Winterberg. Die Tourismusbranche in Winterberg schaut wohl weiter in die Röhre - nur in einem Aspekt besteht Grund zur Hoffnung auf Öffnungen.

Volle Biergärten, belegte Hotelbetten und regen Touristenverkehr sucht man derzeit in Winterberg noch vergeblich. In anderen Bundesländern hingegen gibt es bereits Pläne, am anstehenden Pfingstwochenende die bundeseinheitliche Notbremse zugunsten der Tourismusbranche zu lockern. Das sorgt in Winterberg für schlechte Stimmung. Tourismus-Chef Winfried Borgmann wünscht sich mehr Vergleichbarkeit – und glaubt an eine große Nachfrage.

Während in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz bereits offen über Lockerungen an den Pfingstfeiertagen gesprochen wird, wartet die gesamte Tourismusbranche in Nordrhein-Westfalen weiter auf eine Perspektive. Derzeit befindet sich die bei Touristen gefragte Region rund um Winterberg im Bundeslockdown. Lockerungen für den Betrieb von Hotels, Gaststätten und Freizeiteinrichtungen sind erst ab einem Inzidenzwert von 100 vorgesehen.

Andere Maßstäbe bei ähnlichen Voraussetzungen

Das in anderen Bundesländern bereits eine politische Debatte über eine Wiederaufnahme des touristischen Betriebs geredet wird, sorgt bei Winterbergs Tourismus-Chef Winfried Borgmann für Unverständnis. „Das ist sehr unzufriedenstellend, ich wünsche mir da mehr Vergleichbarkeit“, sagt er.

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Die Initiative einiger Bundesländer stößt auch bei der Industrie-und Handelskammer (IHK) in Arnsberg auf Unverständnis. „Es darf nicht sein, dass sich einige Regionen mit umfangreichen vorgezogenen Lockerungen Vorteile verschaffen können. Dann müssen auch unsere Betriebe öffnen dürfen. Jetzt muss wieder Geld verdient werden können“, sagt IHK-Präsident Andreas Rother.

Dass es aufgrund der möglichen früheren Lockerungen in anderen Bundesländern zu einer verzerrten Konkurrenzsituation unter den deutschen Urlaubsregionen kommen könnte, sieht Winfried Borgmann indes nicht. „Woanders sind die Kapazitäten auch begrenzt. Zudem ist die Nachfrage im Moment groß“, sagt er.

Laumann schiebt den Riegel vor

Dieser Forderung erteilte NRW-Innenminister Karl-Josef Laumann eine klare Absage. „Wir haben aktuell noch 30 Kreise, wo die Schulen zu sind und außerdem noch volle Intensivstationen“, sagte Laumann. Einen ähnlichen Kurs wie in Bayern zu fahren, hält er derzeit für ausgeschlossen – und schiebt damit auch den Hoffnungen der Winterberger Tourismusbranche einen Riegel vor. Diese kann allerdings bei einem stabilen Sieben-Tage Inzidenzwert im Hochsauerlandkreis von unter 100 auf eine geöffnete Außengastronomie hoffen. Über Kommunalverfügungen könnten Öffnungen ermöglicht werden, sagte Laumann.

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Winfried Borgmann hinterfragt dagegen die verschiedenen Maßstäbe, die innerhalb Deutschlands an mögliche Öffnungen gekoppelt sind. Denn die Konzepte zur Vermeidung von Corona-Infektionen sind in Bayern ziemlich identisch mit denen in NRW. „Und wenn Bayern sagt, dass sie ein Urlaubsland sind, dann beanspruche ich das auch für uns“, so Winfried Borgmann. Ausnahmen solle es im eigentlich bundesweit einheitlichen Lockdown nur dann geben, wenn diese für alle gleichermaßen gelten würden. Grundsätzlich freue er sich für jeden Betrieb in Deutschland, der seine Arbeit an den kommenden Feiertagen wiederaufnehmen kann. Was aber in Bayern gelte, sollte auch für Winterberg Maßstab sein.

Die Geduld findet langsam ein Ende

Die Geduld der Hoteliers und Gastronomen sei aufgrund der unterschiedlichen Handhabe in den verschiedenen Bundesländern wieder einmal aufs Neue strapaziert. „Der Faden ist sehr gespannt“, sagt Borgmann. „Da spüre ich nichts von einem Bundeslockdown.“

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Eine zusätzliche Sorge von Winfried Borgmann richtet sich auf die personelle Ausstattung der Tourismusbetriebe. Durch die Pandemie haben viele Arbeitnehmer in den vergangenen Monaten beruflich umorientiert, die ohnehin schon angespannte Situation sei dadurch noch einmal immens verschärft worden. „Die Situation war schon vor Corona angespannt, jetzt ist sie das erst recht“, sagt Borgmann.

Kunden brauchen Zeit zum Buchen

Trotz all des Ärgers und der angespannten Situation sieht er die Betriebe aber gut gerüstet. Sollte es kurzfristig zu Öffnungen im touristischen Bereich stünden Konzepte bereit, die sich im vergangenen Sommer bewährt hatten. Eine Meinung, die auch Stephan Britten von der IHK teilt. „Auf diesen Konzepten kann jetzt aufgebaut werden“, sagt der Tourismus-und Handelsreferent. Darüber hinaus gibt es inzwischen mit der verbesserten Corona-Warn-App und der Luca-App sowie der Möglichkeit Besucher testen zu können weitere Mittel, den Aufenthalt in Winterberg für die Besucher so sicher wie möglich zu machen.

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Und so bereiten sich die auf den Tourismus ausgelegten Betriebe weiter auf eine mögliche Öffnung in den kommenden Wochen vor. Diese bedürfe aber einiger Vorlaufzeit, schließlich müsse den möglichen Gästen auch die Möglichkeit gegeben werden, ihre Reise ins Sauerland zu buchen.