander“ wieder geöffnet, der große Ansturm hält sich aber noch in Grenzen. Die Inzidenzwerte steigen seit der Ausbreitung der Delta-Variante wieder leicht. Die Hoffnungen von Danny Meurs bleiben aber konstant. „Ich hoffe einfach, dass bald wieder alles normal ist und wir nicht auf tausend Dinge Rücksicht nehmen müssen“, sagt er. Noch aber ist Vorsicht geboten, der Tourismus in Winterberg ist immer noch mit angezogener Handbremse zu betrachten. Wenn diese gelöst wird, ist Danny Meurs auf jeden Fall bereit, das Pedal wieder durchzutreten.