Winterberg/Medebach/Hallenberg. Eine Entwicklung aus dem vorigen Sommer hat sich wieder abgeschwächt. Insbesondere Minijobber haben oft ihre Stelle verloren.
Wie hat sich der Arbeitsmarkt im Südkreis seit Beginn der Corona-Pandemie entwickelt? Statistiken der Bundesagentur für Arbeit bieten dazu interessante Einblicke.
Im Februar 2020, also vor dem ersten Lockdown, waren in Winterberg 224 Personen arbeitslos gemeldet. Im April 2021 waren es 241; ein Anstieg um 7,6 Prozent. Allerdings gab es zwischenzeitlich einen Berg: Im Mai 2020 erreichte die Zahl mit 312 Arbeitssuchenden einen Höchststand und blieb bis einschließlich Juli über der 300er-Marke. Erst seitdem gehen die Zahlen insgesamt wieder zurück.
In Medebach ist die Entwicklung positiver: Dort verzeichnete man im gerade zu Ende gegangenen April 124 Menschen ohne Beschäftigung – so wenige wie in keinem anderen Monat seit Beginn der Pandemie. Im Februar 2020 hatte die Zahl bei 149 gelegen; insgesamt entspricht das einem Rückgang um 16,8 Prozent. Allerdings gab es in Medebach 2020 ebenso wie in Winterberg einen Anstieg in den warmen Monaten, der sein Maximum im Juli mit 192 erreichte. Das Phänomen dieses Sommeranstiegs bei den Arbeitslosenzahlen – den es 2019 nicht gab – zeigt sich 2020 auch in Hallenberg. Allerdings wurde dort das Maximum mit 81 Arbeitssuchenden erst im August erreicht. Über den gesamten Pandemiezeitraum betrachtet ist in Hallenberg wie in Winterberg ein Anstieg der Zahlen zu beobachten: Im Februar 2020 waren es 54 Personen, im April 2021 71 Personen; ein Plus von 31,5 Prozent.
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Bei der Frage, welche Berufsgruppen der Lockdown besonders getroffen hat, kann die Arbeitsagentur lediglich Zahlen für den gesamten HSK liefern. „Da wir die amtliche Statistik sind, unterliegen wir sehr hohen gesetzlichen Anforderungen. Das führt dazu, dass wir die letztlich sehr kleinen Zahlen zum Beispiel in Winterberg selbst anonymisieren müssen“, erklärt Christoph Löhr, Pressesprecher der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion NRW. „Die erste Lehre, die wir bei den Zahlen gezogen haben, war, dass in Winterberg offenbar das Geschäft von vielen Menschen getragen wird, die nicht dort wohnen – zweitens offenbar auch von vielen, die nicht sozialversicherungspflichtig arbeiten.“ Als arbeitssuchend werden nur Personen geführt, die eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit mindestens 15 Stunden wöchentlich suchen, also keinen Minijob.
Minijobber haben aber besonders oft ihre Stelle verloren: Zwischen September 2019 und September 2020 ging ihre Zahl im HSK um 3,8 Prozent zurück, im Gastgewerbe sogar um 8,7 Prozent. Menschen mit sozialversicherungspflichtigen Jobs traf es deutlich seltener: Insgesamt betrug der Rückgang im HSK nur 0,1 Prozent, im Gastgewerbe 0,9 Prozent.
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Im Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe zeigt sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Corona-Beschränkungen: Pendelte die Zahl der monatlich neu gemeldeten Arbeitslosen im Gastgewerbe 2019 noch durchschnittlich zwischen 30 und 40, gab es im April 2020 – unmittelbar nach Beginn des ersten Lockdowns – einen gewaltigen Sprung: 109 Personen aus dem HSK-weiten Gastgewerbe meldeten sich damals arbeitslos, davon 78 aus Beherbergungs- und 31 aus Gastronomiebetrieben. In keiner anderen Branche gab es einen annähernd großen Ausreißer.
Anfangs viele Kurzarbeits-Anträge
Das Instrument der Kurzarbeit wurde im Südkreis wie im gesamten HSK umfangreich in Anspruch genommen. In dieser Statistik ragen die besonders touristisch geprägten Städte Winterberg und Schmallenberg heraus: Zu Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 gingen von den dortigen Betrieben 352 Anzeigen über Kurzarbeit ein (Winterberg 165, Schmallenberg 187). Das waren zusammen fast ebenso viele Anzeigen, wie im gleichen Zeitraum aus der größten Stadt des Kreises, Arnsberg (362), eingingen.
Auch einzeln lagen die Zahlen aus Winterberg und Schmallenberg über denen aller anderen Kommunen im Kreis, mit Ausnahme von Arnsberg. Dieses Verhältnis schwächte sich in den Folgemonaten deutlich ab: Schon im April 2020 lag Winterberg bei der Zahl der Anträge HSK-weit nur noch auf Platz sechs; Medebach und Hallenberg bildeten damals die Schlusslichter der Skala. Die Zahl der Betriebe, in denen kurzgearbeitet wurde, schnellte in Winterberg von Februar bis März 2020 von acht auf 146, im April auf 211 und sank danach kontinuierlich bis auf 78 im vergangenen Oktober. Jüngere Zahlen bietet die Statistik nicht. In Medebach lag der Höchstwert bei 57 Betrieben im April 2020, in Hallenberg bei 26. Damals waren in den drei Südkreis-Städten über 3000 Menschen von Kurzarbeit betroffen.