Altkreis. „Wir sind digital.Dorf.“: Der Regionalmanager der LEADER-Region Hochsauerland, verrät, wie Dörfer sich künftig besser digital aufstellen können.

Auf dem Land und im Dorf läuft viel über persönliche Kontakte und das ist auch gut so. Trotzdem ist es vorteilhaft und sinnvoll, sich künftig auch digital stärker zu vernetzen. Und genau da setzt ein Gemeinschaftsprojekt der südwestfälischen Leader-Regionen an. Ziel dieses Pilotprojektes ist es, Dorfgemeinschaften auf dem Weg zum „Wir sind digital.Dorf“ zu unterstützen. Regionalmanager Christoph Hammerschmidt erklärt, worum es dabei geht.

Digitale Dorfplattform aufbauen

Wie ist die Idee zu diesem Leader-Projekt entstanden?

Christoph Hammerschmidt: Inzwischen haben eine ganze Reihe von Dörfern ihre eigenen Web-Seiten, um sich öffentlich zu präsentieren, die örtlichen Vereine vorzustellen und auf Veranstaltungen hinzuweisen. Ich habe zum Beispiel für meinen Heimatort Deifeld schon vor einigen Jahren eine Internet-Seite erstellt. Es folgten weitere Web-Seiten in den Nachbarorten und es hat sich gezeigt, dass inzwischen immer mehr Dörfer in unserer Region im Internet aktiv sind, aber Hilfestellung benötigen. Viele Dörfer haben die gleichen Wünsche, wenn es darum geht, eine digitale Dorfplattform aufzubauen. Deshalb ist die Idee entstanden, ein gemeinsames System für Südwestfalen zu entwickeln, das man auch für einzelne Dörfer individualisieren kann. Das Projekt wurde gemeinsam mit dem Medebacher Wirtschaftsförderer Michael Aufmhof entwickelt und weiterverfolgt. Auch die Südwestfalen Agentur ist intensiv an diesem Entwicklungsprozess beteiligt.

Austauschen, informieren, vernetzen

Welche Vorteile bringen digitale Plattformen für die Dörfer?

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Sie bieten die Möglichkeit, das eigene Dorf und seine Geschichte öffentlich zu präsentieren, Neuigkeiten bekannt zu machen und für Veranstaltungen oder Aktionen zu werben. Sie können aber auch noch mehr bieten: Sie können helfen, sich untereinander besser zu vernetzen, sich auszutauschen und Kontakte zu vereinfachen. Geplant ist neben der Internetseite auch der Einsatz einer interaktiven Dorf-App. Interessenten können Sie herunterladen und sie nutzen, um sich miteinander auszutauschen. Ähnlich wie bei WhatsApp können zum Beispiel Gruppen gegründet werden, über die dann Arbeitseinsätze oder Nachbarschaftshilfe organisiert, Vereinsnachrichten ausgetauscht oder ein Flohmarkt angeboten werden kann. Auch für Neubürger ist es sicher sehr hilfreich, diese Angebote zu nutzen, um sich in die Dorfgemeinschaft zu integrieren. Wichtig ist: Es geht nicht darum, die Kommunikation in den Dörfern künftig komplett zu digitalisieren, sondern durch digitale Hilfsmittel zu verbessern und das Dorfleben zu intensivieren.

Redaktionsteams gründen

Welche Dörfer können an dem Pilotprojekt teilnehmen?

Dörfer aus der Leader-Region Hochsauerland – also im Altkreis Brilon – können sich beim Regionalmanagement in Medebach bewerben. Dörfer in anderen Leader-Regionen können sich bei ihrer Region bewerben, wenn sie an dem Projekt teilnimmt. Grundsätzlich sollte bei allen teilnehmenden Dörfern die Bereitschaft bestehen, eine eventuell schon bestehende Internetseite komplett durch eine neue zu ersetzen. Darüber hinaus sollten sich mindestens fünf Leute zu einem Redaktionsteam zusammenfinden, das sich bereiterklärt, die Dorf-Webseite für mindestens drei Jahre auf aktuellem Stand zu halten und zu pflegen. Uns ist es wichtig, dass die Dorfplattformen aktiv gepflegt werden und lebendig sind.

Inhaltliche und technische Hilfestellung

Das ist sicher keine leichte Aufgabe und erfordert gewisse Grundkenntnisse. Bekommen die teilnehmenden Dörfer dabei Unterstützung?

Ja auf jeden Fall. Es wird feste Ansprechpartner für redaktionelle, organisatorische und technische Fragen geben. Geplant ist, dafür zwei Stellen zu schaffen. Es soll einen Digitalisierungspaten bzw- -patin geben, der oder die die Redaktionsteams als Kommunikations-Experte berät und einen Techniker oder Technikerin, der bzw. die für technische Fragen zur Verfügung steht. So wird die Website individuell nach den Wünschen des jeweiligen Dorfes gestaltet, also zum Beispiel mit einem eigenen Logo, mit eigenen Bereichen, Bildgalerien und Farben. Für die Inhalte sind dann die Redaktionsteams zuständig. Sie sollen unterstützt werden zum Beispiel bei Themen wie Bildrechten, Datenschutz oder dem Verfassen von Artikeln. Bei unserem Projekt fangen wir übrigens nicht bei Null an. Wir möchten unser Vorhaben in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut umsetzen, das bereits ein Digital-Dorf-Projekt mit Internet-Plattform und App entwickelt hat.

Ländliche Entwicklung fördern

LEADER ist ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Förderung der ländlichen Entwicklung. Zur Region „Hochsauerland“ gehören die Kommunen Marsberg, Brilon, Olsberg, Winterberg, Medebach und Hallenberg. Dörfer, die bei dem „Wir sind digital.Dorf“-Projekt mitmachen möchten, können sich direkt beim Regionalmanagement der LEADER-Region Hochsauerland in Medebach bewerben. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite: www.leader-hochsauerland.de per Mail an: info@leader-hochsauerland.de oder telefonisch unter: 02982 908417; mobil: 0151 58863214.

Projekt soll dieses Jahr starten

Bis wann können sich Dorfgemeinschaften für die Teilnahme bewerben? Wann soll das Projekt starten?

Interessierte Dörfer sollten sich möglichst schnell melden, denn wir möchten spätestens im Herbst an den Start gehen. Wir sind zurzeit in der Vorplanungs-Phase und wollen gerne zügig einen Antrag für die Leader-Förderung stellen. Geplant ist es, uns für das Projekt mit anderen Leader-Regionen in Südwestfalen zu vernetzen. Bis zum Frühsommer sollte feststehen, welche Regionen mitmachen möchten. Insgesamt können an dem Projekt bis zu 100 Dörfern aus Südwestfalen teilnehmen. Übrigens denken wir bereits über die aktuelle Leader-Periode hinaus. Vorstellbar ist, das Projekt im Rahmen der Regionale 2025 weiter zu entwickeln. Auch dafür gibt es schon Ideen. Zum Beispiel könnten etablierte Plattformen um regionale Lieferservice-Angebote, Mitfahrbörsen oder Telemedizin-Angebote erweitert werden.