Hochsauerlandkreis/Brilon. Antragsstau auf der HSK-Führerscheinstelle: Jugendliche müssen Wochen auf ihren Führerschein warten. Die Probleme sind im Kreishaus bekannt.

Da dürfte sich beim Lesen dieser Zeilen manch ein Autofahrer die Augen reiben: Die Schließung der Führerscheinstelle in Meschede habe - und das teilt der Hochsauerlandkreis auf Anfrage der WP wörtlich mit - „zu einer effizienteren Bearbeitung der Anliegen“ geführt. Friedel Thiele, Fahrlehrer aus Brilon und Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Westfalen, hat da ganz andere Erfahrungen gemacht.

Statt früher ein bis zwei Wochen dauere die Bearbeitung der Fahrprüfungsunterlagen mittlerweile acht bis zehn Wochen, und ohne die können die Prüfungen nicht abgenommen werden. Thiele: „Wir können nicht planen.“ Was vor allem die Geduld der Fahrschüler und in vielen Fällen auch die der Eltern strapaziert. Schließlich ist der Führerschein für die meisten ein Meilenstein beim Erwachsen werden und ein Symbol für Freiheit. Friedel Thiele kann das Unverständnis über die Verzögerungen nachvollziehen, aber: „Wir Fahrlehrer können doch nichts dazu.“

Probleme auch für Berufskraftfahrer

Für Berufskraftfahrer eine Voraussetzung: die sogenannte Fahrerkarte. Bei der Verlängerung - wie auch bei der Ausgabe von Führerscheinen - gibt es derzeit an der Führerscheinstelle des HSK in Brilon erhebliche Verzögerungen.
Für Berufskraftfahrer eine Voraussetzung: die sogenannte Fahrerkarte. Bei der Verlängerung - wie auch bei der Ausgabe von Führerscheinen - gibt es derzeit an der Führerscheinstelle des HSK in Brilon erhebliche Verzögerungen. © Unbekannt | Jürgen Hendrichs

Auch in einem anderen Bereich hakt es, und da geht es nicht nur um den Spaß am Autofahrer, sondern ums Geschäft. Berufskraftfahrer sind nicht nur auf die Fahrerlaubnis angewiesen, sondern sie benötigen auch die „Fahrerkarte“. Die hat die früheren Tachoscheiben abgelöst und dient zum Beispiel zur Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten. Beide müssen alle fünf Jahre erneuert werden.

Früher, so sagt es der 50-jährige Unternehmer, habe er die erforderlichen Unterlagen inklusive der ärztlichen Bescheinigungen bei der Führerscheinstelle abgegeben „und zwei Wochen später war alles erledigt.“ Doch das ist die Vergangenheit. Im Jahr 2021 geht das anders.

Ende April reichte er routinemäßig die Unterlagen zur Verlängerung ein, gut vier Wochen vor Ablauf der Gültigkeit. Seit nunmehr über zwei Wochen dürfen nur noch Mitarbeiter auf den Bock. Was den Unternehmer mit langjähriger Fahrpraxis verwundert: Für die üblichen Nachweise zur Befähigung der Fahrerlaubnis sei corona-bedingt eine Karenzzeit bis Oktober eingeräumt worden - „Aber ohne Fahrerkarte geht es doch nicht!“

Probleme sind bekannt

„Die Probleme in den Führerscheinstellen sind bekannt“, so HSK-Pressesprecher Jürgen Uhl auf Anfrage der WP. Wegen der pandemiebedingten Schließung der Kreishäuser erfolge seit rund einem Jahr die Bearbeitung der Anliegen „ausschließlich auf dem Postweg“. Das sei „in vielen Fällen zeitlich aufwändiger als eine Bearbeitung in direktem Kundenkontakt“, schildert Uhl eine der Ursachen für die zeitliche Verzögerung.

Mit der Schließung der Führerscheinstelle Meschede sei keine Personaleinsparung verbunden gewesen, betont der HSK-Sprecher. Allerdings seien zwei Stellen aufgrund von Personalwechseln vakant. Ein Ende ist allerdings in Sicht. „Spätestens Anfang Juli“ sollen die Stellen wiederbesetzt werden, und zwar beide in Brilon.

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Auch wenn derzeit die Corona-Inzidenz weitere Lockerungen ermöglicht hat: „Publikumsverkehr während geordneter Öffnungszeiten beim Hochsauerlandkreis wieder zuzulassen, ist im Zusammenhang einer nach und auch noch mit Corona verantwortbaren gesamten Öffnungsstrategie für die Kreishäuser und Einrichtungen beim HSK zu betrachten“, so der Kreissprecher. Zwar könne derzeit „noch keine zeitliche Aussage getroffen“ werden, aber die aktuelle Entwicklung gebe „genug Anlass, hier zuversichtlich und optimistisch nach vorn zu schauen“.

Aber ein Zurück in Vor-Corona-Zeiten wird es - wie in vielen anderen Branchen - auch bei der Öffentlichen Verwaltung nicht geben. Auch wenn es wieder Termine und Kontakte geben sollte, werden die „vermutlich unter anderen Voraussetzungen zu organisieren sein“. Eine Öffnung für physischen Publikumsverkehr, so Jürgen Uhl, brauche intelligente und gestaffelte Lösungen. Das Risiko, dass sich womöglich Besucher drängen, wolle schließlich niemand eingehend.

Wartezeiten auch bei der Zulassung

Nicht nur bei den Führerscheinstellen gibt es Klagen über Wartezeiten, bei den Zulassungsstellen des Hochsauerlandkreises sieht es ähnlich aus. Corona-bedingt versucht der HSK, die Besucherströme auf die Straßenverkehrsämter in Arnsberg und Meschede zu konzentrieren und Brilon auf diese Weise zu entlasten. In Meschede und Arnsberg, so der HSK, laufen jeweils rund die vierfache Anzahl von Anträgen ein wie in Brilon.

So sollte der Käufer eines Gebrauchtwagens aus Velmede, wie die WP-Ausgabe Meschede in der vergangenen Woche berichtete, rund vier Wochen auf einen Termin in der Zulassungsstelle warten - dabei hatte er mit dem Verkäufer doch vereinbart, sich umgehend um die Ummeldung des Wagens zu kümmern. Bei einer Nachfrage im Straßenverkehrsamt erhielt er den Tipp, sich doch an einen Zulassungsdienst oder einen Händler zu wenden. Denn die können - im Gegensatz zum Otto Normalfahrer - werktags von 7.30 Uhr bis 10 Uhr ohne Termin und ohne Einschränkung vorsprechen. 20 Euro musste der Velmeder für den Anmeldeservice zu den 1500 Euro Kaufpreis drauflegen. Der HSK bezeichnete in diesem Fall die Wartezeit noch als „moderat gegenüber anderen kreisfreien Städten und Kreisen“. Ärgerlich ist sie für Fahrschüler und Berufsfahrer aber trotzdem.